Acht Malter Korn und zwei Hähne

PFALZEL. Bis in das Jahr 1415 ist die Familie Johanny nachweisbar. Aus der Familie stammten die vom Erzbischof belehnten Müller, die die Burgmühle in Pfalzel betrieben. Einer der Nachfahren ist Helmut Johanny, dessen Großvater der letzte Müller in Pfalzel war.

 Bild aus vergangenen Zeiten: Helmut Johanny zeigt, wie die Mühle einmal ausgesehen hat.Foto: Gabriela Böhm

Bild aus vergangenen Zeiten: Helmut Johanny zeigt, wie die Mühle einmal ausgesehen hat.Foto: Gabriela Böhm

Innerhalb des Bereiches der Burg- und Stiftsimmunität gab es die Stiftsmühle, die in der Stiftstraße gegenüber der Burg zur Mosel hin gelegen ist. Gespeist wurde die Mühle vom Biewerbach, der etwa 20 Mühlen zwischen Aach und Pfalzel antrieb. Der Bachlauf wurde bereits im späten vierten Jahrhundert zur Versorgung des römischen Kaiserpalastes umgeleitet. Der Biewerbach durchquerte als offener Bach den Ort. In seinem Wasser wurde die Wäsche gewaschen. Daneben hatten hier Wäscherinnen gegen ein Zubrot Gelegenheit, Schmutzwäsche aus Krankenhäusern und Kasernen zu reinigen.Getrocknet und gebleicht wurden die Textilien auf den Gemeinde- und Trockenwiesen. Die Stiftsmühle gelangte zu Napoleons Zeiten in das Eigentum der Familie Joanni. Noch bis 1950 war die Installation der Mühle erhalten, heißt es in der Pfalzeler Ortschronik. Johann Johanny war der letzte Müller der Pfalzeler Stiftsmühle, erinnert sich sein Enkel Helmut. Der Großvater starb mit etwa 40 Jahren - kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges.König Friedrich III., der spätere Deutsche Kaiser, verlieh der Familie Joanni ein Familienwappen: ein rot-blaues Feld mit vier silbernen Balken, mit einem Greifen und einem gekrönten Helm, geschmückt mit fünf goldenen Straußenfedern.Eine Schrift aus dem Jahr 1461 beschreibt die Reihenfolge der Mahlberechtigten. Der Müller musste in absteigender Folge zuerst "dem gnädigen Herrn aus Trier, den Herren von dem Kapitel des Gotteshauses, dem Meier und dem Schöffen und dem einzelnen Mann danach" das Getreide mahlen. Die Ursprünge der Stiftsmühle könnten bis in das ausgehende siebte Jahrhundert in die Zeit der Klostergründung der Adula zurück reichen. Die Rechte und Pflichten der Mühlenbetreiber waren detailliert geregelt, ferner die Abfolge der in die Rechte eintretenden Kinder. "Der Belehnte, seine Frau und seine Nachkommen haben mit aufrichtiger Sorge den Bestand zu erhalten und zu vermehren", heißt es in einem Dokument. Dass der Lehnsherr dabei nicht zu kurz kam, zeigt folgende Regelung: Am Martinstag hatte der Müller im Trierer Palast "acht Malter guten reinen reifen Mühlenkorns und zwei federlose Hähne" abzuliefern. Das entspricht heute etwa 1200 Kilogramm Getreide.Morgen in der Serie: Seit 30 Jahren ist die Katholische Jugend eine feste Größe im Stadtteil Pfalzel.

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