Achtung, Satire: Wie 2016 in Trier (bestimmt nicht) wird

Trier · 2016 – aus jetziger Sicht liegen noch 365 Tage voller Ungewissheit und potenzieller Überraschungen vor den Triererinnen und Trierern. Der TV verrät schon einmal vorab, was im neuen Jahr garantiert nicht passieren wird.

Achtung, Satire: Wie 2016 in Trier (bestimmt nicht) wird
Foto: Montage/Biggi Keiser, volksfreund.de

Januar: Inspiriert vom fulminanten Erfolg der Ehrlich-Brothers-Show in der Arena absolvieren OB Wolfram Leibe und Baudezernent Andreas Ludwig ein exklusives Illusionisten- und Magier-Seminar. Ziel der (wie sie sich fortan nennen) Rathaus-Brothers: Leibe will eine Zeitreise zurück in die 1960er Jahre unternehmen und die Eingemeindung von Vororten "richtig machen: Kann ja nicht sein, dass wir uns Trierweiler, Kenn und Mertesdorf entgehen lassen!" Ludwig strebt an, den Investitionsstau an Gebäuden und Straßen "wegzuzaubern". Bürgermeisterin Angelika Birk bewirbt sich bei den Rathaus-Brothers vergeblich um eine Nebenrolle als "Weißer Tiger".

Februar: Die Fusionswelle macht auch vor dem Karneval nicht halt. Nach einer etwas "ernüchternden Session" schließen sich führende Vereine zum KC Grün-Rot-Blau-Weiß M'r wieweln noch onner onser Funken Palnaufen in Trier-Süd 111 zusammen. Auch die Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval (ATK), lokaler Dachverband des organisierten Frohsinns, macht mobil. Sie will erreichen, dass es endlich mal wieder eine Fernsehsitzung aus Trier gibt. Der SWR zeigt sich durchaus interessiert und stellt eine Aufzeichnung/Übertragung in der Session 2031 in Aussicht.

März: Schnapsidee von Landesmuseumschef Marcus Reuter. Analog zur Konstantin-Ausstellung 2007 (Konstantin-Wein, Helena-Wein) kreiert er zur großen Nero-Schau ebenfalls ein süffiges Tröpfchen als Merchandising-Artikel. Sinniger Name: "Brand-Wein".

April: Theaterintendant Karl M. Sibelius richtet sich allen anderslautenden Gerüchten zum Trotz nun doch auf langfristiges Engagement in Trier ein. Zum 500. Jahrestag der vergeblichen Belagerung Triers anno 1522 kündigt er für 2022 als große Jubiläumsproduktion ein postmodernes mittelalterliches Drama mit dem Titel "Franz von Sickingen. Ich kam, sah und ging wieder" an. Autor: Sibelius; eine passende Spielstätte für das monumentale Epos wird noch gesucht.

Mai: Nach dem Aufstieg von Eintracht Trier (übrigens 40 Jahre nach dem ersten Zweitligaaufstieg) wächst die Vorfreude auf die wieder in Reichweite gerückten Duelle gegen den uralten Südwestrivalen 1. FC Kaiserslautern - fragt sich nur, ob in Liga zwei oder drei.

Juni: Rechtzeitig vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich (10. Juni bis 10. Juli) erhält die Gastronomie der Trier-Arena einen neuen Namen. Statt "La Ola" heißt die Gaststätte nun "La O la la!"

Juli: Große Enttäuschung im Trierer Rathaus: Beim Ranking "Hässlichster Großstadtbahnhof Deutschlands" landet Trier nur auf Platz vier hinter Dortmund, Duisburg und Hagen. "Da hatten wir uns mehr ausgerechnet", erklärt OB Leibe in einer ersten Stellungnahme, zeigt sich aber zugleich "zuversichtlich, dass in Anbetracht der gravierenden und permanenten Vernachlässigung durch die Deutsche Bahn beim nächsten Mal ein Spitzenplatz herausspringt".

August: Die Freunde der Tankstelle in der Ostallee gehen wieder auf die virtuellen Barrikaden. Sie wollen die anstehende Schließung verhindern, indem sie Naturschutz für die "Blaue Lagune" beantragen und eine Online-Petition starten. Ihr Slogan "Nur Kranke sind gegen die Tanke" erntet allerdings harsche Kritik auch aus dem Berliner Gesundheitsministerium.

September: Im Stadtrat branden nach der Sommerpause Diskussionen um Straßennamen auf. In Sachen Hindenburgstraße wird rasch eine einvernehmliche Lösung gefunden: Sie heißt künftig Die-Hindenburg-Straße, benannt nach dem gleichnamigen Zeppelin, der 1937 in Lakehurst verunglückt ist. Für die Mohrenkopfstraße wird weiterhin ein politisch korrekter neuer Name gesucht. Trierer Avancen, die Zuckerbergstraße durch den Facebook-Gründer und Multimilliardär Mark Zuckerberg sponsern zu lassen, fruchten in den USA nicht.

Oktober: Nach einem Erdbeben der Stärke 1,8 mit Epizentrum bei Gusenburg-Süd weist die neue Weinberg-Stützmauer an der Olewiger Straße verdächtige Risse auf. Vorsichtshalber wird sie abgerissen und soll durch einen Neubau ersetzt werden - teilweise Straßensperrungen und Verkehrsbehinderungen inklusive. "Bis zum Weihnachtsgeschäft sind wir fertig", verspricht das Tiefbauamt, lässt aber offen, in welchem Jahr.

November: Der ruhende Verkehr fordert erste Opfer. Vor dem Frankenturm (Fußgängerzone) geraten zwei Frauen in Streit, die jeweils ihren Geländewagen dort abstellen und shoppen gehen wollen. Ein Wort gibt das andere ("Das ist mein Parkplatz, ich steh immer hier"; "Nein, ich steh immer hier"), und plötzlich liegen sich die Damen in den Haaren. Beide erleiden Kratz- und Schürfwunden. Das Mitleid der Passanten hält sich in Grenzen.

Dezember: Coup der Stadtwerke (SWT) zum Jahresende. Nachdem das vermeintlich gute Geschäft mit dem Gemeinschafts-Kraftwerk Steinkohle (Gekko) geplatzt ist und von Trierer Seite 16 Millionen Euro verbrannt worden sind, haben die Strategen in der Ostallee eine neue Möglichkeit der (monetären) Kohlegewinnung ersonnen. Nach Römerstrom und Römergas bringen sie nun auch Römersprudel auf den Markt. SWT-Vorstand Olaf Hornfeck bedauert, nicht noch mehr "römeriges" anbieten zu können: Römer Sekt (Herres-Gruppe) und Römer Pils (Binding) gibt's ja schon.
Apropos Bier: Die Rathaus-Brothers kündigen an, 2017 - 20 Jahre nach dem Abriss - die Löwenbrauerei wieder herbei zu zaubern.

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