Achtung, wilde Tiere unterwegs! Zu Gast beim Tier-Präparator in Trier

Trier. · Der Trierer Bernhard Schmitz hat schon viele verschiedene Tiere präpariert, für Museen oder stolze Jägersleute – nur vor Haustieren schreckt er zurück. Warum, das erzählt er im TV-Interview.

 Huch! Streift da ein Gepard durch die Eberhardstraße. Ja, aber er ist ungefährlich.

Huch! Streift da ein Gepard durch die Eberhardstraße. Ja, aber er ist ungefährlich.

Foto: Michael Schmitz



Seit 50 Jahren lässt er tote Tiere aussehen wie lebendig. Bernhard Schmitz führt in der Trierer Eberhardstraße das Zoologische Präparatorium. Das einzige weit und breit. Gerade hat der 64-Jährige vier afrikanische Tiere für das Luxemburgische Naturkundemuseum präpariert, darunter ein ganz seltenes Stück. Der Fototermin mit TV-Reporter Michael Schmitz wird gleich zum längeren Interviewtermin - denn der Mann mit dem ungewöhnlichen Beruf hat viel zu erzählen.

Herr Schmitz, wie präpariert man denn ein Tier?
Bernhard Schmitz: Das Tier wird abgezogen. Also wie ein Kaninchen, das man isst. Dann wird es entfleischt. Kleine Tiere, wie zum Beispiel ein Marder, werden in Alkohol gegerbt. Dann schnitze ich einen Körper aus Hartschaum, und der wird dann wieder mit dem Fell überzogen. Größere Tiere werden vom professionellen Gerber gegerbt, kommen dann feucht zurück. Auch da wird dann ein Körper geschnitzt und die Haut wieder drübergezogen. Das Tier muss dann super aussehen, als würde es leben. Wir legen sehr viel Wert darauf, dass alles lebensecht aussieht, vor allem, wenn es Tiere für ein Museum sind, die dann Tausende von Leuten ansehen. Da muss das schon alles stimmen.

Präparator ist ja ein ungewöhnlicher Beruf. Wie sind Sie dazu gekommen?
Schmitz: Ich stamme aus Wittlich. Unsere ganze Familie ging zur Jagd, wir hatten viele Förster in unserer Bekanntschaft. Hier in der Werkstatt hing ein Schild im Fenster, "Lehrling gesucht!". Ein Bekannter meines Vater hat daneben gewohnt und ihm das erzählt. Dann haben wir uns hier mal vorgestellt und 1965 hab ich dann eine Lehre angefangen.

Wie viele von Ihrer Zunft gibt es denn noch in Trier und im Land?
Schmitz: In Rheinland-Pfalz gibt es noch ein paar, vor allem in Mainz im Naturkundemuseum, einen in Bad Dürkheim. Aber das war's schon.

Wer sind Ihre Kunden?
Schmitz: Meine Hauptkunden sind Jäger. Früher kamen auch schon mal Privatleute, die ein Eichhörnchen haben präparieren lassen, aber die Zeit ist rum. Es hängt sich heute ja keiner mehr einen toten Marder an die Wand.

Kriegen Sie auch manchmal Ärger wegen Ihres Berufs, von Tierfreunden zum Beispiel?
Schmitz: Nein (schmunzelt). Das hat mich auch schon gewundert, dass mir noch niemand die Fenster vollgeschmiert hat.

Sie arbeiten ja mit gestorbenen Lebewesen. Haben Sie irgendwelche Gefühle gegenüber den Tieren?
Schmitz: Nein. Man denkt nur daran, sie möglichst genau und so naturgetreu wie möglich wieder hinzubekommen.

Wie viele haben Sie denn so ungefähr schon präpariert?
Schmitz: Oh Gott. Das kann ich wirklich kaum sagen. Hunderte? Tausende? Ja, doch, Tausende sicherlich.

Gibt es irgendeines, das Sie noch mal unbedingt bekommen wollen, aber bisher noch nicht hatten?
Schmitz: Nein. Obwohl, dieses Erdferkel, das ich jetzt präpariert habe, da habe ich schon gedacht: Da kommt man nie dran, so selten wie das ist. Ein Erdferkel haben die wenigsten Kollegen jemals machen können (lacht).

Das Erdferkel (es lebt in Afrika) gehört aber zu den Tieren, die Ihnen sicher kein einheimischer Jäger gebracht hat, oder?
Schmitz: Nein, die kommen von der Konservatorin des Luxemburger Naturkundemuseums, die die nach etlichen gründlichen Recherchen gefunden hat. Dazu gehören auch ein nubischer Steinbock, ein Gepard und ein Karakal (eine afroasiatische Katze, Anm. der Red). Die sind aus einem Zoo in Tel Aviv gekauft worden. Das Erdferkel ist aus dem Zoo in Kapstadt. Das Naturkundemuseum soll im Winter mit einer neuen Ausstellung eröffnet werden, und da werden die zu sehen sein.

So ein Steinbock ist ja kein kleines Tier. Wie lange arbeitet man daran?
Schmitz: An dem habe ich so drei Wochen gearbeitet.

Gibt es auch Tiere, die sie nicht präparieren würden?
Schmitz: Haustiere. Hunde und Katzen präpariere ich nicht. (schüttelt energisch den Kopf).

Warum?
Schmitz: Der Besitzer hat die Tiere vielleicht zehn Jahre gehabt. Die kann man so gut präparieren, wie man will, das kriegt man nicht so gut hin. Das Tier ist nachher tot und steif, und der Besitzer hatte es lebend. Außerdem muss ich ehrlich sagen (lacht), ich ekele ich mich vor toten Haustieren. Ich weiß auch nicht, warum.

Haben Sie selbst denn auch Haustiere?
Schmitz: Nein. (lacht wieder) Ich weiß einfach nicht, warum, aber ich ekele mich davor. Ich könnte noch nicht mal 'ne tote Katze irgendwo wegholen (lacht).Extra: Für Kinder

 Ein nubischer Steinbock: Drei Wochen Arbeit für den Präparator.

Ein nubischer Steinbock: Drei Wochen Arbeit für den Präparator.

Foto: Michael Schmitz
 Präpariert für Naturkunde-Museum in Luxemburg: ein Karakal, eine afrikanische Katzenart.

Präpariert für Naturkunde-Museum in Luxemburg: ein Karakal, eine afrikanische Katzenart.

Foto: Michael Schmitz
 Seltenes Objekt für einen Präparator: ein Erdferkel.

Seltenes Objekt für einen Präparator: ein Erdferkel.

Foto: Michael Schmitz
 Der Schöpfer des Zoos: Präparator Bernhard Schmitz in seiner Werkstatt in Trier-Süd.

Der Schöpfer des Zoos: Präparator Bernhard Schmitz in seiner Werkstatt in Trier-Süd.

Foto: Michael Schmitz

In Trier-Süd in einem kleinen Geschäft gibt es einen Mann mit einem sehr seltenen Beruf. Er heißt Bernhard Schmitz und ist Präparator. Wisst ihr, was das ist? Das Wort präparieren kommt aus dem Lateinischen, also der Sprache, die die Römer gesprochen haben. Es bedeutet eigentlich vorbereiten. Ein Präparator bereitet auch tatsächlich etwas vor: Er bereitet tote Tiere so vor, dass sie haltbar gemacht werden. Eigentlich würden Tiere ja, wie alle Lebewesen, nach dem Tod verwesen. Ihr Körper würde also nach und nach zerfallen und auch die Knochen würden nach vielen Jahren zerbröseln. Ein Präparator wie Bernhard Schmitz sorgt dafür, dass die Haut oder das Fell von Tieren nicht zerfällt, sondern erhalten bleibt. Aus einem ganz harten Schaum macht er dann einen neuen Körper, auf den das haltbar gemachte Fell oder die Haut des Tieres aufgezogen wird. Die Tiere sehen dann aus wie lebendig - auch, wenn sie sich natürlich nicht mehr bewegen.
Und wer braucht solche Tiere? Museen zum Beispiel, die den Menschen zeigen wollen, wie Tiere anderswo aussehen. Die afrikanischen Tiere auf dieser Seite beispielsweise könnt ihr bald im Naturkundemuseum in Luxemburg ansehen.

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