Adam war ein Trierer

Trier · Ein Norddeutscher entdeckt die Trierer Mundart für sich - und schreibt die Geschichte von Adam und Eva kurzum neu. Das kuriose Ergebnis ist die Kurzgeschichte "Na, dat is joa än Dings! Adam woar än Trieroar" von Freizeit-Autor Rolf Stein (55).

 Ein Trierer Mundartdichter, der in Oldenburg geboren wurde: Rolf Stein. TV-Foto: Marcel Wollscheid

Ein Trierer Mundartdichter, der in Oldenburg geboren wurde: Rolf Stein. TV-Foto: Marcel Wollscheid

Trier. Ein Besuch in Rolf Steins Arbeitszimmer macht deutlich: Dieser Mann ist immer in Bewegung. Ein schwarzer Motorrad-Helm liegt griffbereit auf einem Stuhl in der Ecke des Raumes. Ein Bild an der Wand zeigt ein Segelboot, das auf der Nordsee an einem Leuchtturm entlang schippert. Es ist eine Erinnerung an Steins norddeutsche Heimat.
Auf den drei großen Computer-Bildschirmen im Büro des selbstständigen technischen Konstrukteurs flimmert der Entwurf eines "digitalen Abdrucklöffels". Mit dem Instrument können Zahnärzte das Gebiss eines Patienten dreidimensional auf einem Computer abbilden, ohne die von vielen Patienten gefürchtete graue Abdruckmasse einzusetzen. "Das sind Themen die mich beschäftigen. Unter 1000 anderen Dingen", sagt Rolf Stein und schmunzelt.
Doch ein Hobby erfüllt den Tausendsassa mit dem grauen Musketierbart ganz besonders: das Schreiben. Unter seinem Geburtsnamen Rolf von Manowski veröffentlicht der 55-Jährige Kurzgeschichten und Romane. Sein neuestes Werk heißt: "Na, dat is joa än Dings! Adam woar än Trieroar."
Doch wie kommt man darauf, die Schöpfungsgeschichte von Adam von Eva in Trierer Mundart neu zu schreiben? Katalysator für verrückte Ideen ist Petra Stein, Ehefrau und "Muse" von Rolf Stein. Aus einer "totalen Blödelei", wie Petra Stein im Rückblick sagt, entstand in einer schlaflosen Sommernacht die kuriose Kurzgeschichte über die Schöpfung des Menschen. Der Clou in Steins Erzählung: Die ersten Menschen im Garten Eden sind Frauen. Doch Gott überlegt sich: Was passiert, wenn ich in Rente gehe und keine Menschen mehr formen kann? Deshalb schafft Gott den Mann. Doch es ist ein Mann ohne Beine, ohne Kopf, ohne Körper. Nur ein "Ding". Weder Gott noch Eva und ihre Schwestern im Garten Eden sind zufrieden mit dem sonderbaren umherschwebenden Genital. Und so formt Gott nach und nach einen echten Mann mit Gesicht und Gliedmaßen. Schließlich heißt es: "Und hän hat gesiehn, dat et quant woar".
Der Text wurde von Nicole Lopez-Kayser und Markus Oberbillig in die Trierer Mundart übersetzt. "Ich finde die Sprache einfach lustig und hielt die Schöpfungsgeschichte auf Trierer Platt für eine schöne Idee", sagt Rolf Stein. Zumal seine Interpretation sowieso nicht für kirchliche Messen oder Unterrichtszwecke gedacht sei.Rolf Stein erinnert sich gut an seinen Umzug nach Trier vor 15 Jahren. Damals habe er als Neuankömmling auf einer Geburtstagsfeier kein Wort verstanden. Mittlerweile findet sich der Norddeutsche jedoch gut zurecht in der "Fremdsprache", wie er sagt. An seiner nächsten Geschichte arbeitet der Hobby-Autor bereits. Diesmal handelt es sich um einen Science-Fiction Roman. Mit Geschichten von der Nordseeküste über Trier bis in das Weltall, wie Stein erzählt. "Ich brauche immer etwas Neues!", sagt er.
"Na, dat is joa än Dings! Adam woar än Trieroar" und weitere Geschichten von Rolf von Manowski sind als E-Book und in gebundener Form bei Amazon.de erhältlich.
Extra

"Am Oafang hat de liewe Gott den Himmel un de Erd geschaaf. Und hän hat gesiehn, dat et quant woar. Hän hat de Dierschoa gemaach, die um Buuden krabbeln dun, de Viejelschoa, die mit ihre bunden Flietschoa den Himmel durchgepfliejen dun unn de ganzen Daach rumzwischern, un de Fisch, die im Waasser planschen du nun sich am Lewen freien. Awer irjendebbes hat loa noch gefehlt. Su ebbes wie..., hmmm, wie Leit?" maw

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