Ärger über Verkehrslärm: 80 Dezibel und Risse in der Wand

Trier · Autos und Lastwagen, die über die Schlaglochpisten Bonner und Kölner Straße auf der Trierer Westseite donnern, verursachen Lärm und starke Erschütterungen. Die Anwohner fordern deshalb vehement Tempo 30 für ihren Stadtteil und die Sanierung der beiden Bundesstraßen.

 Die Anwohner in den Trierer Stadtteilen West und Pallien (hier im Bild) beschweren sich über den Lärm und die Erschütterungen, die der Durchgangsverkehr mit täglich 25 000 Fahrzeugen im Durchschnitt verursacht. Tv-Foto: Christian Moeris

Die Anwohner in den Trierer Stadtteilen West und Pallien (hier im Bild) beschweren sich über den Lärm und die Erschütterungen, die der Durchgangsverkehr mit täglich 25 000 Fahrzeugen im Durchschnitt verursacht. Tv-Foto: Christian Moeris

"80 Kilometer die Stunde und mehr haben die Autos und Lastwagen oft nachts auf dem Tacho, wenn sie an meinem Haus vorbeidonnern", sagt Hans Hennefeld, ein Anwohner der Kölner Straße im vielbefahrenen Trierer Stadtteil West/Pallien. "Durch die Erschütterungen, die die Lastwagen verursachen, wenn sie durch die Schlaglöcher vor meiner Tür krachen, habe ich schon Risse in den Hauswänden."

Als Mitglied der Bürgerinitiative "Lebensqualität am Moselufer" kämpft der Rentner mit weiteren Anwohnern der Bonner und Kölner Straße seit sechs Jahren gegen den Schwerlastverkehr und für eine Verkehrsberuhigung vor seiner Haustür. Nun hat sich die Bürgerinitiative sogar mit der Stadt angelegt, weil diese ihre Forderung, eine dauerhafte Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 30 auf den beiden Straßen, abgelehnt hat. Die Bürgerinitiative (BI) legte Widerspruch gegen die Entscheidung ein - nun hat sich der Stadtrechtsausschuss mit der Verkehrssituation in Trier-Pallien und -West sowie mit der Forderung der Bürgerinitiative beschäftigt. Aber auch der Ausschuss lehnte den Antrag der BI auf verkehrsberuhigende Maßnahmen im Ortsbezirk ab.Streit um Tempolimit

Straßenverkehrsamtsleiter Curt Rüdiger Stodulka begründete in der Ausschusssitzung die Position der Stadt: "Die Bonner und die Kölner Straße entlang der Mosel bilden zusammen die Hauptverkehrsachse auf der Westseite der Stadt." Zudem seien die beiden Bundesstraßen B 53 und B 51 Bestandteil des Bundesfernstraßennetzes und damit von überregionaler Bedeutung. "Die beiden Straßen müssen den westlichen Durchgangsverkehr zügig aufnehmen und durchleiten", argumentierte Stodulka gegen das geforderte Tempolimit der Bürgerinitiative. Deshalb solle dort weiterhin Tempo 50 gefahren werden. Das vorübergehende Tempolimit in der Bonner Straße ist den Schlaglöchern geschuldet und soll nach Angaben der Stadt nach der Reparatur der Straße aufgehoben werden.

Zudem befürchtet die Verkehrsbehörde, dass eine 1,6 Kilometer lange 30er-Zone, wie sie die BI für die Westseite fordert, Verkehr auf die Ostseite verlagern könne. Gegenüber dieser sehen sich derzeit die Bewohner der Westseite als benachteiligt. Ihrer Meinung nach führen die neun Ampeln auf der Ostseite dazu, dass Lastwagen- und Autofahrer auf die Westseite mit nur zwei Ampeln ausweichen.

"Obwohl die Westseite im Gegensatz zur Ostseite nur über zwei Fahrspuren verfügt, zählen wir auf unserer Seite knapp 25 000 Fahrzeuge pro Tag", sagte der Anwohner und Vorsitzende der BI, Eike Neumann-Overholthaus, vor dem Rechtsausschuss der Stadt. Auf der vierspurigen Ostseite passieren nach Angaben des Verkehrsamts schon jetzt täglich 48 000 Fahrzeuge die Stadt. "Auch deshalb können wir die Westseite nicht weiter entlasten", sagte Stodulka. "Wir dürfen nicht die Westseite auf Kosten der Bewohner der Ostseite vom Verkehrsaufkommen entlasten. Das macht keinen Sinn."Neubau mit Flüsterasphalt

Hauptursache für den Straßenlärm und die Störung der Anwohner sei aber neben der Menge der Fahrzeuge auch der schlechte Zustand beider Straßen, sagt Neumann-Overholthaus. Die Schlaglöcher und Unebenheiten des Asphaltbelages führten bei den Anwohnern zu einer ungeheuren Lärmbelastung. Der vor Ort gemessene Krach sei gesundheitsschädlich. Deshalb dürfe die Stadt nicht die Belange des Verkehrs vor die Gesundheit ihrer Bürger stellen, indem sie Tempo 30 ablehne.

Der Rechtsausschuss spricht sich in seinem Bescheid dennoch gegen eine Verkehrsberuhigung auf der Westseite aus. "Im Rathaus scheint die Angst vor einer Klage eines Unternehmers gegen Tempo 30 größer zu sein als die Sorge um die Gesundheit der Anwohner", kommentierte Neumann-Overholthaus die Entscheidung des Ausschusses. "Aber immerhin ist man sich einig, dass beide Straßen in einem katastrophalen Zustand sind." Der Ausbau der Bonner Straße sei für 2015 vorgesehen, erklärte dazu Beate Weiland, Leiterin des Rechtsausschusses. Die Anwohner der Bonner Straße hoffen, dass durch den Neubau, bei dem sogenannter Flüsterasphalt zum Einsatz kommen soll, die Lärmbelästigung zumindest etwas sinkt. Hans Hennefeld aus der Kölner Straße fragt sich hingegen, warum seine Straße nicht neu asphaltiert werden soll.Meinung

Umverteilung von Lärm und Gestank
Die einen zu entlasten, um andere zu belasten - das macht keinen Sinn. Eine Tempo-30-Zone am Moselufer in Kölner und Bonner Straße auf einer Länge von 1,6 Kilometern würde den Verkehr an den Kreuzungen und Zufahrtsstraßen nach Trier-West und Pallien weiter stauen, da dieser nicht zügig durch die Stadt rollen kann. Nicht nur die Autofahrer, sondern vor allem die Anwohner der Luxemburger und vielleicht auch der Bonner Straße selbst würden sich darüber sicher nicht freuen. Andere Verkehrsteilnehmer würden hingegen auf die Ostseite ausweichen, worauf zum Beispiel die Bewohner des Krahnen-Ufers und St.-Barbara-Ufers lieber verzichten würden. Die geforderte Verkehrsberuhigung würde zwar den Lärm auf der Westachse reduzieren. Anwohner anderer Straßen und Stadtteile würden aber die Nachteile der Verkehrsberuhigung deutlich zu spüren bekommen. c.moeris@volksfreund.de

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