Ärger um Adams' Ansage

Ein Mann, ein Wort - Triers CDU-Fraktionschef Berti Adams sprach Klartext im TV-Interview vom 18. Februar. Nicht das Parteibuch, sondern Qualität sei der entscheidende Faktor der Dezernentenwahl 2010, betonte der Ehranger Metzgermeister. Diese Worte schlugen hohe Wellen bis nach Mainz und Berlin.

Trier. Christoph Böhr tritt ab von der politischen Bühne, Berti Adams rückt für den zweifach gescheiterten Herausforderer von Ministerpräsident Kurt Beck in den Landtag nach (der TV berichtete). Aber Adams bleibt auch CDU-Spitzenkandidat und soll die Fraktion im neuen Stadtrat Trier nach der Kommunalwahl am 7. Juni anführen. Steht er zu 100 Prozent hinter den beiden CDU-Dezernenten Ulrich Holkenbrink und Georg Bernarding, deren Amtszeit 2010 ausläuft? Der hart kritisierte Holkenbrink hat bereits erklärt, er wolle zur Wiederwahl antreten. Bernarding hat sich noch nicht definitiv geäußert.

Adams-Aussagen drangen bis Berlin

Adams beantwortete diese Frage im TV mit dem Motto "Qualität geht vor Parteibuch" und ließ durchblicken, dass im neuen Rat auch neue Konstellationen, möglicherweise sogar neue Koalitionen möglich wären. Die CDU und die Grünen in einem Boot? Für Adams kein Tabu. Und hier stellt sich die Frage, ob diese neuen Mehrheiten noch bereit wären, alle Dezernate an Christdemokraten zu verteilen.

Diese klaren Aussagen des Metzgermeisters provozierten eine direkte Reaktion aus Berlin. Bernhard Kaster, Bundestagsabgeordneter und Trierer CDU-Chef, beeilte sich, nach dem Adams-Interview eines deutlich klarzustellen: "Natürlich stehen wir zu 100 Prozent hinter unseren Dezernenten. Sie sind es schließlich, die in Trier Dinge bewegen." Gerade Ulrich Holkenbrink, der in der Debatte um die Schulentwicklung und die Antikenfestspiele immer wieder in die Schusslinie gerät, steht laut Kaster für "hohen Einsatz und Kontinuität". Gute Noten hat Kaster auch für Georg Bernarding. "Er hat in den Bereichen Kinderbetreuung, Sport und Feuerwehr immer wieder etwas erreicht."

Kaster: Keine festen Koalitionen angestrebt

Feste Koalitionen strebe die CDU mit Sicherheit nicht an - so sieht Kaster die Lage. "Wir wollen die stärkste politische Kraft werden." Lediglich "zwischen den bürgerlichen Gruppierungen " - CDU, UBM und FDP - seien "gemeinsame Vorgehensweisen verständlich und wahrscheinlich". Und die von Berti Adams explizit genannten Grünen? Kaster: "Die Grünen stehen auf der Liste möglicher Partner lediglich vor der SPD."

Das Adams-Interview provozierte nicht nur die Reaktion aus Berlin. Malu Dreyer, Familienministerin in Mainz und SPD-Chefin in Trier, regte sich mächtig auf. Qualität vor Parteibuch? "Herr Adams selbst hat als Fraktionsvorsitzender bei der letzten Dezernentenwahl genau das Gegenteil demonstriert. Es war eine Machtdemonstration der CDU und UBM gegen alle anderen Fraktionen und den Oberbürgermeister, um einen weiteren CDU-Platz im Stadtvorstand zu sichern." Gemeint ist die Wahl der heutigen Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani im März 2007.

Für die SPD sei die Kompetenz ausschlaggebend. "Die besten Kandidaten sind für unsere Stadt gerade gut genug", betont Malu Dreyer.

Meinung

Von Jörg Pistorius

Die Qualität muss entscheiden

Das Dilemma der Trierer CDU liegt auf der Hand. Nicht der Wähler, sondern der neue Stadtrat wird 2010 die beiden Dezernate Holkenbrink und Bernarding besetzen. Doch wenn der Wähler am 7. Juni an die Urne tritt, um diesen neuen Stadtrat zu bestimmen, wird das Verhalten der CDU in der Dezernentenfrage seine Entscheidung beeinflussen. Und hier bewegen sich die Christdemokraten auf einem schmalen Grat. Wenn sie insbesondere den gescholtenen Holkenbrink pauschal unterstützen, wird nur allzu deutlich, dass dessen Parteibuch der entscheidende Faktor ist. Lassen sie den in Krisensituationen glücklosen, aber dennoch aufgrund seiner Volksnähe beliebten Kulturdezernenten fallen, wird dieses Verhalten als Bruch der Loyalität gewertet. Adams hat es richtig erkannt: Nicht einzelne Fraktionen, sondern die neuen Mehrheiten im Rat fällen die Entscheidung. Und für diese sollte in der Tat die Qualität der einzige entscheidende Faktor sein. j.pistorius@volksfreund.de

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