Afrika ist seine Leidenschaft

TRIER. Gerade hat er sein 25. Dienstjubiläum an der Universität Trier gefeiert: Johannes Michael Nebe beschäftigt sich seit 1980 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich "Angewandte Geographie" mit Raumentwicklung und Stadtplanung. Nachdem er vor zehn Jahren eine Doktorarbeit zum Thema Kenia betreut hat, schlägt beruflich und privat sein Herz für Afrika.

"1995 erhielt ich einen Brief von einem Studenten. Der wollte seine Doktorarbeit über Afrika schreiben und suchte einen Betreuer. Ich wusste damals gerade mal, wo Kenia liegt", erinnert sich Johannes Michael Nebe schmunzelnd an einem Tisch in der Geo-Mensa im renovierten ehemaligen französischen Hospital. Der 64-Jährige fühlt sich sichtlich wohl inmitten der Studis und hebt nicht selten die Hand zum Grüßen. Heute ist Nebe so etwas wie ein Afrika-Experte, war er doch inzwischen nicht weniger als 15-mal auf dem "Kontinent voller Widersprüche". Mehrere hundert Brillen gesammelt

Vom Ziel- und Abflugpunkt Nairobi aus ist er mit zahlreichen Studenten mehrere Male zu Groß-Exkursionen und Projektstudien gestartet. "Wo ist was? Was erwartet uns dort?", habe er sich am Anfang oft selbst voller Aufregung gefragt. Mittlerweile freut er sich als Routinier am meisten auf den Empfang seiner afrikanischen Freunde am Flughafen: "Das ist jedesmal so überwältigend zu sehen, welche tollen Freundschaften da entstanden sind." Auf den Exkursionen fühlt er sich "einfach jung. Man isst das Gleiche, wohnt in den gleichen Zelten und macht den gleichen Blödsinn", berichtet Nebe über seine Exkursions-Erlebnisse. Erst im vergangenen März hat er mit Studenten in Nairobi eine Projektstudie zum Thema "Müll" betrieben (der Trierische Volksfreund berichtete). "Die Menschen in den Slums leben im Müll. Sie haben keine Handschuhe, keine Schubkarren oder sonstigen Hilfsmittel", betont er. "Wir haben das nicht für möglich gehalten. Da ist noch sehr viel zu tun." In Eigenregie hat er zuletzt mehrere hundert Brillen von zehn Trierer Optikern gesammelt, um die Einheimischen auch mit den dringend benötigten Sehhilfen zu versorgen. "Die Arbeitslosigkeit in Afrika liegt zwischen 40 und 50 Prozent. Die Menschen können sich keine Brillen leisten. In Ghana gehen dafür drei Monatsgehälter drauf", weiß der Afrika-Experte. Der gebürtige Greifswalder, der aus "einer reinen Pastorenfamilie" stammt, ist in Berlin aufgewachsen und hat dort neben Geographie (Stadt- und Regionalplanung/Kartographie), Volkswirtschaftslehre und Politik studiert. Nachdem er als Assistent an der Pädagogischen Hochschule Rheinland in Bonn in der Lehrerausbildung tätig war, kam er 1980 in das Team von Professor Monheim an die Uni Trier. Einsatz für Mitsprache der Studierenden

Seither setzt er sich als Seminar- und Exkursionsleiter besonders für eine stärkere Mitsprache der Studierenden bei der Lehrplangestaltung und Exkursionsplanungen ein. Auch wenn sein Steckenpferd mittlerweile Ost-Afrika (Kenia/Uganda) ist, bietet er ein breit gefächertes Spektrum in seinem Unterricht an. Im gerade angebrochenen Wintersemester steht eine Übung zu "Stadt- und Verkehrsplanung im internationalen Vergleich" ebenso auf dem Programm wie ein Proseminar zu "Bevölkerungs-Geographie" oder ein Seminar über "Entwicklungsprobleme in Ostafrika". Auch wenn Johannes Michael Nebe im nächsten Jahr offiziell den Ruhestand antritt, ist für ihn eines ganz klar: "Ich werde solange es geht etwas für Kenia tun."

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