Aha, verborgene Kultur!

TRIER. Hinter die Kulissen blicken: hunderte Trierer, historisch interessierte Besucher und ausländische Gäste ergriffen am Wochenende die Gelegenheit, um am Tag des offenen Denkmals Bauwerke, Gärten und historische Stätten zu besichtigen.

Während sonst nur Antragsteller, Lehrer oder andere Besucher der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Rheinland-Pfalz freien Eintritt ins Kurfürstliche Palais erhalten, konnten am Sonntag auch "Normalbürger" einen Blick hinter die farblich ansprechende Kulisse des Palast-Gebäudes und der benachbarten Konstantin-Basilika werfen. "Da im Palais am Samstag die Eröffnungsveranstaltung für den Tag des offenen Denkmals stattfand, und es in diesem Jahr gleichzeitig diverse Jubiläen an diesem Ort zu feiern gibt, war das der passende Anlass, um die Räume für das Publikum zu öffnen", sagte der Hausherr, ADD-Präsident Josef Peter Mertes. Denn ab 1756 ließ Kurfürst Johann Philipp von Walderdorff das Palais umbauen und gab die Planung des Rokokoflügels in Auftrag. Des Weiteren ist die Basilika seit 150 Jahren evangelische Kirche zum Erlöser, die nach der Bombardierung während des Zweiten Weltkriegs vor 50 Jahren wieder aufgebaut wurde. "Palais und Basilika sind ein einzigartiges Ensemble", sagte Mertes. Er ließ, ob des großen Interesses gut gelaunt, die Besucher auch einen Blick ins Allerheiligste, sein Arbeitszimmer, werfen, in dem erst seit wenigen Tagen ein Bild des kurtrierischen Hofmalers Januarius Zick von 1790 hängt, das Alexander den Großen und Diogenes zeigt. "Eine gute Demonstration für Gäste, wie arm der ADD-Präsident ist", scherzte Mertes als selbsternannte aktuelle Personifikation des mittellosen Mannes in der Tonne. Einen ebenso seltenen wie interessanten Blick gewährte Pfarrer Guido Hepke nebenan in die Katakomben unter der Basilika, die nur eingeschränkt der Öffentlichkeit zugänglich sind. "Während der Unesco-Welterbetage, an denen wir zweimal ein Führungsprogramm in und unter die Basilika angeboten haben, haben uns viele Leute die Bude eingelaufen. Bis zum Ende des Tages werden wir sicher mehr als 500 Menschen durch die Ausgrabungen geführt haben", sagte Hepke, der die Gäste auf einen mit Wissen gespickten, humorvollen Rundgang einlud. "Man kann in den Ausgrabungen die Geschichte von der Gründung der Stadt Trier bis zum Bau der römischen Palastanlage schön sichtbar machen und zeigen, wie man sich auf dem Trümmerfeld des ehemaligen Prokuristenpalastes nach dem Untergang Triers als Provinzhauptstadt im Jahr 297 verwirklichen konnte. Außerdem muss man die Geschichte kennen, um in der Gegenwart verantwortungsvoll handeln zu können", sagte Hepke. "Wir sind überrascht, dass man heute hier mehr besichtigen kann als üblich. Wir fahren sicher gescheiter und an Erfahrungen reicher wieder nach Hause", zeigten sich die aus München stammenden Hildegard Huber (59) und Karin Schmidberger (63) begeistert, die ihre Radtour mit dem kulturellen Besichtigungsangebot krönten.

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