Akrobatik zu karibischen Rhythmen

Trier · Salsa, Mambo und Rumba, dazu Akrobaten, die sich verbiegen, in der Luft zu schweben scheinen oder die Zuschauer zum Lachen bringen: Die Artisten des Original Cuban Circus haben in der Arena Trier 550 Zuschauer mit ihrer farbenprächtigen Show und ihrer Lebensfreunde auf die karibische Insel entführt.

Trier. Puppe oder Mensch? Lange rätselt das Publikum in der Arena Trier, was der junge Mann auf der Bühne aus der Tasche zieht, durch die Gegend schleift, knetet, zieht, drückt, verbiegt. Immer wieder schnellen die Arme und Beine zurück, leblos baumelt die "Puppe" mit Händen und Füßen - bis sie zurücktritt: Die Zirkusnummer "The Doll" (Die Puppe) ist ein Klassiker, dem das Duo Rodyal für den Original Cuban Circus eine gehörige Portion Komik verpasst. Doch sie haben auch "echte" Akrobatik im Gepäck, etwa bei ihrem Balanceakt auf einem Metall-Achteck, das der männliche Part auf der Stirn trägt.
Nur an einem Stab turnt grazil das Paar Yianyi. Mit ihrer Einradnummer in gut zwei Metern Höhe beeindrucken Las Musas, die sich auch in der Luft tummeln. Erstaunlich, wie sie sich nur mit der Ferse oder dem Hals an Reifen und Tüchern halten, dabei scheinbar spielerisch die gewagtesten Figuren formen oder sich metertief herabfallen lassen.
Wahre Temperamentsbündel sind die fünf Herren der Truppe Geysers mit ihren gewagten Salti und Schrauben auf dem Schleuderbrett und beim Seilspringen zu dritt. Atemberaubend auch die Schlangenmädchen, die ihre Körper am Boden und auf dem Dreier-Trapez in alle Himmelsrichtungen biegen, als wären ihre Knochen elastisch. Mit ihrer Nummer wurde das Trio de Contorción 2011 Sieger des internationalen Zirkusfestivals in Havanna.
Auf den ersten Blick bringt der kubanische Zirkus keine Neuheiten. Doch es gibt einen Unterschied: In den Pausen zwischen den Übungen, wenn chinesische oder russische Akrobaten nur grazil die Arme bewegen, kreisen hier Hüften, steppen Füße, wackeln knackige Hintern zu karibischen Rhythmen der Liveband Aire Concierto, dem Gewinner des Joven-Jazz-Festival-Awards 2010 in Havanna.
Artisten, die nicht tanzen, gibt es hier nicht. Selbst den Clowns steckt der Rhythmus im Blut, sie zeigen aber auch akrobatisches Talent, etwa bei ihrer alternativen Schwanensee-Nummer mit zahlreichen Hebefiguren. Auch wenn Cuqui y Nesti nur gebrochen Englisch sprechen: Ihre Komik wird wortlos verstanden. Etwa wenn sie das Publikum miteinbeziehen, wie einen Mann, den sie als Garderobenständer brauchen, während sie ihren Schabernack treiben.
Die Mystik der karibischen Insel mit Feuer und Schwert bringt Suyinka an die Mosel. Vielen Gästen stockt der Atem, als er die brennende Fackel ganz dicht an Arme, Beine und Brust hält oder das Schwert bis zum Heft verschluckt. Dabei steht er keine Sekunde still, tanzt zu treibenden Trommelrhythmen.
14 Nummern von 18 Artisten sehen die 550 Zuschauer in etwa zwei Stunden - auch andere Städte der Tour verzeichnen mäßig viel Publikum. Dabei stehen die karibischen den chinesischen oder russischen Artisten nicht nach.
Die, die den Weg in die Arena gefunden haben, werden mit temperamentvoller farbiger Akrobatik und karibischer Leidenschaft belohnt.

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