Alle Jahre wieder ein (Alp-)Traum

Trier · Zum "Angriff der Weihnachtsmänner" hat das Kabarett-Trio aus Mark Weigel, Harry Heib und Hajo Wiesemann in der Tufa Trier geblasen. In einer rasanten Revue aus Comedy, Chanson und Theater warfen die Drei einen kritischen, aber schließlich versöhnlichen Blick auf den ganz normalen Wahnsinn rund ums Fest der Liebe.

 In ihrem Programm „Angriff der Weihnachtsmänner“ nehmen Mark Weigel und Harry Heib kommerzielle Auswüchse des Festes aufs Korn. TV-Foto: Anke Emmerling

In ihrem Programm „Angriff der Weihnachtsmänner“ nehmen Mark Weigel und Harry Heib kommerzielle Auswüchse des Festes aufs Korn. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Mit Strumpfmasken und Weihnachtsmann-Mützen Vermummte stürmen auf die Bühne der Tufa und brüllen: "Wir sind das Kommando Zipfelmütze und wollen mit dieser Geiselnahme erreichen, dass Weihnachten in Trier ausfällt!" Der Knalleffekt dieses martialischen Auftakts verpufft sogleich im Gelächter der 50 Zuschauer, die sich keinesfalls als Geiseln sehen. Und er weicht vollends auf, als sich die "Geiselnehmer" Mark Weigel und Harry Heib einigen, für ihr Anliegen besser mit Höflichkeit und Aufklärung zu werben - schließlich ist Weihnachten ein Fest von ...
Ja, von was eigentlich? Darum ranken sich die folgenden bissigen Kabinettstückchen, wie zum Beispiel eine Persiflage des Sat1-Weihnachtstests. Da weiß ein Teilnehmer: "Irgendwie geht es doch um die Auferstehung Jesu, der so um 1800 vor oder nach Christus geboren wurde." Oder war da doch was anderes? Zwei Reporter berichten live von einem großen Film-Event in Bethlehem, bei dem Lady Gaga als Maria und Johannes Heesters als Josef zu einem von Tine Wittler als Wohlfühloase umgestalteten Stall ziehen. Eine sensationelle Wendung verhindert die dort erwartete Jungfrauengeburt: Die Hauptrolle übernimmt Angela Merkel, sie entpuppt sich aber als verkleideter Hape Kerkeling und der wiederum als Günter Wallraff.
Angesichts solchen Irrsinns tut es Not, sich auf den Kern der Weihnachtstradition zu besinnen, das Schenken. Der Kauf der Gaben gerät allerdings zum Alptraum, weil der Konsum-Sheriff darüber wacht, dass die Tasche mit wirklich unnützem Kram randvoll gepackt wird.
Ist es da ein Wunder, wenn Mann lieber Weihnachten im Baumarkt feiern will? Dort kann ihm als studierter Germanist mit Faible für Klopstock zwar passieren, in die Werkzeugabteilung geschickt zu werden. Aber immerhin ist er sicher vor plötzlicher Familien-Innigkeit, Gewürzbild bastelnden Kindern und Gästen, die mit ihrer Wein-Gourmet-Ader nerven.
Ohne Klischees kommt das Programm aus pointierten Schlaglichtern aufs sinnentleerte kommerzielle Weihnachten unserer Tage nicht aus. Doch die Präsentation ist künstlerisch vielseitig und professionell. Harry Heib und Mark Weigel ziehen als ausgebildete Schauspieler und Sänger alle Register der Bühnenkunst, schlüpfen in Kostüme und Rollen, rezitieren, persiflieren, parodieren. Beide glänzen sowohl in Klamauk-Szenen als auch stimmig choreografierten satirischen Chanson-Vorträgen, in denen manche Perle des jüngst verstorbenen Georg Kreisler auftaucht. Am Flügel werden sie dabei vom an der Folkwang-Hochschule tätigen Pianisten Hajo Wiesemann begleitet. Der kurzweilige "Angriff der Weihnachtsmänner" endet versöhnlich. Akteure und Zuschauer treffen sich beim Bekenntnis zum Fest der Liebe und einem schönen Brauch, dem gemeinsamen Singen ... ae

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