Alles andere als ein gemütlicher Halbtagsjob

Neue Strukturen für den Lehrerberuf, ein stärkerer Fokus auf die Eignung für pädagogische Aufgaben, studienbegleitende Förderung und Abfrage der entsprechenden Fähigkeiten, mehr Praxisbezug von Anfang an: Mit solchen Maßnahmen wollen Experten die Qualifikation von Lehrern flächendeckend verbessern.

Trier. (DiL) Von den teilweise recht radikalen Forderungen der Referenten blieb am Ende nur Konsensfähiges. Statt konsequenter Auslese via Eignungstest für potenzielle Neu-Lehrer plädierte man für freiwillige Selbst-Überprüfungen, in der Hoffnung, ungeeignete Bewerber würden dann eines Besseren belehrt.

Auch den Beamten-Status für Lehrer ließ man letztlich unangetastet: Wies der Frankfurter Professor Udo Rauin noch darauf hin, dass die Lebenszeit-Verbeamtung "sicher nicht günstig für die Weiterentwicklung des Berufsbilds" sei, legte die Trierer Konferenz-Gastgeberin Prof. Helga Schnabel-Schüle Wert auf die Feststellung, eine Status-Änderung sei "keineswegs Konsens der Konferenz". Sie plädierte eher dafür, individuelle Leistungs-Anreize in das bestehende System zu integrieren - ähnlich wie an den Hochschulen.

Übereinstimmung gab es in der Forderung, die persönliche Eignung für das Lehramt schon im Vorfeld der Studien-Entscheidung stärker zum Thema zu machen und dann bis zum Ende "am Ball" zu bleiben. Dabei muss nach Überzeugung aller Experten die Aufsplittung der Zuständigkeit für die Ausbildung zwischen Hochschule, Studienseminaren Schulaufsicht und Ministerialbürokratie überwunden werden. Die Verantwortung für die Eignungs-Entscheidung werde "wie eine heiße Kartoffel hin und her geschoben", sagte der Innsbrucker Professor Michael Schratz. Der Trierer Weg eines "Zentrums für Lehrerbildung" erhielt dabei durchweg gute Noten.

Einigkeit auch bei der Neu-Definition des Lehrer-Berufs: "So wie er jetzt ist, kriegen wir nicht die erfolgsorientierten, leistungsbereiten jungen Leute, die wir brauchen", analysierte Professor Uwe Schaarschmidt. Festgefahrene Arbeitsformen, vage Karrieremöglichkeiten, Einzelkämpfer-Status zögen oft Menschen an, "die der irrigen Meinung sind, man habe einen gemütlichen Halbtagsjob". Dabei sei die Lehrer-Tätigkeit "eine der anspruchsvollsten überhaupt".

Deutliche Kritik gab es am Bildungs-Föderalismus, der dazu führe, dass die Bundesländer sich gegenseitig die Lehramtsbewerber wegschnappten. Es fehle an gemeinsamen Strategien.

Wie die aussehen könnten, berichtete Rainer Domisch vom finnischen Unterrichtsministerium. In Finnland erhalten Lehrer ein weit geringeres Grundgehalt, aber leistungsbezogene Zulagen. Und der Beruf ist hoch angesehen. Konsequenz: Für 700 kürzlich zu vergebende Studienplätze gab es 3000 Bewerber.

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