Alles auf Rot zum Jahr des Hasen

Elisa Limbacher und Andreas Lehrfeld leben und studieren ein Jahr in Triers neuer Partnerstadt Xiamen. Im vierten Teil der TV-Serie "E-Mail aus Xiamen" berichten die beiden über das Frühlingsfest, mit dem der Beginn des chinesischen Jahres im Zeichen des Hasens gefeiert wurde.

 Mit einem zweiwöchigen Frühlingsfest wird in China der Beginn des neuen Jahres gefeiert. Foto: Elisa Limbacher, Andreas Lehrfeld

Mit einem zweiwöchigen Frühlingsfest wird in China der Beginn des neuen Jahres gefeiert. Foto: Elisa Limbacher, Andreas Lehrfeld

Xiamen. In Xiamen herrschte in den vergangenen beiden Wochen eine besonders betriebsame Atmosphäre. Woran das lag? Am 3. Februar hatte das Frühlingsfest begonnen und damit nach dem traditionellen chinesischen Mondkalender (seit 1912 gilt auch in China offiziell der gregorianische Kalender) auch das neue Jahr. Gemäß des chinesischen Tierkreislaufs steht es im Zeichen des Hasen. Der Jahresbeginn wird so groß gefeiert wie in Deutschland Weihnachten und Silvester zusammen.

Obwohl alle Feste in China traditionelle Familienfeste sind, ist das Frühlingsfest das weitaus wichtigste. Und daher Grund genug für eine alljährliche Reisewelle, die die Verkehrsmittel an die Grenzen ihrer Kapazitäten bringt. Das Frühlingsfest und die damit verbundenen Feiertage bieten nämlich die Gelegenheit, die Verwandten auf dem Land oder in den Städten zu besuchen.

Seinen Ursprung hat das Fest in den Opferzeremonien für Götter und Ahnen im zweiten Jahrtausend vor Christus.

Fast jede Nacht ein Feuerwerk



Heute bereiten sich die Chinesen mehr als eine Woche vorher mit Großeinkäufen, Großreinemachen und fleißigem Schmücken des Eigenheims - vor allem mit Glück versprechenden Spruchbändern, Scherenschnitten und Lampions in roten Farbtönen - vor. Die rote Farbe soll, so die Sage, gemeinsam mit lärmenden Krachern das menschenfressende Ungeheuer Nian vertrieben haben, das das altertümliche China jährlich heimsuchte. Auch im heutigen Xiamen blitzt derzeit überall rotes Schmuckwerk, und der Himmel wird nahezu jede Nacht von Feuerwerk erleuchtet. Auf der Insel Xiamen selbst, auf der sich das Stadtzentrum befindet, ist das Zünden von Raketen allerdings aufgrund der dichten Bebauung verboten. Vor allem am Neujahrstag haben wir die Menschen in Massen in die Tempel strömen sehen. Sie entzünden dort Räucherstäbchen und gedenken ihrer Vorfahren.

Doch bereits am Silvesterabend kommt die ganze Familie zusammen, um gemeinsam ein üppiges und recht fleischlastiges Essen zuzubereiten und im Fernsehen die Gala des chinesischen Staatssenders CCTV zu verfolgen. Für all die, die Chinesisch nicht ganz so gut beherrschen, wird das Fernsehereignis mit englischen Untertiteln versehen. Kinder und frisch verheiratete Paare freuen sich vor allem auf die Hongbao, traditionellen rote Briefumschläge mit Geldgeschenken.

Am Abend vor Neujahr waren Xiamens Straßen leer gefegt, und auch die letzten Läden und Geschäfte hatten geschlossen. Schon Tage vorher standen wir bei unserem Lieblingsrestaurant vor verschlossenen Türen, wären nicht zumindest einige Menschen doch noch auf den Straßen unterwegs gewesen, hätte man die Millionenmetropole an sonst belebten Orten für eine Geisterstadt halten können. Ein Höhepunkt des Frühlingsfests hier ist das bereits seit Mitte der 1980er Jahre stattfindende 40-minütige Feuerwerk, das sowohl auf Xiamen selbst als auch auf der vorgelagerten und bereits zu Taiwan gehörenden Insel Kinmen gezündet wird. Wie viele andere Xiamener sind auch wir zum Strand gefahren, um das Ereignis nicht zu verpassen - definitiv eine gute Entscheidung! Beendet wird das Frühlingsfest traditionell am 15. Tag des neuen chinesischen Jahres mit dem Laternenfest, das in diesem Jahr auf den 17. Februar gefallen war. Dann werden an verschiedenen Orten in Xiamen Laternen aufgehängt, die Wohnungen und Straßen in buntes Licht hüllen.

Noch mehr Erlebnisse von Elisa Limbacher und Andreas Lehrfeld gibt's in deren Internet-Blog unter www.volksfreund.de/xiamen. Auch alle Artikel der TV-Serie "E-Mail aus Xiamen" finden sich dort. Korrektur Um die Harmonie im chinesischen Verkehrschaos ging es in der vorigen "E-Mail aus Xiamen" (TV vom 8. Februar) von Elisa Limbacher und Andreas Lehrfeld. Bei der Bearbeitung ihres Texts ist der TV-Redaktion allerdings ein Fehler unterlaufen: Aus dem Yin-Yang-Prinzip wurde das Ying-Yang-Prinzip - mit einem g zu viel am Yin. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen. ExtraXiamen ist eine Küstenstadt im Südosten der Volksrepublik China. Das Zentrum der Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt liegt auf einer dem Festland vorgelagerten Insel. Die Stadt gehört zu den Wirtschaftszentren des chinesischen Küstengebiets und wurde vor kurzem zur saubersten Stadt Chinas gewählt. Xiamen wurde seit 1541 von Europäern als Handelshafen genutzt und war im 19. Jahrhundert der Hauptexporthafen für Tee. Es gibt mehrere führende Universitäten, so betreibt die Xiamen University das Konfuzius-Institut an der Uni Trier (Quelle: Wikipedia). Der Vertrag zur Städtepartnerschaft zwischen Trier und Xiamen wurde am 11. November in Trier formell besiegelt. Die 2008 gegründete Deutsch-Chinesische Gesellschaft Trier pflegt die Partnerschaft ( www.dcg-trier.de). Es gibt aber auch kritische Stimmen, denn in Xiamen gibt es eins der vielen chinesischen Arbeitslager für Strafgefangene unter dem Motto "Umerziehung durch Arbeit".ExtraVorträge Zwei Veranstaltungen zur Situation der Arbeiter in China, zur Partnerschaft zwischen Rheinland-Pfalz und Fujian sowie zur Städtepartnerschaft zwischen Trier und Xiamen bietet die AG Frieden in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung Rheinland-Pfalz, unterstützt von Terre des Femmes, der Katholischen Arbeitnehmerbewegung und dem Multikulturellen Zentrum Trier, an. Die erste Veranstaltung ist am Freitag, 18. Februar, mit einem Beitrag zum Thema "China zwischen Krise und Revolte — Land der Widersprüche und des Widerstands". Beginn: 20 Uhr im Friedens- und Umweltzentrum, Pfützenstraße12, in Trier. Ein weiterer Vortrag ist am Mittwoch, 23. Februar. Beginn am gleichen Veranstaltungsort ist 19 Uhr, es geht um "Partnerschaft ohne Sozialstandards? — Fragen zu Menschenrechten und Sozialstandards in China".

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