Alles "Still", oder was?

Das Jahr 2011 war anders als all die anderen profanen 365-Tage-Jahre. 2011, das hatte gefühlt 18 Monate.

Jeder Tag davon ein Samstag. So zumindest muss es sich ungefähr aus Sicht von Jupiter Jones angefühlt haben. Die Eifeler ließen es sich zwar nicht nehmen, ein halbes Dutzend Mal in der Region aufzutreten. Nicht nur mehrfach in Trier, sondern auch in Wittlich und vor über 2000 Zuschauern bei der umjubelten Rückkehr in der alten Heimat Prüm. Aber seit 2011 ist die Band in ganz Deutschland ein Begriff, auch außerhalb der Punkrock- und Indie-Nische.
Es war das Jahr, in dem im Lager von Jupiter Jones nichts, aber auch gar nichts schlief - um einen ihrer früheren Titel zu zitieren. Im Raffer: Die Single "Still" erhält Platin, es ist zwischenzeitlich das meistgespielte deutschsprachige Lied im Radio. Für das Album, schlicht Jupiter Jones betitelt, gibt\'s Gold. Beim Bundesvision Song Contest im September in Köln erreicht Jupiter Jones als Sechster die beste Platzierung, die Rheinland-Pfalz im Länderwettbewerb je erreicht hat. Da hatte zwar Tim Bendzko die Nase vorne, wie auch Anfang Dezember bei der begehrten 1Live-Krone, für die auch Jupiter Jones in der Kategorie Beste Single nominiert waren.
Aber dass es eine Band aus der tiefsten Eifel im neunten Jahr des Bestehens plötzlich ins Frühstücksfernsehen, auf Galas und zu Harald Schmidt & Co. schafft - das ist allemal eine größere Überraschung.
"Es ist immer noch bei keinem von uns so richtig angekommen, was wir in diesem Jahr erreicht haben", sagte Schlagzeuger Marco Hontheim noch im Herbst. Schließlich gab\'s für seine Bandkollegen Nicki Müller, Sascha Eigner und Andreas "Becks" Becker Endorphine im Dauerfeuer. Rund 500 Konzerte haben die Jungs seit der Bandgründung 2002 bereits hinter sich gebracht. Aber so viele wie im Jahr 2011 waren es nie: Frühjahrs-Tour, Festivals im Sommer, Herbst-Tour. Am 29. Dezember stand in der Kölner Live-Music-Hall das Jahresabschluss-Konzert für die Band an. Auch da bewiesen die Eifeler feines Gespür - als Support brachten sie Casper an den Start, den anderen großen Aufsteiger des Jahres. Groß bewerben mussten sie die Show nicht. Im Gegenteil: JJ verriet erst kurz vor dem Konzert auf der Band-Homepage, dass "unser Caspar mit dabei ist", obwohl der Deal bereits "Anfang des Jahres eingetütet war".
Zu diesem Zeitpunkt war der Hip-Hop-Einsteiger nur den wenigsten ein Begriff. Jupiter Jones waren damals bundesweit ebenfalls noch vielen unbekannt. Es war die späte Belohnung für die vielen Jahre Ochsentour. "Die ersten Jahre waren hart", sagte "Hont" beim Treffen mit dem Volksfreund. "Da fährst du für eine Kiste Bier nach Hamburg oder Regensburg, spielst vor zwei Leuten, schläfst auf dem Bühnenboden und fährst weiter." Da geben viele Bands auf, die allermeisten sogar. "Aber wenn du an die Sache glaubst, ist das der einzige richtige Weg." Für Jupiter Jones wird es in Zukunft darum gehen, den Erfolg zu bestätigen. Nach einem Jahr wie diesem ist aber im Frühjahr 2012 erst etwas Ruhe angesagt, um den Erfolg zu verarbeiten und den Kopf für Neues freizubekommen. Für Andreas Hontheim heißt das: Uppershausen statt Hotel-Dasein. "Wenn man wochenlang auf Tour ist, fühlt man sich wie in einer Parallelwelt. Es ist aufregend und schön, wenn man sich endlich den Traum erfüllt, den man schon als Zwölfjähriger hatte. Aber ich bin auch froh, dass ich meinen Heimathafen habe." Andreas Feichtner

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