Nach der Amokfahrt von Trier Seelsorger-Pater Aloys Hülskamp: „So, wie Sie jetzt empfinden, dürfen Sie empfinden“

Trier · Pater Aloys Hülskamp ist einer der 15 Notfallseelsorger, die nach der Amokfahrt Augenzeugen betreuen, und schöpft selbst Kraft aus dem fatalen Geschehen.

 Pater Aloys Hülskamp.    Foto: Roland Morgen

Pater Aloys Hülskamp. Foto: Roland Morgen

Foto: Roland Morgen

Suizid, plötzlicher Todesfall, tragischer Verkehrsunfall, Überbringen einer Todesnachricht: Wenn die Feuerwehr-Leitstelle das Alarmgerät piepen lässt, dann weiß der diensthabende Notfallseelsorger: „Jetzt muss ich schnell zum Einsatzort.“ Wenn aber auch diejenigen Notfallseelsorger alarmiert werden, die eigentlich nicht „an der Reihe sind“, dann herrscht eine so genannte Großschadenslage. So  am Dienstag nach der Amokfahrt von Trier. Pater Aloys Hülskamp  ist „nur ganz kurz überrascht“, als er angefordert wird: Der 54-Jährige hatte vergangene Woche Dienst, seinen vermeintlich letzten für dieses Jahr. „Aber mit so einem Gedanken hält man sich nicht auf. Jetzt gilt es, sich voll und ganz der seelsorgerischen Mission zu widmen.“ Sprich: Erste Hilfe an der Seele leisten.

Wie alle anderen verfügbaren Kolleginnen und Kollegen wird er zum Trierer Stadttheater beordert. Dort trifft er schon bald auf Augenzeugen des schrecklichen Geschehens. „Mit diesen traumatisierten, unter Schock stehenden Menschen haben wir uns dann zu Einzelgesprächen zurückgezogen.“ Aber was sagt man jemandem, dessen Welt plötzlich völlig aus den Fugen geraten ist, und der Leid gesehen hat, das in wohl unauslöschlicher Erinnerung bleiben wird? Hülskamp: „Die Botschaft ist ganz einfach: „So, wie Sie jetzt empfinden, dürfen Sie  empfinden.’ Das Geschehene lässt sich nicht mehr ändern, man muss sich ihm stellen, um es verarbeiten zu können. Und dabei stehen die Kollegen und ich zur Seite, bei Bedarf auch in weiteren Gesprächen.“

Fünf Frauen und Männern („etwa zwischen 30 und 60“) spendet Salesianer-Ordensmann Hülskamp, der Pfarrer der Trierer Weststadt ist, am Dienstag Trost und Zuspruch. Am Abend telefoniert er mit weiteren Betroffenen, die sich einen Anruf gewünscht haben. Als er zu Bett geht, realisiert er: „Ich weiß nicht, wann ich selbst mich jemals so betroffen, hilflos, traurig gefühlt habe.“ Und hadert „zugegebenermaßen mit meinem Chef im Himmel: Warum diese Tat, dieses menschliche Elend?“

Doch Aloys Hülskamp, der sich selbst als „unerschütterlichen Optimisten“ bezeichnet, vermag auch aus dem Unfassbaren Kraft und Hoffnung zu schöpfen: „Es war einfach großartig und ermutigend zu sehen, wie alle Hilfskräfte – Sanitäter, Ärzte, Feuerwehrleute, Polizisten – zusammengearbeitet und ihr Bestes gegeben haben. So viel wertvolles und solidarisches Verhalten macht Mut.“

Auch das Team der ökumenischen Notfallseelsorge Trier lobt er: „Jeder, der konnte, war am Dienstag zu Stelle.“ Konkret: 15 der insgesamt 18 Frauen und Männer, die sich im Gebiet  Stadt Trier/Kreis Trier-Saarburg ehrenamtlich in der Notfallseelsorge engagieren.

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