Als Baummörder beschimpft

RIOL. Ein Rioler Bürger behinderte für eine halbe Stunde die Arbeit der Baumfäll-Aktion am Moselufer. Förster Werner Müller betont hingegen die Wichtigkeit der Rodung der "gefährlichen Bäume am Moselradweg."

 Die letzten Pappeln am Moselufer in Riol fallen. Förster Müller hält ein Totholz in der Hand. TV-Foto: Katja Krämer

Die letzten Pappeln am Moselufer in Riol fallen. Förster Müller hält ein Totholz in der Hand. TV-Foto: Katja Krämer

Ein Arbeiter sägt eine Fallkerbe in den dicken Pappelstamm. Ein paar Motorsägenschnitte, dann zieht ein Schiff den gewaltigen Baum in die Mosel. "Prima", lobt Förster Werner Müller die Leistung der Männer über Funk auf dem Arbeitsschiff. Im Rahmen der Amtshilfe hat Müller die forstfachliche Leitung der Pappelfällung (der TV berichtete) am Rioler Moselufer übernommen.Anzeige wegen massiver Beleidigung

Gestern ließen die Fällungen erneut die Emotionen eines Rioler Bürgers hoch kochen. "Als Baummörder hat der ältere Herr mich beschimpft und die Arbeit hier vor Ort eine halbe Stunde lang blockiert", berichtet Müller. Der aufgebrachte Senior hatte sich auf eine Bank unmittelbar unter einer zu fällenden Pappel gesetzt. Die Folge: Acht Arbeiter mussten die Fällung einstellen. Auch das Argument, dass es sich um eine Maßnahme zur Verkehrssicherung handele, hätte den wütenden Bürger nicht besänftigen können. Die Polizei wurde eingeschaltet. "Als wir eintrafen, war er zwischenzeitlich gegangen", sagt Roman Kierko, Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Schweich. Es sei eine Anzeige wegen massiver Beleidigung erstattet worden, die Baumfällarbeiten hätten nach dem Vorfall ungestört weitergeführt werden können. "Wir werden dem Bürger die Zeit, in der nicht gearbeitet werden konnte, in Rechnung stellen", sagt Riols Ortsbürgermeister Arnold Schmitt. Der Orts-Chef und der Förster betonten nochmals die Notwendigkeit der Maßnahme. Müller: "Von dem Totholz geht eine besondere Gefahr aus." Die Äste stünden in einem sehr flachen Winkel zum Stamm, was zur Folge habe, dass sie etwa bei einem Sturm zuerst mit der schweren Seite nach untern fallen würden. "Wie ein Speer fallen die Äste dann zu Boden", sagt Müller. An einer gefällten Pappel demonstriert er "wie wacklig und damit gefährlich die Angelegenheit ist". Ein Tritt, und der leblose Ast bricht. Zudem hätten die Pappeln hier in Riol ihr biologisches Alter erreicht. Im Rahmen der Moselkanalisation Anfang der 60er-Jahre seien sie zur Uferbefestigung gepflanzt worden. "Sie haben ihre ursprüngliche Funktion verloren", sagt Müller. Eine Sondergenehmigung zur Fällung im März/April, während der Brut- und Aufzuchtszeit, hatte die Untere Landespflege der Kreisverwaltung Trier-Saarburg erteilt. Die Verkehrssicherungspflicht sei ein besonderer Grund für die Genehmigung gewesen, hatte Norbert Rössler, Leiter der Unteren Landespflege, dem TV mitgeteilt. Zuständig für die Pappeln am Moseluferstreifen neben dem Radweg ist das Wasser- und Schifffahrtsamt, für die hoch wachsenden Pappeln auf der anderen Seite des Radwegs ist die Gemeinde Riol als Eigentümer verantwortlich. "Die Unterhaltungspflicht des Radweges liegt bei der Verbandsgemeinde (VG) Schweich", sagt Arnold Schmitt. Die VG ist somit für die Beseitigung der Schäden, die mehrfach durch das Wurzelwerk der Pappeln auf dem Radweg entstanden sind, zuständig. Während der Greifarm eines Baggers einen Teil der zurechtgeschnittenen Pappel fasst, sagt Förster Müller, dass es in Riol mittlerweile tausend Neupflanzungen von Douglasien und Buchen gegeben habe. Das Pappelholz werde verkauft und weiter verarbeitet.

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