Als die Puppe ein Luxusartikel war

Trier · Was Kinder an Weihnachten unter dem Baum finden werden, unterscheidet sich grundlegend von den Geschenken im Jahr 1910. Das verrät zumindest der erste Blick in die Sonderausstellung im Spielzeugmuseum Trier. Doch es gibt auch Klassiker.

Trier. Die neue Sonderausstellung im Spielzeugmuseum in der Dietrichstraße 51 (Nähe Hauptmarkt) widmet sich ganz dem Thema Geschenke. Was haben Kinder 1910 zu Weihnachten geschenkt bekommen? Was liegt heute unter dem Weihnachtsbaum?
In der Vitrine mit den Ausstellungsstücken entdeckt der Besucher natürlich große Unterschiede zwischen den gezeigten Spielzeugen und heutigen, aber er entdeckt auch Klassiker, über die sich die Kinder vor 100 Jahren genauso gefreut haben dürften wie die Kinder am kommenden Weihnachtsfest. Die zeitlich geordneten Stücke aus dem Fundus des Spielzeugmuseums werden nur auf kleinem Raum präsentiert. Auf weihnachtliche Deko haben die Macher bewusst verzichtet. Je länger der Besucher die kleine Sonderausstellung betrachtet, desto mehr außergewöhnliche und altbekannte Spielzeuge entdeckt er zwischen den annähernd 100 Stücken. Etwa das Fernsehspiel "TV Multi" aus den 1970er Jahren, mit dem am Fernseher Tennis, Squad oder Fußball gespielt werden konnte. Oder ein Monchhichi, eine kleine Plastikfigur, die im selben Jahrzehnt aus Japan kam und in Europa ein großer Erfolg wurde. "Wir zeigen hier Sachen, die damals auch wirklich geschenkt wurden", erklärt Inge Ginter vom Spielzeugmuseum. "Wir wollen zu den Stücken auch die Geschichte erzählen."
Puppenküche aus Blechdosen


Eine ganz besondere Geschichte hat zum Beispiel eine Puppenküche aus dem Jahr 1943. Ein Soldat hat sie in einem italienischen Internierungslager aus Blechdosen für seine Tochter gebaut. Puppen sind zudem ein Spielzeug, das sich in den verschiedenen Jahrzehnten immer wieder findet: von der edlen Porzellanpuppe von 1915 bis zur "Baby Born", die heute verkauft wird.
Der größte Unterschied neben all den äußerlichen Verschiedenheiten: "Bis etwa 1920 hatten nur reiche Kinder Spielzeug. Das war alles sehr teuer und eher ein Statussymbol", sagt Inge Ginter. Unter den Spielzeugen von den 1990er Jahren bis heute findet sich viel Technik: ein Handy, mehrere Spielkonsolen, aber auch die Harry-Potter-Bücher. "Das war lange eins der wichtigsten Weihnachtsgeschenke", sagt Ginter.
Bücher waren immer beliebt, das wird klar. 1910 gab es Grimms Hausmärchen, Pumuckl-Bücher in den 1970er Jahren und heute eben die Abenteuer des jungen Zauberers.
Die Sonderausstellung "Weihnachtlicher Gabentisch früher und heute" ist noch bis zum 15. Januar 2014 im Spielzeugmuseum zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, von 11 bis 18 Uhr, während des Weihnachtsmarkts auch montags geöffnet. Ab Januar: Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr.