Alt und Jung im Kasten

So viel Aufmerksamkeit erleben die Senioren in der Residenz am Zuckerberg selten. Die Schüler der Medard-Schule statten ihnen wöchentlich einen Besuch ab. Und der Fachbereich Medienwissenschaften an der Universität Trier beobachtet für ein Forschungsprojekt das Zusammenspiel von Alt und Jung.

 Maike Boden (von links) und Cornelia Balzer von der Seniorenresidenz am Zuckerberg schenken Peter Kufs ein erfrischendes Getränk ein. Eine Szene, die Christian Klees für ein Projekt der Medienwissenschaften an der Universitt mit seiner Kamera einfängt. Rechts Margarete Egert. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Maike Boden (von links) und Cornelia Balzer von der Seniorenresidenz am Zuckerberg schenken Peter Kufs ein erfrischendes Getränk ein. Eine Szene, die Christian Klees für ein Projekt der Medienwissenschaften an der Universitt mit seiner Kamera einfängt. Rechts Margarete Egert. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier. (mehi) "Und jetzt bitte noch einmal!" Kameramann Christian Klees von der Trierer Film-Produktionsfirma Mediaworkx ruft die Schüler der achten Klasse der Medard-Schule zurück in den Hobbyraum der Residenz am Zuckerberg. Erneut schiebt Schülerin Maike Boden die Seniorin Margarete Egert ins Zimmer. "Hatten Sie früher Blumen im Garten?", fragt die 15-Jährige die Dame im Rollstuhl (78). Und die plaudert von ihren Stauden.

Die Szene ist im Kasten. Die fünf Schüler ziehen mit ihrer Lehrerin Marina Bader und Cornelia Balzer (56) von der Residenz sowie sechs Senioren los in den Palastgarten - die Kamera dabei. Der Film wird für das Projekt "Erfolgsfaktoren für das lokale Fernsehen" gedreht, "eine Kombination aus Fernsehproduktion und Forschung", wie Hans-Jürgen Bucher erklärt, Professor im Fachbereich Medienwissenschaften an der Universität Trier. "Wir analysieren, was Zuschauer im Lokalfernsehen anschauen möchten." Der Beitrag über das Schulprojekt im Seniorenheim wird Teil einer Gesundheitssendung. Seit rund zwei Jahren trifft sich die Gruppe aus der Schule für lernbehinderte Kinder und Jugendliche einmal in der Woche mit den Senioren, die Balzer betreut. Dann wird gemeinsam gebastelt, gebacken, gespielt oder ein Ausflug unternommen. Routiniert schieben die Jugendlichen ihre Schützlinge durch die Fußgängerzone zur Basilika. Die Kamera dokumentiert, wie umsichtig die jungen Leute agieren. Im Palastgarten angelangt, summt wieder die Kamera; Interviews werden gegeben. Derweil sitzen die gerade nicht aktiven Projekt-Teilnehmer in der Sonne. "Ich finde es gut, dass die jungen Leute einen Einblick in unser Leben nehmen möchten", sagt Magarete Egert. "Und ich bin froh, was mit ihnen zu unternehmen."

Altenpflege als Berufsbild



Besonders für die Bewohner im Rollstuhl sei es wichtig, Kontakt zur Außenwelt zu haben, bestätigt Balzer: "Das Miteinander von Menschen unterschiedlichen Alters und Lebenswegen, nicht isoliert zu sein - das ist leben."

Bader war unsicher, wie die Schüler reagieren würden. "Es hat mich erstaunt, wie viel Herzblut sie da reinstecken." Der Bereich der Altenpflege biete den lernbehinderten Schülern einen künftigen Arbeitsmarkt, ist sich die Lehrerin sicher. Tamara Schu kann sich vorstellen, in der Altenpflege zu arbeiten. Die 15-jährige Triererin hat ein Praktikum in einem Seniorenheim gemacht.

Die Jugendlichen hätten sich vorab mit dem Leben von Rollstuhlfahrern beschäftigt, sagt Bader. Sie hätten die Stadt hinsichtlich ihrer Barrierefreiheit untersucht und seien geeignete Wege abgegangen. "Die Schüler erfahren, dass sie in der Lage sind zu helfen." Maike und Tamara warten vor der Tür zum Hobbyraum. "Jetzt", sagt Klees und filmt, wie die Mädchen das Zimmer für die Besprechung betreten.

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