Alt werden in vertrauter Umgebung

Kordel · Der Gemeinderat Kordel hat die Weichen für eines der größten Projekte nach dem Bau des Hochwasserschutzes gestellt: Zwischen Bahn und Kyll soll eine seniorengerechte Wohnanlage entstehen. Das Angebot richtet sich gezielt an ältere Kordeler, denen ihr angestammtes Wohnumfeld zu beschwerlich geworden ist.

 Zunächst nur ein Modell: Ortsbürgermeister Medard Roth (links) und Architekt Ingbert Schilz mit dem Entwurf einer altengerechten Wohnanlage. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Zunächst nur ein Modell: Ortsbürgermeister Medard Roth (links) und Architekt Ingbert Schilz mit dem Entwurf einer altengerechten Wohnanlage. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Kordel. Einen Publikumsansturm hat der Kordeler Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung erlebt: Alle Plätze im Gemeindesaal waren besetzt und Ortsbürgermeister Medard Roth staunte: "Das gab es noch nie - seit 15 Jahren haben wir im Schnitt einen Besucher pro Sitzung."
Zwei Punkte locken Zuhörer an


Es waren zwei Tagesordnungspunkte, die Zuhörer aus Kordel, aber auch aus Newel-Butzweiler ins Bürgerhaus angelockt haben: Die Präsentation einer Vorplanung für das Projekt "altengerechtes Wohnen" und Informationen zu den Vorgängen auf dem Gelände der ehemaligen Raketenstation Newel-Butzweiler, wozu auch Bürgermeister Wolfgang Reiland von der Verbandsgemeinde erschienen war.
Der von der Kreisverwaltung angeordnete Abzug der dort niedergelassenen Firmen hatte für öffentlichen Wirbel gesorgt (der TV berichtete). Reiland bezeichnete die Lage der betroffenen Betriebe "als tragisch".
Allerdings hätten diese Betriebe auch gewusst, dass sie sich auf rechtlich schwankendem Boden befanden. Am Ende habe die Kreisverwaltung die rechtswidrige Ansiedlung auf dem Gelände nicht länger dulden können, da ein klarer Rechtsverstoß vorgelegen habe.
Das Hauptinteresse der anwesenden Kordeler galt jedoch dem Projekt "altersgerechtes Wohnen". Der beauftragte Architekt Ingbert Schilz präsentierte dazu seinen Konzeptentwurf: Das vorgesehene, rund 4000 Quadratmeter umfassende Gelände am Ramsteiner Weg hält Schilz grundsätzlich für altengerechtes Wohnen geeignet - schon wegen seiner Ebenerdigkeit. Der heute dort angesiedelte Bauhof müsste weichen. Als neuer Standort ist ein gemeindeeigenes Grundstück neben der Kläranlage vorgesehen.
Architekt Schilz sagte: "Auf diesem innerörtlichen Areal besteht zwar Baurecht, für eine Wohnbebauung ist dort aber ein gültiger Bebauungsplan erforderlich."
In einigen Vorskizzen hat der Architekt seine Vorstellungen dargestellt: Angedacht ist eine lockere Bebauung mit mehreren Einzelgebäuden und vielen Freiflächen. Die Wohngruppen sollen in Schnitt und Größe unterschiedlich ausfallen. Hinzu kommen Wohneinheiten, die sich intern vergrößern oder verkleinern lassen sowie Gemeinschaftsräume.
Ortsbürgermeister Medard Roth erklärte: "Bauland ist in Kordel sehr knapp. Andererseits gibt es viele ältere Mitbürger, die nach altersgerechtem und bezahlbarem Wohnraum im Ort suchen. So kamen wir auf das gemeindeeigene Grundstück am Ramsteiner Weg."
Es gebe auch schon drei Investoren, die an diesem Projekt interessiert seien. Zudem stehe er mit einem Wohlfahrtsverband in Kontakt, der die Trägerschaft für die Wohnanlage übernehmen wolle. Bei den Ratsfraktionen stieß das Projekt auf großen Zuspruch. Einstimmig wurde beschlossen, den Ortschef mit den weiteren Verhandlungen zu beauftragen.Meinung

Weitsicht im engen Tal
Mit dem Projekt "altengerechtes Wohnen" ist Kordel auf dem richtigen Weg - auch wenn die Sache noch in den Kinderschuhen steckt. Die Versuchung wäre groß gewesen, auf dem Gemeindegrund am Ramsteiner Weg ein Neubaugebiet mit gewinnbringenden Baugrundstücken zu erschließen. Das Ergebnis wäre gewesen: Zuzug junger Familien, zunehmende Überalterung im Ortskern und pflegebedürftige alte Kordeler, die mangels Alternative ihren Heimatort verlassen müssten. "So bitte nicht", meinen Ortsbürgermeister Medard Roth und der Gemeinderat. Nun müssen den Worten Taten folgen: Gefragt sind altersgerechte und für die Kordeler erschwingliche Wohnungen. Luxusdomizile für begüterte Senioren aus dem nahen Ausland dürfen nicht entstehen. Denn dann wäre das Thema verfehlt ... trier@volksfreund.de

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