Alte Rebstöcke werden zum Fraß für die Raupe

WALDRACH. In der Ruwergemeinde Waldrach wird nun gezielt gegen die Verwilderung ehemaliger Weinanbauflächen vorgegangen. Am Dienstag begann die maschinelle Rodung von insgesamt 32 aufgegebenen Einzelparzellen. Die Aktion geht auf eine Initiative des örtlichen Bauern- und Winzerverbandes zurück.

 Dieselgetriebener Kletterkünstler: Die für extremes Gefälle geeignete Mulchraupe von Horst Willwert frisst sich im Steilhang über Waldrach durch die aufgegebenen Rebstöcke. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Dieselgetriebener Kletterkünstler: Die für extremes Gefälle geeignete Mulchraupe von Horst Willwert frisst sich im Steilhang über Waldrach durch die aufgegebenen Rebstöcke. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Aufgegebene Weinberge - auch Drieschen genannt - stören nicht nur das Landschaftsbild an Mosel, Saar und Ruwer. Die verwilderten Weinberge bedrohen auch die weiter bewirtschafteten Anbauflächen in der Nachbarschaft. So gelten sie als Nährboden für schädliche Pilze und Viren, locken das Ungeziefer und das Schwarzwild. In Waldrach geht nun der Ortsverband des Bauern- und Winzerverbandes gegen einen Teil der dort vorhandenen Drieschen mit maschineller Hilfe vor. Er beauftragte den Klüsserather Fachunternehmer Horst Willwert mit der Rodung von insgesamt 1,69 Hektar ehemaliger Anbaufläche. Am Dienstag befreite Willwert mit seiner steilhangfähigen Forst- und Mulchraupe die ersten 0,31 Hektar Ex-Weinberg von den alten Reben und Rebstöcken. Wegen der Vogelbrut sind Rodungsarbeiten zurzeit nur in bestimmten Fällen erlaubt. Bei der gestern gerodeten Fläche handelte es sich um einen Weinberg, der bis 2006 bewirtschaftet worden war und somit noch keine Busch- und Heckenbildung aufwies. Auf solchen Flächen sind keine brütenden Vögel gefährdet - die Rodung ist dort gesetzlich zulässig. Schon länger brach liegen in Waldrach die restlichen zur Rodung vorgesehenen Flächen mit einem Umfang von rund 1,39 Hektar. Wegen des Vogelschutzes wird dort die Mulchraupe erst ab dem 16. Juli anrücken dürfen. Das Umweltamt des Kreises Trier-Saarburg verweist dazu auf einen "ornithologisch wertvollen Bereich", der sich oberhalb der Rodungsflächen befinde. Dort lebten einige besonders geschützte Arten wie Sperber, Mäusebussard oder Habicht. Nach Angaben von Rainer Krämer, Ortsvorsitzender des Bauern- und Winzerverbandes, besteht die Gesamtrodungsfläche aus 32 privaten Einzelparzellen. Deren Eigentümer hätten in zum Teil mühsamen Einzelgesprächen von Sinn und Zweck der Drieschenrodung überzeugt werden müssen.Rodung erforderte viel Überzeugungsarbeit

Krämer: "Natürlich ist dies für die Grundstückseigner mit Kosten verbunden. Aber im Interesse des Weinbaus, zum Erhalt unserer Kulturlandschaft und zur Förderung des Tourismus sollten alle an einem Strang ziehen." Es habe ihn im Winter etliche Abende gekostet, um einige Leute zu überzeugen. Was Krämer besonders ärgert sind "kommunalpolitsche Mandatsträger, die stets lautstark den Erhalt unserer Kulturlandschaft fordern, aber sofort den Rückzug antreten, wenn es um ihre eigenen Flächen und damit um ihre eigenen Kosten geht". Auf großes Interesse stößt die Waldracher Aktion in der Fachwelt. Der Beginn der Arbeiten wurde von Vertretern der Ortsgemeinde, des Umweltamtes der Kreisverwaltung Trier-Saarburg und von Vertretern der Landwirtschaftskammer Trier beobachtet.

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