Alte Steine im Blick junger Menschen

Trier · Die Welschnonnenkirche vor dem Verfall retten, alte Wegekreuze aus der Versenkung holen: Das Schulprogramm "denkmal aktiv - Kulturerbe macht Schule" möchte junge Menschen für den Denkmalschutz sensibilisieren. Schüler aus verschiedenen Bundesländern haben in Trier ihre Denkmalprojekte vorgestellt.

 Pascal Pretz (12, Mitte) aus Witterschlick bei Bonn bearbeitet unter Anleitung von Steinmetz Henning Wirtz (links) einen massiven Stein, sein Mitschüler Tim Kempchen schaut zu. TV-Foto: Dorothee Quaré

Pascal Pretz (12, Mitte) aus Witterschlick bei Bonn bearbeitet unter Anleitung von Steinmetz Henning Wirtz (links) einen massiven Stein, sein Mitschüler Tim Kempchen schaut zu. TV-Foto: Dorothee Quaré

Trier. Der zwölfjährige Pascal Pretz aus Witterschlick bei Bonn bearbeitet im Innenhof des Kolpinghauses unter Anleitung von Steinmetz Henning Wirtz einen massiven Stein mit Hammer und Meißel. "Man hat ein bisschen Angst, dass man sich auf den Finger haut", sagt er. "Wir stellen die Steinbearbeitung verschiedener Epochen nach, die wir uns am Dom angesehen haben", erklärt Wirtz. Pascal berichtet vom Denkmalprojekt seiner sechsten Klasse der Bornheimer Europaschule: "Wir machen einen Audioguide und eine Homepage zu Juden in Bonn in der Nazizeit." Projekt-Koordinatorin Susanne Braun erklärt: "Wir möchten Schüler für die Bedeutung des kulturellen Erbes sensibilisieren - und die praktische Auseinandersetzung damit."
Saarburger erforschen Kreuze


Auch Schüler aus Trier und dem Kreis sind bei der zweitägigen Veranstaltung mit dabei. So berichtet Tim Schilling (20) von der berufsbildenden Geschwister-Scholl-Schule Saarburg: "Unser Thema lautet ,Kreuzzug anno 2012 nach Christus\'." Die Bauzeichner-Klasse befasst sich mit einem Dutzend alter Wegekreuze in Saarburg-Beurig, recherchiert ihre Geschichte, erstellt einen Fotokalender und eine Homepage. Ein Denkmal soll mit professioneller Hilfe restauriert werden: "Das Bilzinger Mordkreuz von 1774 im Wald von Saarburg", sagt Schilling. Auch eine Gedenktafel sei geplant.
Aus zahlreichen Bundesländern sind die Schüler zusammengekommen, um in Workshops Steinmetztechniken, Emaillieren und Schablonenmalerei kennenzulernen. Später präsentierten sie ihre Denkmalprojekte: Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat zur Tagung im Rahmen des Schulprogramms "denkmal aktiv - Kulturerbe macht Schule" nach Trier geladen (siehe Extra). Rund 90 Teilnehmer aus 40 Schulen waren mit dabei.
Das Trierer Auguste-Viktoria-Gymnasium ist seit den Anfängen von "denkmal aktiv" vor mehr als zehn Jahren dabei. "Wir haben schon die Kreuzkapelle Petrisberg, den Balduinbrunnen und die Liebfrauenkirche näher beleuchtet", sagt Lehrer Anton Wyrobisch. Aktuell geht es um ein Objekt direkt angrenzend an die Schule: "Die Welschnonnenkirche ist stark beschädigt", erklärt Zwölftklässler Julien Acs. "Das Dachgebälk ist aufgeweicht, Feuchtigkeit ist ins Gemäuer eingedrungen." Lose Ziegel könnten eine Gefahr darstellen. Der angrenzende frühere Klosterbau, heute ein Schulgebäude, werde zurzeit restauriert.
Die Klasse hat einen Flyer erstellt, um Geld für die Kirche zu akquirieren, die sich im Eigentum der Marianischen Bürgersodalität befindet. "Am Unesco-Projekttag unserer Schule wollen wir auch eine Homepage erstellen", sagt Julien. Bei der Tagung sind er und Mitschüler Denny Köppchen aber mit ganz Trier befasst: "Wir bereiten eine Multimedia-Präsentation über Sehenswürdigkeiten verschiedener Epochen vor."Extra

Das Programm "denkmal aktiv - Kulturerbe macht Schule" der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gibt es seit 2002. Es richtet sich an Schüler ab der fünften Klasse und wird unterstützt von den Kultus-, Bildungs- oder Wirtschaftsministerien mehrerer Länder sowie d em Bund für Umwelt und Naturschutz und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Schirmherrin ist die Deutsche Unesco-Kommission. Bundesweit nehmen rund 80 Schulen teil. DQ

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