Altes Altstadtfest ade

Mit ihren Plänen, das Altstadtfest 2009 in Eigenregie zu organisieren, stößt die Stadt nicht nur auf Gegenliebe. Unabhängig vom Beschluss des Stadtrats heute Abend steht aber bereits fest: Die Peter-und-Paul-Messe alter Machart wird es nicht mehr geben.

Trier. Die Vorlage, die der Stadtrat heute behandelt (öffentliche Sitzung ab 17 Uhr im Rathaussaal, Augustinerhof), umfasst nur zweieinhalb Seiten, aber sie hat es in sich. Sie ist der Abgesang auf das Altstadtfest in bisheriger Form. Erstmals soll eine Rathaus-interne Arbeitsgruppe das dreitägige Großereignis auf die Beine stellen. Begründung: Die Straßengemeinschaften, die das seit 1981 bewerkstelligt haben, könnten den hohen Personal- und Zeitaufwand nicht mehr erbringen.

Oliver Louisoder (42), Modehaus-Hochstetter-Geschäftsführer und Leiter des Arbeitskreises Simeonstraße, bestätigt das: "Sponsoren und Künstler suchen, Stände vermieten, Gelder eintreiben, Rechnungen bezahlen - da kommen jedes Jahr Hunderte von Arbeitsstunden allein für den Bereich Porta-Nigra-Vorplatz und Sim zusammen. Das ist ehrenamtlich nicht mehr zu machen. Hinzu kommt, dass die Umsätze rückläufig sind und wir 2008 unsere Kosten nur noch mit privatem Geld decken konnten."

Da will die Stadt ansetzen: "Wir wollen eine Klammer bilden und viele Arbeiten, die bisher parallel liefen, zentral erledigen und die finanzielle Verantwortung übernehmen", erläutert Jürgen Backes (57) vom Stadt-Presseamt, der die achtköpfige Altstadtfest-Gruppe leitet. Nur wenn die Stadt als Veranstalter künftig selbst die Fäden in die Hand nimmt, lasse sich das Altstadtfest retten, glaubt er. Eine zentrale Koordination sei zugleich ein wichtiger Schritt in Richtung Qualitätssteigerung weg vom Remmidemmi früherer Jahre hin zu einem roten Faden. Darbietungen aus Partnerstädten statt Auftritte austauschbarer Nachspiel-Bands - das gab's 2008 erstmals auf dem Kornmarkt und soll auch in diesem Jahr fortgesetzt werden.

252 000 Euro will die Stadt für das 29. Fest (26. bis 28. Juni) ausgeben. In gleicher Höhe sind Einnahmen (vor allem aus Verpachtung und Sponsoring) veranschlagt. Mehr an Inhalt gibt die Stadtrats-Vorlage nicht her. "Das macht mich etwas ärgerlich", sagt RPR-Verkaufsleiter Werner Orth (51). "Die Stadt jongliert mit Geld, das sie nicht hat, und trifft überdies keine Aussage, wie das Programm aussehen soll und wer sich um die Bühnen kümmert." Weil Orth "nicht weiß, ob irgendwer im Rathaus eine Vorstellung hat, was für eine Riesenaufgabe man sich da ans Bein gebunden hat", geht er auf Nummer sicher und gibt die Verantwortung für das Geschehen auf dem Domfreihof nicht ab: "Wir bieten mit Hilfe von Sponsoren in eigener Regie auch in diesem Jahr unser bewährtes Programm mit Pop meets Classic am Freitag, der Soul-Nacht am Samstag und dem Gospel-Schwerpunkt am Sonntag."

Backes will erst mit dem Segen von Stadtrat und Aufsichtsbehörde ADD organisatorisch in die Vollen gehen. Eines scheint aber schon jetzt klar: Die Peter-und-Paul-Messe auf dem Viehmarkt wird es nicht mehr geben. Kirmes-Organisatorin Inge Bruch (68) bestätigt, dass es "zunehmend schwierig ist, Schausteller-Kollegen für den Viehmarkt zu gewinnen". Der sei zu weit abgelegen vom Fest-Geschehen. Eine Alternative könnte eine kleinere Kirmes an der Ecke Rindertanz-/Sichelstraße sein: "Darüber wollen wir im Februar mit der Stadt reden."

Meinung

Von Roland Morgen

Schön wär's ja

Es ging 27 Jahre gut. Die Straßengemeinschaften organisierten das Stadtfest, und das Rathaus hatte relativ wenig Arbeit damit. Jetzt haben die Ehrenamtlichen die Faxen dicke. Das liegt nicht nur an der zeitlichen Belastung, sondern auch an der mangelnden Flexibilität der Verwaltung. Die Leute aus der Sim haben Anfang Dezember in einem Brief an OB Klaus Jensen ihren Rückzug erklärt. Das fällt zeitlich zusammen mit der Nichtgenehmigung des im Brunnenhof geplanten Mini-Adventsmarkt, an dem sich der Sim-Arbeitskreis beteiligen wollte. Eine verständliche Reaktion. Nun steht die Stadt unter Zugzwang, und die Zeit drängt. Konzepte für Plätze und Großbühnen, Verträge mit Künstlern - alles noch nicht in Sicht. Die Rettung des Altstadtfestes, das am Wochenende vor Peter und Paul (29. Juni) Zehntausende nach Trier zieht, ist unbestreitbar wünschenswert. Warum aber ausgerechnet die Stadtverwaltung, die doch schon mehr als genug mit der Erledigung ihrer originären Aufgaben zu tun hat, das auf die Reihe bekommen soll, bleibt schleierhaft. r.morgen@volksfeund.de

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