Altes Denken

Kaum auf dem Markt, ist der Trierer Mietspiegel eigentlich schon wieder veraltet. Denn ob die Kaltmiete einer Wohnung angemessen ist oder nicht, entscheidet sich längst nicht mehr daran, ob der Balkon zur Südseite liegt oder das Bad zwei Waschbecken hat.

Viel wichtiger für die Beurteilung einer Wohnung sind in Zeiten horrender Rohstoffpreise die Nebenkosten - und damit der Sanierungszustand eines Gebäudes. Denn die günstige Altbauwohnung kann sich mit der ersten Nebenkostenabrechnung als teures Eurograb entpuppen. Ob man in einer Wohnung quasi zum Fenster respektive Dach hinausheizt oder Wände und Hausdach gut gedämmt sind, lässt sich oft nur aus den Angaben des Vormieters schließen. Um das Vabanque-Spiel zu beenden, hat die Ex-Bundesregierung ein Gesetz auf den Weg gebracht, nachdem der Energiebedarf von Wohnungen und Häusern in einem Energiepass ausgewiesen werden muss. Wann die neue Regierung das Gesetz verabschiedet, steht allerdings noch in den Sternen. Würde der Mietspiegel die Energieeffizienzklasse eines Hauses als positives Merkmal berücksichtigen, hätte der Vermieter ein echtes Argument, Sanierungskosten teilweise auf die Kaltmiete umzulegen - schließlich wären die Nebenkosten spürbar niedriger. Wetten, dass beim nächsten Mietspiegel in vier Jahren die Energiewerte mehr "punkten" als ein Südbalkon? c.wolff@volksfreund.de

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