Am falschen Brandherd

Die Bezeichnung "Feuerwehrmann" trifft auf Edgar Meyer im übertragenen Sinne durchaus zu. Wenn es in Sachen Stadtfinanzen an allen Ecken und Enden brannte (eigentlich ein Dauerzustand), war der treue Controller stets zur Stelle und dämmte die Misere nach Kräften ein.

Auf bissige Kollegen-Fragen, ob er denn kein Zuhause habe, pflegte er gerne zu erwidern: "Ich verbringe meine Freizeit im Rathaus, um der Stadt Geld zu retten." Aber der 65-Jährige rettete nicht in Diensten der echten Feuerwehr, sondern als Finanzmann. Und da kennt das Beamtenrecht kein Pardon. OB Schröers höchst individuelle Form einer Ausgleichszahlung für 5300 Überstunden (was einer Regulär-Arbeitszeit von rund drei Jahren entspricht), steht nicht im Einklang mit den gesetzlichen Anforderungen. Deshalb hat die ADD den Rathaus-Chef zart gerüffelt. Mehr Ungemach droht ihm aber nicht aus dem Kurfürstlichen Palais. Dafür wohl aus dem Stadtrat. Endlich hat Schröer mal einen Fehler gemacht (und zugegeben), der sich politisch ausschlachten lässt. Um den fachlich allseits geschätzten und parteilosen Meyer geht es nicht. Nein, hier bietet das "System Schröer" endlich eine Angriffsfläche für die Kritiker, denen das Stadtoberhaupt zu eigenmächtig agiert. Wie die drohende Auseinandersetzung im Stadtrat ausgeht, steht in den Sternen. Nur ein Gewinner steht bereits fest: Bundesfinanzminister Eichel, der 45 Prozent der Abschlagszahlung als Steuer einbehalten hat. Für den Ex-Finanzcontroller erweist sich die nachträgliche Überstunden-Ausbezahlung als schlechtes Geschäft. Was er erhalten, entspricht einer Vergütung für lediglich rund 2000 Stunden. Und mehr Geld gibt es definitiv nicht. Meyer bleibt die vage Hoffnung, dass sein Fall die Diskussion um ein verkrustetes und entrümplungswürdiges Beamtenrecht neu entfacht und als Ergebnis das herauskommt, wofür er stets plädiert hat: Leistung und Kreativität belohnen und das Gegenteil sanktionieren. r.morgen@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort