Am liebsten bei Gewitter

Anders als zugesagt, kann mit dem Bau des Tarforster Kunstrasenplatzes noch nicht begonnen werden. Erst müssen die als gefährdet geltenden Kreuzkröten umgesiedelt werden - auch vom Gelände der geplanten Grundschule.

Trier. Jahrelang schob das Sportdezernat den Entschluss zum Bau eines neuen Sportplatzes in Tarforst vor sich her. Als dann der politische Wille da war, verwehrte Mainz die Zuschüsse. Erst mit der Änderung einer Verwaltungsvorschrift kam die Förderzusage. Danach sollte alles ruck-zuck gehen: Noch im Frühling sollten die Arbeiten ausgeschrieben werden, im Frühsommer die Bauarbeiten beginnen, versprach Dezernent Georg Bernarding im April.Die Kreuzkröten hatte er dabei offenbar nicht auf seiner Rechnung. Nicht nur auf dem Sportplatzgelände, auch auf dem Gebiet der geplanten neuen Tarforster Grundschule leben die vier bis acht Zentimeter großen Amphibien, die als stark gefährdet gelten. "Erst wenn die Umsiedlung soweit erfolgreich abgeschlossen ist, dass eine Gefährdung der Population durch die Baumaßnahmen ausgeschlossen werden kann, stimmt die Obere Naturschutzbehörde dem Bau zu", informiert das städtische Presseamt auf TV-Anfrage. "Wir haben den offiziellen Auftrag zur Umsiedlung vor rund zwei Wochen bekommen", sagt Karola Haubrich. Zusammen mit zwei Kollegen von der Universität organisiert die Biogeografin den Kröten-Umzug. "Wann die Umsiedlung abgeschlossen sein wird, ist sehr schwierig voraus zu sagen", betont die junge Frau, die für ein Mainzer Planungsbüro schon mehrmals ähnliche Umsiedlungen abgewickelt hat. Die Kröten kriechen nur nachts und bei feuchtem Wetter aus ihren Erdlöchern. "Am liebsten haben sie Gewitter", sagt Haubrich. Um die Tiere anzulocken, haben die Biogeografen Wellpappen auf dem Gelände verteilt, unter deren feuchten, dunklen Schutz die Tiere sich im Idealfall sammeln. "Wir müssen abwarten, wie die Kröten die Verstecke annehmen", erklärt Haubrich. Erwachsene Tiere werden mit der Hand gefangen, Kaulquappen und Laichschnüre mit Käschern aus wassergefüllten Gräben gesammelt. Parallel dazu werden die Regenrückhaltebecken im nahen Biotop Olbeschgraben "krötentauglich" gemacht: "Die Gewässer werden von Algen befreit, als Unterschlupf lockere Erdhaufen aufgeschüttet", sagt Haubrich. Die Umsiedlung sei unproblematisch: "Kreuzkröten gehören zu den so genannten Pionierarten, die geeignete, neue Umgebungen gerne annehmen." Der Sportverein und mehrere Tarforster haben ihre Hilfe bei den Arbeiten bereits zugesagt. Weil der Sportplatzbau sich so lange verzögert habe, stünde jetzt auch noch die Neubewertung des Geländes an, klagt Sportdezernent Bernarding. Die Stadt hat die 35000 Quadratmeter vom Land gepachtet. Bisher waren dafür jährlich 23 000 Euro fällig, rund zwei Prozent vom bisherigen Grundstückswert (rund 1,15 Millionen). Wie hoch die Pacht nach der Neubewertung - bei der die Entwicklung der Umgebung zu einem der beliebtesten Neubaugebiete Triers eine erhebliche Rolle spielen dürfte - sein wird? "Billiger wird nix", antwortet Bernarding lakonisch.Dabei liegt die neuerliche Bauverzögerung nicht allein an den Kreuzkröten. Denn anders als von Bernarding angekündigt, ist die Ausschreibung noch nicht abgeschlossen. Der Traum des Tarforster SV vom Anstoß der Saison 2007/08 auf dem neuen Kunstrasenplatz wäre also auch ganz ohne Kröten geplatzt. Bernardings neues Versprechen: "Die Kröten-Umsiedlung soll Ende August abgeschlossen sein, danach legen wir los!"

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