Am Wochenende wird nicht mehr aufgeräumt

Trier · Überquellende Mülleimer im Palastgarten, Abfall und Scherben auf den Wiesen und Wegen - diese am 12. April im TV beschriebenen Zustände haben auch viele TV-Leser aufgeregt. Jetzt ist klar, warum die Situation sich so darstellt: Am Wochenende wird dort nicht mehr aufgeräumt.

 Der Trierer Palastgarten ist ein beliebtes Erholungsgebiet, hat aber ein Müllproblem. TV-Foto: Portaflug

Der Trierer Palastgarten ist ein beliebtes Erholungsgebiet, hat aber ein Müllproblem. TV-Foto: Portaflug

Trier. Im Grunde genommen ist der Trierer Stadtrat schuld daran, dass die Vermüllung des Palastgartens wieder zugenommen hat. Das geht aus Antworten hervor, die die Stadtverwaltung auf Anfrage des TV gegeben hat. Wir hatten die Anregungen aus zahlreichen Leserbriefen zu diesem Thema weitergeleitet und gefragt, ob die Vorschläge der Leser umsetzbar sind.
Ein Ergebnis der Anfrage: An Wochenenden wird der Palastgarten nicht mehr aufgeräumt, werden die ohnehin schon überquellenden Mülleimer nicht mehr geleert. Das erklärt zumindest, warum in diesem Frühjahr auch nach dem Eindruck vieler Leser der Palastgarten ziemlich vermüllt aussieht, vor allem, wenn an sommerlich warmen Wochenenden dort an den Abenden Party gefeiert und gegrillt wird. Nach Angaben des städtischen Presseamts wurde die Reinigung des Palastgartens an Wochenenden aufgrund der Haushaltskürzungen eingestellt. Laut Pressesprecher Ralf Frühauf werden damit Einsparungen von 20 000 Euro erzielt. Diese Kürzungen hat der Stadtrat zu verantworten, der sie - unter dem Druck der angespannten finanziellen Lage der Stadt - beschlossen hat. Ob die Stadtratsfraktionen angesichts der Zustände im Trierer Stadtpark weiter zu dieser Maßnahme stehen, wird der TV in der kommenden Woche nachfragen.
Anregungen, wie man mit dem Müllproblem umgehen könnte, können sich die Ratsfraktionen bei den TV-Lesern holen - auch, wenn die Stadtverwaltung bei ihrer Einschätzung einiger Vorschläge wenig Hoffnung auf Besserung macht.

Hier die Vorschläge der TV-Leser und die Reaktionen der Stadtverwaltung.
Oswald Steines regt an: Gezielte Streifen des Ordnungsamts durch den Palastgarten sollten auch nach 20 Uhr stattfinden. Simon Wieck meint: weniger Knöllchen für Falschparker, lieber Knöllchen für Verschmutzung und Ignoranz verteilen. Auch Alexander Kirschweng und Franz Rudolf Winckler sprechen sich für drastische Strafen von 100 bis 500 Euro aus, wenn Leute beim Müllwegwerfen erwischt werden - oder beim Wildpinkeln oder beim Grillen an nicht ausgewiesenen Grillstellen.
Frage also: Sind späte Kontrollen möglich? Können auf frischer Tat ertappte Müllsünder in Trier sofort bestraft werden?

Antwort Stadtverwaltung: Der Palastgarten wird im Rahmen der personellen Möglichkeiten des Kommunalen Vollzugsdienstes des Ordnungsamts regelmäßig, auch nachts, bestreift. Müllsünder können gebührenpflichtig verwarnt werden oder es kann ein Bußgeldverfahren eingeleitet werden. Dies kann jedoch nur gegenüber einzelnen Tätern erfolgen und nicht gegenüber einer ganzen Gruppe. Das setzt weiter voraus, dass dem Täter eindeutig nachgewiesen werden kann, welchen Müll er verursacht hat. In der Regel streiten die Betroffenen jegliche Beteiligung ab, obwohl sie von Müll umgeben sind. Eine Gruppenhaftung ist rechtlich nicht möglich. Das Grillen sowie auch offenes Feuer sind nicht verboten. Wenn eingeschritten wird, so erfolgt dies zur Verhinderung eines Flächenbrands.
Manfred Werel und Horst Pokropa fordern: ein Partyverbot für den Palastgarten erlassen, saftige Strafen ankündigen und Zuwiderhandlungen dann auch rigoros verfolgen. Leser Frank Schillings schlägt ein generelles Verbot von Grillen und offenen Feuern vor, zu kontrollieren vom Ordnungsamt.
Frage also: Ein Partyverbot - ist das überhaupt möglich?
Antwort Stadtverwaltung: Eine Rechtsverordnung, die das Feiern verbietet, gibt es nicht. Beim Feiern sind jedoch die allgemeinen gültigen Lärmwerte nach der Landesimmissionsschutzverordnung einzuhalten.
Familie Lorscheter schlägt vor: Eingänge des Palastgartens schließen, Wächter hinstellen, Eintritt verlangen und Taschenkontrollen machen.
Frage: Ist das überhaupt eine denkbare Lösung?
Antwort Stadtverwaltung: Der Palastgarten war früher einmal ein geschlossener Park, der von einem etwa drei Meter hohen Eisengitterzaun umsäumt wurde. Der Park wurde geöffnet, damit er für alle Bewohner und Gäste der Stadt frei zur Verfügung steht. Es gibt im Palastgarten mehrere fußläufige Querverbindungen, die nicht gesperrt werden können. Lässt man diesen Punkt außer Betracht, so wäre aufgrund der Vielzahl der Zugänge der Aufwand hierfür unverhältnismäßig hoch.
Leser Roland Streit schlägt vor: tausende Mülleimer aufstellen, damit das Wegwerfen leichter wird.
Frage: Gibt es vielleicht einfach zu wenig Behältnisse im Palastgarten? Wie viele gibt es?
Antwort Stadtverwaltung: Aus unserer Sicht gibt es genügend Müllbehältnisse im Palastgarten. Alleine im unmittelbaren Umfeld der großen Wiese vor dem Fontänenbecken stehen acht Abfalleimer, ohne dass sich dadurch der Sauberkeitszustand positiv verändert hat. Die Aufstellung von zusätzlichen Behältern löst nicht das Problem, es wird dadurch zusätzlich Hausmüll in die öffentlichen Mülleimer entsorgt.
Ursula Schöffling meint: Einzige Abhilfe können große Abfalleimer (circa 300 Liter) mit ansprechender Gestalt in möglichst grüner Farbe schaffen. Diese müssten in kurzen Abständen am Rand der Wiese aufgestellt sein, damit die Wege dorthin angenommen werden.
Frage: Größere Mülleimer - eine denkbare Lösung?
Antwort Stadtverwaltung: Die Erhöhung der Anzahl löst nicht das Problem. Je größer die Behältnisse, umso mehr Hausmüll wird widerrechtlich auf diesem Weg entsorgt.
Daniela Beyer schlägt vor: kostenlose Mülltüten verteilen, so wie die Hundekot-Mülltütchen, die es in der Stadt schon gibt. Ein Rat, den auch Gertrud Halik gibt, die überdies vorschlägt, freiwillige Müllsammler beispielsweise mit Freikarten fürs Museum zu belohnen.
Frage: Wäre so etwas denkbar?
Antwort Stadtverwaltung: Selbst wenn kostenlose Mülltüten bereitgestellt würden, so müssen diese noch eingesammelt werden, was mit der Entsorgung zusätzliche öffentliche Mittel erfordert. Müllsammler lösen das Problem nicht an der Wurzel, die Verursacher müssen einsichtiger oder diszipliniert werden.
Brigitte Nehmzow erinnert sich an den aus einer Anti-Müll-Kampagne hervorgegangenen Slogan "Uns schöner Trier", der ihrer Meinung nach für Trierer wieder wichtiger werden soll.
Frage: Wäre es denkbar, die entsprechende Kampagne wiederzubeleben?
Antwort Stadtverwaltung: Die Kampagne lief in der Zeit von 2002 bis etwa 2005. Die finanzielle Lage der Stadt Trier erlaubt es nicht, hier erneut Finanzmittel in mindestens fünfstelliger Höhe bereitzustellen. Neue vandalismussichere Müllbehälter aus Edelstahl sowie eine vandalismussichere Möblierung des öffentlichen Raums mit massiven Ruhebänken wurden in den vergangenen Jahren umgesetzt.
Susanne Erbel bietet sich selbst als Helferin an: Wir haben früher selbst Dreck hinterlassen, schreibt sie, heute sollten wir deshalb den von Jugendlichen aufräumen. Also: freiwillige Helfer suchen, die sonntagsmorgens Müll sammeln gehen. Sie würde mitmachen. Hedi Morgen erinnert an den "Feldhüter", den die Gemeinde Mehring kürzlich eingestellt hat. Sie rät Trier, so etwas auch zu versuchen.
Frage also: Bürger auf die beschriebene Art und Weise einbinden - ist das denkbar?
Antwort Stadtverwaltung: Die Wirkung von ehrenamtlichem Engagement ist nicht zu unterschätzen. Für kurze Aktionen denkbar, stellt das keine Dauerlösung dar und löst das grundsätzliche Problem der Gedankenlosigkeit einiger Parknutzer nicht.
Gerd A. Cosse fragt: Warum sind nicht auch Samstag und Sonntag die Reinigungskräfte der Stadt unterwegs?
Frage: Stimmt das?
Antwort Stadtverwaltung: Eine zusätzliche Reinigung an Wochenenden findet in diesem Jahr aus Kostengründen nicht mehr statt.
Nicht jeder in der Stadt hat einen Garten, schreibt eine Leserin, die ihren Namen nicht preisgeben wollte. Diesen Umstand könnte sich die Stadt Trier zu Herzen nehmen und im Stadtgebiet diverse öffentliche Grillplätze ausweisen wie beispielsweise in Heidelberg an den Neckarwiesen. Das schlägt auch Leser Egon Weyand vor.
Frage: Öffentliche Grillplätze - warum gibt es die nicht in Trier?
Antwort Stadtverwaltung: Mit Sicherheit eine gute Idee, aber dafür eignen sich unsere sehr kleinen und stark frequentierten innerstädtischen Parkanlagen nicht. Jedwede Einrichtung steht und fällt mit der Bereitschaft der Nutzer, für die Entsorgung ihrer Hinterlassenschaften zu sorgen. Einfach ausgedrückt: Was ich mitbringe, nehme ich auch wieder mit.
Eine eher brachiale Lösung zur Vermeidung von Grillpartys hat Leserin Helga Kiemes parat: zuerst an beiden Enden des Palastgartens ein Schild anbringen, worauf steht, dass ab 21 Uhr der Rasen gesprengt wird und dann dies auch machen. Vor vielen Jahren wurde das gemacht, schreibt sie. Und es gab nicht diese Sauereien.
Frage: Stimmt das, dass es früher so war?
Antwort Stadtverwaltung: Früher wurde die Wiese unmittelbar vor dem Kurfürstlichen Palais regelmäßig über Unterflurregner bewässert. Diese Anlage ist seit Jahren defekt und konnte aus Kostengründen nicht wiederhergestellt werden. Auf der großen Wiese vor dem Fontänenbecken gab es eine solche Anlage nicht.

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