Stiftung zahlt Hilfsgeld aus Amokfahrt in Trier: Endlich fließt das Spendengeld für die Opfer

Trier · Mehr als ein Jahr nach der Trierer Amokfahrt wird nun das Spendengeld ausgezahlt: Über eine Million Euro Spenden kamen damals zusammen. Die Stadt ruft die Opfer auf, sich zu melden.

Amokfahrt Trier: Stiftung zahlt endlich Spenden aus - Opfer können sich melden
Foto: picture alliance/dpa/Harald Tittel

Das Mitgefühl mit den Opfern der Amokfahrt von Trier war riesig. Mehr als eine Million Euro überwiesen Menschen auf ein Spendenkonto der Stadt Trier, in der Hoffnung, das Leid der Hinterbliebenen und Verletzten so ein wenig abzumildern.

Der mutmaßliche Täter, dem derzeit in Trier der Prozess gemacht wird, hatte mindestens fünf Menschen getötet – bei einem weiteren, später verstorbenen Opfer wird noch geprüft, ob die Todesursache in der Amokfahrt liegt. Zwei Dutzend weitere Menschen wurden verletzt. Viele von ihnen so schwer, dass ihr Leben nie wieder wie vorher sein wird. Weitere 300 Menschen erlitten psychische Verletzungen.

Geld für Opfer der Amokfahrt soll über Stiftung verteilt werden

Spender, die auf schnelle unbürokratische Hilfe für all diese Betroffenen gehofft hatten, wurden enttäuscht, denn zunächst wollte die Stadt eine Stiftung gründen, über die schwierige ethische Frage entscheidet, wer wie viel Geld bekommt. Im November 2021 wurde die Stiftung nach langer Vorlaufphase gegründet und Richtlinien festgelegt.

Erst jetzt, mehr als ein Jahr später, kann das Geld also fließen. Bisher hatten lediglich die vier Familien der Todesopfer jeweils 10 000 Euro Sofort-Unterstützung erhalten. Außerdem wurden Rechnungen bezahlt, die nicht oder nicht komplett aus anderen Mitteln abzudecken waren.

Der Großteil der Spenden steht daher noch zur Verfügung und die Stadt bittet Betroffene, sich zu melden.

 Die  „Stiftung für die Betroffenen der Amokfahrt 1. Dezember 2020“ wird laut Rathaus über einen Zeitraum von zehn Jahren wirken und die Betroffenen unterstützen.

Vorstand und Kuratorium wollen sich zunächst auf den Anteil an Spendengeldern in Höhe von 700.000 Euro konzentrieren, der ohne Bedürftigkeitsprüfung und ohne, dass andere Zahlungen an die Betroffenen angerechnet werden, sofort ausgezahlt werden könne. „Dafür sind wir allen Spendern sehr dankbar“, sagt die Vorsitzende der Stiftung, Dagmar Barzen. Mit dem restlichen Betrag in Höhe von 300.000 Euro an Stiftungsvermögen könne langfristig Hilfe gegeben werden.

Regina Bergmann, Vorsitzende des Kuratoriums sagt: „Wir holen die Opfer dort ab, wo sie stehen. Wir möchten sie auch emotional unterstützen.“

Bislang liegen laut Stadt etwa 30 Anträge vor. Dabei handelt es sich um Anträge von Angehörigen der getöteten Opfer sowie Überlebenden der Amoktat. Aus Datenschutzgründen dürften die beim Land oder der Polizei bereits bekannten Namen und Adressen von Opfern und Betroffenen nicht ohne weiteres an die Stiftung der Stadt weitergegeben werden. Die Stiftung bittet deshalb die Menschen, die betroffen sind und Hilfe benötigen, sich umgehend zu melden. Die Stiftung verspricht, erste Spenden zügig auszuzahlen.

Spenden nach Amokfahrt: So können sich Opfer melden

Wie stellt man einen Antrag? Betroffene können nun das auf den Webseiten der Stadt Trier zu findende   Formular ausfüllen und an die Stiftung senden.

Anträge können gestellt werden unter: Stiftung_1Dezember@trier.de, Rückfragen gern telefonisch unter: 0651/718-1200 bei Frau Womelsdorf.

Wer ist antragsberechtigt? Der Richtlinie  zufolge werden Leistungen gegenüber Opfern der Amokfahrt vom 1. Dezember 2020 für den Verlust naher Angehöriger oder für Gesundheitsschädigungen erbracht. So bekommt, wer einen Ehegatten, ein Elternteil oder ein Kind verloren hat, 30.000 Euro. Auch ein möglicher Verlust des Unterhalts wird ausgeglichen.

Auch Menschen , die durch die Amokfahrt vom psychisch traumatisiert wurden, können Hilfe beantragen. Die Richtlinien sind ebenfalls auf www.trier.de einzusehen.

Was passiert dann? Dagmar Barzen und Regina Bergmann führen dann mit den Betroffenen vertrauliche Gespräche, um sich ein Bild über die Erfordernisse machen zu können und den Bedarf auf der Basis der beschlossenen Vergaberichtlinie zu erfassen. Danach werden n die Mitglieder des Kuratoriums in der Sitzung im Februar über die Anträge entscheiden.

Warum hat das alles so lange gedauert? Die Gründe sind komplex. So wollte die Stadt Trier zunächst eine Stiftung gründen, in der dann ein Gremium aus Fachleuten und Vertretern der Opfer über die Vergabe des Geldes entscheidet. Dass es so lange dauerte, diese Stiftung zu gründen, erklärte das Trierer Rathaus damit, dass es für so etwas in Rheinland-Pfalz keine Vorbilder gebe. Mehrere Satzung-Entwürfe seien von Finanzamt sowie Aufsichtsbehörde bemängelt worden.

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