An der Schnittstelle zwischen Leben und Tod

Trier · Sie war schwer krank, eine Herztransplantation hat ihr das Leben gerettet: Alexandra Winter (18) ist in der Wanderausstellung mit dem Titel "Herz verschenken" zu sehen. Zur Vernissage im Kurfürstlichen Palais in Trier sprach sie übers Überleben.

 Alexandra Winter (18) lebt seit einer Transplantation mit einem neuen Herzen. Ihr Porträt ist in der Wanderausstellung „Herz verschenken“ im Kurfürstlichen Palais zu sehen. TV-Foto: Katja Bernarding

Alexandra Winter (18) lebt seit einer Transplantation mit einem neuen Herzen. Ihr Porträt ist in der Wanderausstellung „Herz verschenken“ im Kurfürstlichen Palais zu sehen. TV-Foto: Katja Bernarding

Trier. Zwanzig Fotos erzählen stumm die Schicksale von Organempfängern, von Angehörigen sowie von Menschen, die Transplantationen möglich machen. Und von Bernhard Schmitt (62), dem Dialysepatienten, der auf eine Spenderniere wartet. Der Fotograf Michael Hagedorn hat Männer und Frauen an der Schnittstelle zwischen Leben und Tod porträtiert - ein Begleitheft erzählt und informiert noch tiefer.
Leben mit neuem Herzen


Auch Alexandra Winter ist zu sehen. Die junge Frau mit den braunen Augen und den langen blonden Haaren war eigens zur Ausstellungseröffnung ins Kurfürstliche Palais gekommen, um vor rund 40 Besuchern von bewegenden zehn Monaten ihres Lebens zu erzählen: Während einer langwierigen schweren Erkältung hatte sich der Allgemeinzustand des Teenagers verschlechtert. Ärzte stellten eine Herzmuskelentzündung fest, Alexandras Leben hing am seidenen Faden. Ein Spenderherz wurde gefunden und transplantiert. "Ich hatte große Angst vor der Operation, aber dann war mir schnell klar, wie viel Glück ich hatte", sagt die Psychologie-Studentin. Von ihrem Spender weiß sie nur, dass er nicht älter als 30 Jahre alt war. Alexandra Winter lebt heute ein unbeschwertes Leben.
Unter der Moderation von Undine Samuel, geschäftsführende Ärztin der Deutschen Stiftung Organtransplantation, kam auch Martina Muscalla zu Wort. "Der 7. September 2011 war ein ganz normaler Tag, bis zum Abend", sagt Muscalla. Sie erhielt die Nachricht, dass ihre Tochter zusammengebrochen war. Einen Tag später starb diese an den Folgen einer Gehirnblutung mit 36 Jahren. Martina Muscalla stimmte einer Organentnahme zu.
"Es war für uns keine Frage, im Sinne unserer Tochter zu handeln", sagt sie. Ein Jahr nach dieser Entscheidung habe sie einen Brief der Mutter des 19-jährigen Lungenempfängers erhalten. "Es war ein Freudentag, trotz allem Schmerz", sagt Muscalla. Oberbürgermeister Klaus Jensen, er besitzt einen Organspendeausweis, brachte in seinem Grußwort auf den Punkt, was die Ausstellung der Initiative Organspende Rheinland-Pfalz bewirken soll: "Je mehr ein Thema mit einem Gesicht und einem Namen verbunden ist, umso mehr Menschen sind bereit, sich damit auseinanderzusetzen."
Das ist laut Jupp Arldt, Geschäftsführer der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz, unter deren Federführung die Initiative Organspende Rheinland-Pfalz steht, die Idee hinter der Ausstellung. Hausherrin Dagmar Barzen war es eine Herzensangelegenheit, die rheinland-pfälzische Wanderausstellung mit Unterstützung der Sparkasse ins Kurfürstliche Palais zu holen. "Wir können dieses Thema nicht wegschieben, es ist alltäglich mitten unter uns", sagte die Präsidentin der Aufsichts-und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier.
Barzen widmet die Ausstellung ihrer Freundin Marion, die in diesem Jahr verstorben ist. Sie hatte vergeblich auf ein Spenderherz gewartet.Extra

Bis Oktober dieses Jahres ist die Zahl der Organspender in Deutschland auf einen neuen Tiefstand gesunken. Das teilte die Deutsche Stiftung Organtransplantation im Oktober mit. Die Wanderausstellung unter dem Titel "Herz verschenken" ist bis zum 17. Januar im Kurfürstlichen Palais zu sehen. Begleithefte und Informationsmaterial liegen vor Ort aus. Die ADD-Combo hatte die Vernissage begleitet. kat

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