Andere Meinungen akzeptieren

BIEWER. Bundestagsdebatte im Miniformat: Schülerkonferenzen gehören in der Grundschule Biewer zum Unterrichtsalltag wie das tägliche Pausenbrot. Oberbürgermeister Helmut Schröer schaute sich das aus der Nähe an.

 Mischt sich unters Schülervolk: OB Helmut Schröer mit den Kindern in Biewer.Foto: Gabriela Böhm

Mischt sich unters Schülervolk: OB Helmut Schröer mit den Kindern in Biewer.Foto: Gabriela Böhm

Wenn 70 Schülerinnen und Schüler ein Problem beraten, geht es gemeinhin schon mal stürmisch zu. Nicht so in der Grundschule Biewer, die seit Februar an dem bundesweiten Programm "Demokratie lernen und leben" teilnimmt. Schülerkonferenzen, eine Art Vollversammlung aller Schüler, gibt es an der Schule schon seit zwei Jahren. Darin besprechen die Kinder ihre Probleme und suchen gemeinsam nach Lösungen. Und die sind schon mal etwas bizarrer Natur - beispielsweise, wenn über Überwachungskameras auf Toiletten nachgedacht wird, um diese sauberer zu halten. Im Rahmen des Demokratie-Programms waren die Schüler vor kurzem zu Gast im Rathaus - nun trat OB Schröer den Gegenbesuch bei einer Schülerkonferenz an. Nicht, ohne sich vorher bei einem Gang durch die Schule einen Eindruck zu verschaffen. Mit kräftigen Handschlägen und begleitet von vielen "Hallos" begrüßte der ehemalige Lehrer die begeisterten Kinder. Dann begann die Diskussionsrunde zum Thema: Was soll aus dem Bauwagen werden? Über den ramponierten Treffpunkt auf dem Schulhof, den Jugendliche beschädigt haben sollen, hatten sich zuvor alle Klassen ihre Gedanken gemacht. Klassenvertreter stellten der Runde die erarbeiteten Vorschläge vor. Und dann ging es zu wie im Abgeordnetenhaus. Die Kinder diskutierten, wägten ab, erhoben Einwände. Und quatschten schon mal dazwischen, was mit energischem "Psst" ihrer Mitschüler kommentiert wurde. Geschickt moderierte Schulleiterin Gabriele Leonardy die Konferenz, fasste Vorschläge zusammen und ermahnte die Kinder, lauter zu sprechen. "Wir lassen die Kinder eigene Problemlösungen finden", sagte sie. Ihr ist es ein Anliegen, künftig auch wöchentliche Klassenräte aufzubauen. Mit einem Kommunikationstraining soll die Dialogfähigkeit weiter verbessert werden. "Hauptsache, die Kinder entwickeln eine Haltung, auch andere Meinungen zu akzeptieren." Das klappte an diesem Morgen schon recht gut, wenngleich einigen Kindern die Aufgeregtheit über den "hohen Besuch" deutlich anzumerken war. "Wer soll das denn bezahlen?", meinte ein Steppke mit Blick auf Schröer zu einem Renovierungsvorschlag eines Mitschülers. "Darüber sprechen wir später", amüsierte sich Schröer und überreichte den Kindern zum Schluss seines Besuches ein Geldgeschenk. Als "sinnvolle Sache" bezeichnete das Stadtoberhaupt die Schülerbeteiligung. "Wenn die Kinder sich so intensiv mit der Renovierung des Bauwagens auseinander setzen, werden sie ihn als Jugendliche nicht zerstören."

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