Angehörige entsetzt - Trierer Klinik gibt Tote am Wochenende nicht frei

Trier · Wenn ein Patient in einem Krankenhaus stirbt, kann er normalerweise umgehend in eine Aufbahrungshalle im Heimatort überführt werden. Es sei denn, der Tote verschied im Brüderkrankenhaus am Wochenende oder einem Feiertag. Dann stehen die Angehörigen vor einem Problem. So wie Wendelin Biwer und seine Familie.

Wendelin Biwers Vater starb an einem Freitagvormittag im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Trier. Als mittags die Papiere vorlagen, durfte der beauftragte Bestatter den Leichnam nicht mehr abholen, um ihn in die Aufbahrungshalle nach Waldweiler (Verbandsgemeinde Kell am See) zu überführen. Das hatte sich die Familie gewünscht, um im Heimatort in Ruhe und zu jeder Tages- und Nachtzeit von dem Verstorbenen Abschied nehmen zu können.

Doch im Brüderkrankenhaus hieß es: Die Abholung ist nur bis freitags um 14.30 Uhr möglich. "Meine Geschwister und ich fanden das sehr heftig", erzählt Wendelin Biwer. "Abschiednehmen findet für uns nicht im Krankenhaus statt. Und die ersten Tage nach dem Tod sind die wichtigsten in diesem Prozess." Die Familie habe keine Begründung für die Öffnungszeiten erhalten, beklagt Biwer. "Es hieß nur: ,Das ist so!'"

Nicht nur bei betroffenen Familien stößt diese Regelung auf Unverständnis, auch Bestatter sehen ihre Arbeit beeinträchtigt: "Wenn man den Angehörigen das erklärt, sind sie oft verärgert und können das nicht verstehen", sagt Ulla Kiefer aus Beuren (Verbandsgemeinde Hermeskeil). Auch Roland Thome vom Bestattungsunternehmen Lieser in Trier findet die Situation im Brüderkrankenhaus unbefriedigend. "Das schränkt unsere Arbeit ein." Bei Festen wie Weihnachten oder Ostern können Verstorbene teilweise drei oder vier Tage nicht abgeholt werden.

Die anderen Trierer Krankenhäuser - Mutterhaus und Ökumenisches Verbundkrankenhaus mit den Standorten Trier und Trier-Ehrang - haben keine festen Öffnungszeiten, die eine Überführung von Toten am Wochenende und an Feiertagen verhindern. Auch die meisten anderen Kliniken in der Region, in Saarburg etwa oder in Homburg, gewährleisten Abholungen an allen Tagen.

Der Hausobere des Brüderkrankenhauses, Markus Leineweber, verweist auf die Möglichkeit für Angehörige, sich in der Klinik von den Verstorbenen zu verabschieden. "Wir haben vor einiger Zeit die Rückmeldung erhalten, dass dies Familien wichtig wäre, und wir haben diesem Wunsch entsprochen. Das Angebot wird genutzt." Auf Anfrage werden Verstorbene im Krankenhaus aufgebahrt. Allerdings ist es für Angehörige aus dem Umland oft schwierig, zu einem festen Termin mit der ganzen Familie nach Trier zu kommen, um sich zu verabschieden.

Grund für die strengen Öffnungszeiten ist vor allem die Personalsituation. Doch Leineweber signalisiert Gesprächsbereitschaft. "Wenn Bestatter Bedarf äußern, können wir über eine Besetzung am Wochenende und an Feiertagen nachdenken. Angehörige, die wünschen, den Verstorbenen überführen zu lassen, sollten durch unsere Öffnungszeiten keinen Nachteil haben."

Bestatter, die Probleme mit den reglementierten Öffnungszeiten hatten oder haben, könnten sich unter Telefon 0651/208-1200 oder unter der E-Mail-Adresse m.leineweber@bk-trier.de bei dem Hausoberen melden.
Vielleicht ergeht es trauernden Hinterbliebenen dann künftig besser als Wendelin Biwer und seiner Familie.

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