Angeklagter: "Ich wollte nur helfen" - Zweiter Tag im Prozess um Tragödie im Parkhaus

Trier · Am zweiten Verhandlungstag im Prozess um den Tod einer Frau im Parkhaus am Trierer Alleencenter hat sich der Angeklagte geäußert. Er weist alle Schuld von sich, habe die tödlich verletzte 74-Jährige retten wollen.

 Anwalt Otmar Schaffarczyk (links) verteidigt den Angeklagten im Prozess um den Tod einer Frau im Alleencenter-Parkhaus. TV-Foto: Friedemann Vetter

Anwalt Otmar Schaffarczyk (links) verteidigt den Angeklagten im Prozess um den Tod einer Frau im Alleencenter-Parkhaus. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Am zweiten Tag im Prozess um den Tod einer 74-Jährigen im Alleencenter-Parkhaus fragt Richterin Petra Schmitz den Angeklagten, ob er überhaupt fähig sei, der Verhandlung zu folgen: Schließlich mache der 56-Jährige gerade eine schlimme Zeit durch. Damit meint sie nicht den Vorwurf, den Tod der Frau verursacht zu haben, indem er mit dem Auto losfuhr, in das sie gerade ihre Einkäufe einlud. Vielmehr ist ein Bruder des Angeklagten kürzlich gestorben.
Der Angeklagte stellt klar, dass er bleiben will - nur sprechen wird er nicht: Sein Anwalt Otmar Schaffarczyk sagt, sein Mandant werde zunächst keine Fragen beantworten, es gebe aber zwei vorbereitete Erklärungen.
Im ersten Schreiben, das Schaffarczyk vorliest, umreißt der Angeklagte sein Leben. Der aus eher einfachen Verhältnissen Stammende hat Abitur (Note 1,9), kam aber beruflich nie über einfache Lager- und Fahrertätigkeiten heraus. Seit er 2000 den Führerschein endgültig verloren hat, lebt er bei seinen Eltern - arbeitslos, in einer Kellerwohnung.
Von da aus, so schildert es der zweite Text, unternimmt der Mann Ausflüge in die Innenstadt: Auch am 21. August habe er erst stundenlang in der Stadtbücherei Zeitung gelesen und sich dann im Kaufland-Supermarkt des Alleencenters Bier gekauft, draußen getrunken und die leeren Flaschen zum Pfandautomaten im zweiten Parkhausgeschoss gebracht. Dort habe er gesehen, dass neben einem Auto eine Frau eingeklemmt gelegen habe. Er habe nur helfen wollen, das Fahrzeug "aus dem Gefahrenbereich" zu bringen und es zur Seite rangiert. Dann habe er erleichtert gesehen, dass sich ein Passant und Notärzte um die Frau gekümmert hätten, und er habe das Alleencenter verlassen. Dass die Frau gestorben war, will der Angeklagte nicht mitbekommen haben. Am nächsten Tag sei er wiedergekommen, um sich nach dem weiteren Verlauf zu erkundigen.
Ein Ermittler, der im Alleencenter Überwachungsvideos einsehen wollte, nahm den Mann fest. Heute ist der Polizist Zeuge vor Gericht und sagt, dass er dem Angeklagten nicht glaubt.
Otmar Schaffarczyk ist in Streitlaune: Er beschuldigt den Beamten sinngemäß, den Angeklagten vorverurteilt zu haben. Dessen Version des Geschehens sei nie auch nur als Möglichkeit in Betracht gezogen worden.
Auch einen anderen Polizisten greift Schaffarczyk hart an: Der Anwalt bezweifelt, dass für die Durchsuchung der Wohnung des Angeklagten der richtige Beschluss vorgelegen hat, und auch die Mitnahme von Pfandbons aus dem Kaufland zwecks Datenabgleich sei ungesetzlich gewesen. Staatsanwalt Wolfgang Barrot reagiert gelassen: Es habe sich um eine Sicherstellung gehandelt, für die kein gesonderter Beschluss nötig gewesen sei.
Der Prozess geht am 17. März weiter. Es sind noch sechs Prozesstage angesetzt, der Letzte am 17. April.

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