Anstrengen, als wäre es Wirklichkeit

Waldrach · Feuer im Waldracher Gewerbegebiet Köschwies: Von Flammen und Rauch sind mehrere Verletzte im Bauhof-Gebäude eingeschlossen. Gut, dass die Jugendfeuerwehren der Verbandsgemeinde (VG) Ruwer im Einsatz sind. Gut, dass es nur eine groß angelegte Gemeinschaftsübung ist, bei der 130 Nachwuchskräfte erfahren können, wie sie sich im Ernstfall verhalten müssen.

Waldrach. Colin ist verletzt. Er liegt regungslos zwischen einer Dampfwalze und einer Sägemaschine. Undurchdringlicher Rauch zieht durch die Räume. Das Bauhof-Gebäude in Waldrach brennt. Zum Glück ist der Zehnjährige aus Thomm nur ein Opferdarsteller und nicht wirklich in Gefahr. Der Rauch: Disconebel. Obwohl "der Nebel im Hals juckt" und Colin "jetzt auch ein bisschen Bauchweh" hat, hält er durch, macht sich nicht bemerkbar, harrt er an der Unglücksstelle aus, bis die auf allen vieren robbenden Feuerwehrleute aus Kasel und Mertesdorf ihn im dichten Qualm von selbst gefunden und befreit haben.
Auch Elias (11) hat die knappe Viertelstunde bis zu seiner Rettung ausgehalten, ohne auch nur einen Mucks von sich zu geben. "Das ist ja in Echt auch so", sagt er. Währenddessen gehört Lars aus Kasel zu den Rettern. Er findet die Übung mit allen Jugendfeuerwehren aus der gesamten Verbandsgemeinde "sehr interessant", auch wenn die Sauerstoffflasche auf seinem Rücken nur eine Styroporattrappe ist und er mit seinen 15 Jahren noch auf die dazugehörige Atemschutzmaske verzichten darf. "In dem dichten Nebel kommt das Gefühl, Leute gerettet zu haben, ganz schön authentisch rüber", sagt er.
Urban Zöllner vom Waldracher Ausrichter- und Organisationsteam, das die Übung der Jugendfeuerwehren der VG Ruwer übernommen hat, ist begeistert: "Ich bin sehr zufrieden mit dieser Übung, es ist alles super gelaufen. Am Anfang war die Wasserversorgung wegen einer defekten Pumpe zwar etwas problematisch, aber das hatten wir schnell im Griff. So etwas wird nur festgestellt, wenn geübt wird. Außerdem haben wir diese Übung zum ersten Mal komplett über Digitalfunk abgehalten. Auch das hat Dank eines neuen Updates der Geräte dieses Mal wunderbar funktioniert."
Gut ausgebildet und motiviert


Ebenfalls zufrieden mit der Gemeinschaftsübung sind Günter Jakobs als Vertreter der VG Ruwer und Wehrleiter Josef Hartmann. Beide sind sich darin einig, dass die Jugendwehren so gut ausgebildet und motiviert seien, dass sich die Bevölkerung um die Zukunft des Brandschutzes in der VG Ruwer nicht zu sorgen brauche.
Neben solch großangelegten Gemeinschaftsübungen gibt es außerdem alle zwei Jahre Wettkämpfe, bei denen die Kinder ihre Leistung vergleichen können. Aber: "Die Gemeinschaftsübung ist schöner. Da muss man sich nicht so anstrengen wie bei den Wettkämpfen. Hier gibt es ja keine Punkte", sagt Marcel (13). Und wenn es wirklich mal brennt? "Dann müssen wir uns richtig anstrengen - so wie wir uns noch nie angestrengt haben", sagt der 13-Jährige.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort