Anwesen versteigert, Zukunft ungewiss

Langsur/Trier · Die Langsurer Mühle hat einen neuen Besitzer. Was der mit dem Anwesen vorhat, verrät er nicht. Für die Bewohner, den behinderten Johann Schneider und seine betagte Mutter, ist die Zukunft ungewiss.

Langsur/Trier Die Langsurer Mühle hat schon bessere Tage erlebt. Noch immer leben der ehemalige Gastronom und Koch Johann Schneider und seine 86-jährige Mutter in dem ehemals idyllischen Anwesen. "Uns geht es soweit gut", sagt der 63-Jährige, der nach mehreren Gehirnschlägen gesundheitlich stark angeschlagen ist. "Wir suchen aber dringend eine Mietwohnung, weil uns das hier nicht mehr gehört."17 Monate lang mussten die Schneiders ohne Strom und warmes Wasser in einem Nebenhaus des ehemaligen Gastronomiegebäudes an der Sauer leben (TV vom 9. November 2016). Angesichts hoher Schulden hatte der Stromanbieter den Anschluss abgeklemmt und war weder von den Schneiders noch von Verwaltung oder Schuldnerberatung zu bewegen, zumindest für zwei Zimmer wieder einen Stromzähler zu aktivieren. Erst im Rahmen der Recherchen unserer Zeitung gingen - nach einer Entschuldigung durch Innogy - die Lichter wieder an. Gegen Vorauszahlung.Unternehmer ersteigert Anwesen Auch der Trierer Hans Querbach, ein guter Freund von Johann Schneider, hatte sich bereits vor einem Jahr mit viel Energie für eine Verbesserung der ärmlichen Wohnsituation eingesetzt. Er war nun auch dabei, als die Langsurer Mühle im zweiten Anlauf zwangsversteigert wurde. Nachdem das auf einen Verkehrswert von 712 000 Euro geschätzte Anwesen beim ersten Termin keinen Abnehmer fand, reichten nun 406 000 Euro für den Zuschlag. "Es war eine lebhafte Versteigerung", schildert Querbach. Zwei Interessenten hätten sich immer wieder überboten. Den Zuschlag erhielt ein Unternehmer aus der Eifel, der mit seinen Bau- und Immobilienfirmen auch in Trier aktiv ist. Den Schneiders sei signalisiert worden, dass sie vorerst weiter in dem Anwesen bleiben können, berichtet Hans Querbach. Ob das tatsächlich so ist, und welche Pläne es für das attraktive Grundstück an der Grenze zu Luxemburg gibt, bleibt aber vorläufig unklar. Eine Stellungnahme zu entsprechenden Anfragen des Trierischen Volksfreunds hat der neue Besitzer abgelehnt. Auch die Kreisverwaltung Trier-Saarburg kann nicht weiterhelfen: "Es liegt keine Bauvoranfrage für die Langsurer Mühle vor", sagt Pressesprecher Thomas Müller. Für das Areal gebe es keinen Bebauungsplan. Zudem sei das Anwesen nicht denkmalgeschützt. Ein Umbau oder Neubau auf dem Gelände müsste sich also an der umliegenden Bebauung orientieren und im Einzelfall verhandelt werden. Zurück nach Trier Elisabeth und Johann Schneider ist bewusst, dass sie in absehbarer Zeit eine neue Bleibe benötigen. Sie wollen zurück nach Trier, wo Elisabeth Schneider bis vor gut 20 Jahren das Restaurant Anker in Trier-Pfalzel gehörte. "Ich habe verkauft und das Geld in die Langsurer Mühle gesteckt", sagt die altersbedingt gehbehinderte 86-Jährige, die gemeinsam mit ihrem Sohn über einen Wohnberechtigungsschein für eine Sozialwohnung in Trier verfügt. Die Suche nach einer geeigneten 2- oder 3-Zimmer-Wohnung blieb bislang aber sowohl in Trier als auch im Gebiet der Verbandsgemeinde Trier-Land erfolglos. "Die beiden Wohnungen, die von der Verbandsgemeinde angeboten wurden, waren nicht geeignet", sagt der gesetzliche Betreuer von Johann Schneider. "Ich halte auch die Augen offen nach einer Wohnung, aber wenn bei einem potenziellen Mieter Grundsicherung und ein Betreuer im Spiel sind, wird die Sache schwierig."Kurzfristig herausgeworfen werden können die beiden Schneiders aufgrund gesetzlicher Bestimmungen nicht. Bei einer Zwangsräumung müsste die Verbandsgemeinde die Obdachlosigkeit der ehemaligen Gastronomen verhindern.Wohnung dringend gesucht Darauf will es weder Elisabeth noch Johann Schneider ankommen lassen, der sich mehr Unterstützung durch seinen gesetzlich bestellten Betreuer wünscht. Doch auch das Engagement ihres Freundes Hans Querbach hatte bislang keinen Erfolg. Die Hoffnung, endlich eine geeignete Wohnung mit 75 Quadratmetern in Trier zu finden, erhielt vor wenigen Tagen einen neuen Dämpfer: Die avisierte Wohnung in Trier-West war schon vergeben. Im dritten Stock eines Hauses ohne Aufzug wäre sie aber eh nicht geeignet gewesen. "Ich weiß im Moment nicht mehr weiter", sagt Querbach, der mit seiner Hilfe inzwischen auch zeitlich an die Grenzen kommt. "Aber vielleicht hilft ja ein Aufruf im TV."

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