Anwohnerparken im Gartenfeld: Wer suchet, der findet immer weniger

Trier · Etwa 60 Menschen haben sich über das Verkehrskonzept fürs Gartenfeld informieren lassen. Sieben Mitglieder des Stadtvorstands und der Verwaltung waren gekommen, um ein Stimmungsbild zu einzufangen. Anwohnerparken ja oder nein - eine einheitliche Meinung hatten die Anwohner dazu nicht.

 In der Sachsenstraße im Osten Triers werden die parkenden Autos bislang geduldet – obwohl die Straße nicht breit genug dafür ist. Käme das Anwohnerparken, dürften die Autos dort nicht mehr stehen. TV-Foto: Friedemann vetter

In der Sachsenstraße im Osten Triers werden die parkenden Autos bislang geduldet – obwohl die Straße nicht breit genug dafür ist. Käme das Anwohnerparken, dürften die Autos dort nicht mehr stehen. TV-Foto: Friedemann vetter

Foto: Friedemann Vetter (VE._) ("TV-Upload Vetter"

Trier. "Wir stehen hier heute nicht und haben eine Lösung für Sie parat": Ordnungsdezernent Thomas Egger macht gleich zu Beginn klar, dass es bei der Bürgerversammlung im Gartenfeld nur um Möglichkeiten und Abwägungen geht - nicht aber um ein fertiges Konzept. Das sind die Knackpunkte:

Anwohnerparken: Ja, nein - und wenn ja, dann womöglich nur in einem besonders frequentierten Bereich? In zwei Bürgerworkshops hatte sich das Anwohnerparken immer mehr als Favorit herauskristallisiert. Anwohner zahlen für eine entsprechende Berechtigung, Fremdparker müssen einen Parkschein ziehen - und stellen ihre Autos dann vielleicht nicht mehr so oft im Osten Triers ab.

"Dem liegt aber die Annahme zugrunde, dass Fremdparker das zentrale Problem sind", sagt Wilko Kannenberg vom Stadtplanungsamt. Eine Untersuchung des von der Stadt beauftragten Planungsbüros R+T habe ergeben, dass das eigentliche Problem die Anwohner selbst seien - es gibt es mehr Autos als Parkplätze im Viertel. Zudem seien die Parkplätze vor allem nachts belegt - und dabei dürfte es sich um die Fahrzeuge der Anwohner selbst handeln. Die von R+T veröffentlichte Zahl von fünf Prozent Fremdparkern im Viertel wird von einigen Besuchern hingegen als zu niedrig empfunden.

Das schlagkräftigste Gegenargument in Sachen Anwohnerparken lautet: 245. So viele Parkplätze würden mindestens verschwinden, wenn das Anwohnerparken kommt. Insgesamt gibt es im Viertel laut Stadtverwaltung 625 Parkmöglichkeiten im öffentlichen Straßenraum. Wird dann konsequent kontrolliert, müssen viele - eigentlich schon jetzt illegale - Parkplätze weichen, so zum Beispiel in der kompletten Sachsenstraße, wo die Straße nicht breit genug ist.
Die Fremdparker santionieren und die Anwohner machen lassen - so wird es nicht laufen, wie die Präsentation der Stadtverwaltung verdeutlicht. Dort heißt es: "Die Tätigkeit des Verkehrsüberwachungsdienstes lässt eine Privilegierung einzelner Personen oder Gruppen nicht zu. Sobald Kontrollen mit Sanktionen erfolgen, müssen alle verbotswidrig parkenden Fahrzeuge erfasst und verwarnt werden. Sonderrechte für Anwohner sind nicht möglich." Und noch eines macht Egger deutlich: "Ein Anwohnerparkausweis gibt lediglich ein Vorrecht. Er bedeutet aber kein Recht auf einen Parkplatz."

Ein Quartiersparkhaus oder eine -garage könnte eine Lösung sein, um neuen Parkraum zu schaffen. Dazu müsste ein Investor gefunden werden, denn: "Die Stadt wird das ganz sicher nicht bezahlen", sagt Ludwig. Ortsvorsteher Dominik Heinrich ist optimistisch: "Da müsste doch ein Investor zu finden sein. Bei dem vorhandenen Bedarf ist das ja lukrativ." Laut Stadtverwaltung wäre es beispielsweise denkbar, dort die Zweit- und Drittwagen, die nicht täglich genutzt werden, unterzustellen. Neben einem Geldgeber muss aber auch der entsprechende Platz her - und der ist im Gartenfeld nicht nur beim Parken Mangelware.

Geschwindigkeit: Im Osten wird nicht nur wild geparkt, es wird auch zu schnell gefahren. Beispiel Bergstraße, wo 30 Kilometer pro Stunde erlaubt sind: Messungen haben ergeben, dass 67 Prozent der Verkehrsteilnehmer dort zu schnell unterwegs sind. Diese Zahl hat dann auch das Ordnungsamt auf den Plan gerufen. "Die Bergstraße ist kürzlich als Messbereich aufgenommen worden", sagt Elmar Geimer, Leiter der Verkehrsüberwachung. Das sei bei der Polizei nicht der Fall gewesen. Konkret heißt das künftig: Bitte recht freundlich, hier wird geblitzt!

"Für ältere Menschen und Kinder ist es teilweise sehr gefährlich", sagt eine Anwohnerin. Die Autos zu schnell unterwegs, die Kreuzungen wegen falschparkender Autos für Radfahrer und Fußgänger unübersichtlich, zugeparkte Gehwege, zudem gibt es kaum Zebrastreifen. Deshalb hat das Planungsbüro R+T vorgeschlagen, weitere sogenannte Querungshilfen zu installieren und Kreuzungsbereiche freizuhalten, um die Sicht zu erhöhen. Anlieger- und Einbahnstraßen sollen für Radfahrer freigegeben werden, schlägt die Stadtverwaltung vor. Als weitere Maßnahme sollen Radfahrstreifen - so in der Gartenfeldstraße - markiert werden.

Fazit: Ein einheitliches Stimmungsbild gibt es im Osten Triers nicht - genauso wenig wie eine wirkliche Lösung des Problems. Die Stadtverwaltung empfiehlt, vorerst von einem Anwohnerparken abzusehen. Der Vorschlag eines Anwohners, zunächst Quartiersparkplätze zu schaffen, das Anwohnerparken aber nicht aus den Augen zu verlieren, wird von Egger begrüßt: "Das primäre Ziel sollte sein, anderweitig Parkraum zu schaffen. Und dann sollte man weiterschauen, ob das Anwohnerparken noch nötig ist." Für diese Aussage erhält er den lautesten Applaus des Abends.Extra

So geht es jetzt weiter: Zunächst wird der Ortsbeirat auf Basis der Diskussionsergebnisse über das Verkehrskonzept im Gartenfeld beraten. Das Votum des Ortsbeirats fließt in die Beratungen der zuständigen Dezernatsausschüsse ein, die ihrerseits eine Beschlussempfehlung an den Stadtrat abgeben. Der wiederum soll in diesem Jahr über das Verkehrskonzept abstimmen. bec

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