Appell an Politiker der Region: Kultur nicht kaputtsparen!

Trier · Der Trierer Stadtrat wird aller Voraussicht nach am Dienstag das Aus für die Antikenfestspiele beschließen. Die Entscheidung reiht sich ein in einen bundesweiten Trend zur Reduzierung kultureller Ausgaben der Kommunen. Experten aus der Region warnen vor einem schleichenden Kulturabbau.

(DiL) Von einem "Kultur-Tsunami" sprechen die Betroffenen, seit die klammen Kommunen immer öfter Heimatmuseen, Bibliotheken, Orchester und Theater auf die Streichliste setzen. "Ein Trauerspiel" nennt das der Trierer Professor Andreas Kagermeier, der seit Jahren über die Zusammenhänge zwischen Kultur, Wirtschaft und Tourismus forscht. Ein kultureller Kahlschlag sei "kurzsichtig" und gefährde die Lebensqualität in der betroffenen Kommune oder Region. Kagermeier fordert aber auch eine Erfolgskontrolle für öffentlich geförderte Kultur-Events. Wer es, wie die Antikenfestspiele, nicht schaffe, "prägnant und marktfähig" zu werden, könne keine Bestandsgarantie fordern.

In der Region Trier sind die Antikenfestspiele die erste und bislang einzige größere Kultur-Institution, die eingespart wird. Das Mosel-Musikfestival und die Eifeler Literatur- und Krimi-Festivals stehen aktuell nicht zur Disposition, brauchen aber auch deutlich weniger Zuschüsse als die aufwendigen Theater-Festspiele. Auch das Trierer Theater, mit einem jährlichen Zuschussbedarf von 10,9 Millionen Euro die teuerste Kultur-Institution der Region, hat bislang niemand infrage gestellt. Selbst Antikenfestspiel-Kritiker wie IHK-Hauptgeschäftsführer Arne Rössel fordern von der Politik generell, den "weichen Standortfaktor Kultur" sorgsam zu behandeln. "Wir brauchen eher mehr gute kulturwirtschaftliche Projekte als weniger", sagt Rössel. Das deckt sich mit den Erkenntnissen des Trierer Taurus-Institutes, das die "Kultur- und Kreativwirtschaft" als möglichen Motor des Aufschwungs ausgemacht hat.

Engagierte Kulturmacher wie der Intendant des Mosel-Musikfestivals, Hermann Lewen, plädieren dafür, Kultur nicht nur unter ökonomischen Gesichtspunkten zu betrachten. "Wir sind doch kein Luxus-Objekt", argumentiert Lewen und verweist darauf, "dass es unlogisch ist, einerseits über zunehmende Bildungsmängel bei Jugendlichen zu jammern und gleichzeitig Kulturangebote zu reduzieren". Einig sind sich alle Beteiligten in der Forderung, angesichts knapper Kassen eine bessere Abstimmung in der Region herbeizuführen.

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