Aral-Tankstelle in Trierer Ostallee: Bauausschuss diskutiert alternativen Standort für "Blaue Lagune"

Trier · Baudezernent Andreas Ludwig wirbt in der Sitzung des Bauausschusses um seinen Kompromissvorschlag, die Aral-Tankstelle vom Grünstreifen der Ostallee auf das nahe SWT-Gelände zu verlegen. CDU, FWG und FDP signalisieren Zustimmung. SPD und Grünen wäre ein Bürgerentscheid lieber.

 Ein Bürgerentscheid soll das drohende Aus der Aral-Tankstelle in der Ostallee verhindern. Der Pachtvertrag der sogenannten blauen Lagune läuft zum Jahresende aus. TV-Foto: Friedemann Vetter/Archiv

Ein Bürgerentscheid soll das drohende Aus der Aral-Tankstelle in der Ostallee verhindern. Der Pachtvertrag der sogenannten blauen Lagune läuft zum Jahresende aus. TV-Foto: Friedemann Vetter/Archiv

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"In den Grünstreifen des Alleenrings gehört keine Tankstelle!" Von dieser seiner These rückte Andreas Ludwig auch in der Sitzung des Bauausschusses am Mittwochabend kein Jota ab. Aber es gebe eine Antithese dazu, räumte der Baudezernent in seiner rund 30-minütigen, um Versöhnung bemühten Rede ein. "Und diese Antithese lautet, dass viele Trierer ein berechtigtes Interesse daran haben, auch nach 22 Uhr noch in der City eine Tiefkühlpizza kaufen zu können." Er habe großes Verständnis für diese Leute, immerhin 4500 hätten die Unterschriftenliste des Bürgerbegehrens zum Erhalt der Blauen Lagune unterschrieben und das Recht, berücksichtigt zu werden. "Da können wir uns nicht einfach mit unserer Fachmeinung durchsetzen", sagte Ludwig.

Statt These und Antithese - eine Befreiung des Alleenrings von der Tankstelle versus das Bedürfnis nach einem in den Nachtstunden geöffneten Shop - nun "wie zwei D-Züge aufeinander zurasen zu lassen", gelte es daher, eine "Synthese zu finden, mit der alle leben können", sagte Ludwig.

Diese Synthese könne die Verlegung der Tankstelle vom Grünstreifen des Alleenrings auf das wenige Hundert Meter entfernte Grundstück der Stadtwerke sein, sagte Ludwig und bestätigte damit einen entsprechenden Bericht des Trierischen Volksfreunds zu den bis dato geheimen Plänen der Stadtverwaltung .

Mit dem Mineralölkonzern BP habe er über den Standortwechsel gesprochen. "Die BP war zunächst skeptisch, sie würde die Aral-Tankstelle lieber am bisherigen Standort belassen", sagte Ludwig. Den Wünschen der BP nach einer Vergrößerung des Shops auf 80 Quadratmeter könne am bisherigen Standort aber keinesfalls zugestimmt werden - auch dann nicht, wenn Stadtrat oder Bürgerentscheid eine Verlängerung des Pachtvertrags dort besiegeln würden. "Die Fläche ist im Bebauungsplan als Grünfläche vorgesehen, die bestehende Tankstelle hat zwar Bestandschutz - eine Vergößerung der Ladenfläche ginge aber ohne langwierige Änderung der Bauleitplanung nicht", erläuterte Ludwig.

Bei einer Verlegung der Tankstelle aufs SWT-Gewerbegelände wäre dagegen offenbar durchaus eine größere Verkaufsfläche für alles von der Zeitschrift bis zum Grillsteak möglich.

Baudezernent Ludwig regte an, dass der Stadtrat sich für den Standortwechsel stark machen solle. "Dann kann ich mit den Initiatoren des Bürgerbegehrens sprechen, ob sie sich mit dem nahe gelegenen neuen Standort einverstanden erklären könnten - denn das ist die Voraussetzung", sagte Ludwig.

Den Initiatoren des Bürgerbegehrens fällt damit eine sehr wichtige Rolle in der Trierer Stadtentwicklung zu. Denn ihr Begehren fordert die Verlängerung des Tankstellenpachtvertrags am jetzigen Standort. Erkennen die Initiatoren einen möglichen Standortwechsel nicht als eine gleich gute Alternative an, muss laut Gesetz ein Bürgerentscheid über den Verbleib der Tankstelle am jetzigen Standort stattfinden. Sprechen sich dann 5 Prozent der Trierer dafür aus - das sind etwa 13.000 Wahlberechtigte - und keine Mehrheit dagegen, darf die Tankstelle für mindestens zehn Jahre da bleiben, wo sie jetzt ist. Nur, wenn die Initiatoren einem Standortwechsel zustimmen, könnte dieser Bürgerentscheid entfallen.

Hauptinitiator Markus Römer verfolgte die Sitzung des Bauausschusses am Mittwochabend im großen Rathaussaal. Die Gemeindeordnung räumt Zuhörern allerdings kein Rederecht ein. Auf Nachfrage des Trierischen Volksfreunds, was er von einem möglichen Standortwechsel der Tankstelle halte, wollte Römer sich nicht äußern.

Der Bauausschuss war am Mittwoch geteilter Meinung. Thomas Albrecht signalisierte für die CDU Zustimmung: "Dieser Kompromiss hört sich ganz vernünftig an, wir könnten das mittragen." Auch FDP und FWG signalisierten Sympathie für einen möglichen Standortwechsel. SPD-Vizefraktonsvorsitzender Reiner Lehnart betonte dagegen: "An unserer grundsätzlichen Position, dass da keine Tankstelle hingehört, hat sich nichts geändert. Wir würden es gut finden, wenn dazu ein Bürgerentscheid stattfindet. Zu einem potenziellen Standortwechsel können wir jetzt noch gar nichts sagen - dazu sind noch viel zu viele Fragen offen."

Dominik Heinrich von den Grünen betonte ebenfalls: "Auch wir sind für einen Bürgerentscheid! Erst dann können wir sehen, ob die 4500 Leute, die das Bürgerbegehren unterschrieben haben, tatsächlich eine Mehrheitsmeinung repräsentieren. Wenn der Bürgerentscheid für die Tankstelle ausfällt, dann könnten wir überlegen, ob ein Standortwechsel Sinn macht. Ich denke allerdings, wir sollten das SWT-Grundstück dafür nicht einfach so verplanen. Wir würden damit die Entwicklungschancen des Geländes einschränken - auf dem zum Beispiel auch der Neubau einer großen Schule möglich wäre."

Am Donnerstag, 21. September, wird die Diskussion bei der Sitzung des städtischen Steuerungsausschusses im großen Rathaussaal fortgesetzt. Dann will Baudezernent Ludwig über die rechtlichen Implikationen informieren, die ein Wechsel des Tankstellenstandorts mit sich bringen würde - etwa, wie die längeren Planungen dafür mit den gesetzlichen Fristen, die für ein Bürgerbegehren vorgesehen sind, vereinbart werden können.

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