Arbeitsplatz unterm Hauptmarkt

Sie putzt das Klo am Hauptmarkt, damit Gäste auch auf dem stillen Örtchen einen guten Eindruck von der Stadt haben. Er achtet in der Basilika darauf, dass nicht Touristen in Badekleidung die Andacht stören. Hunderte von Trierern arbeiten gerade in den Sommermonaten jeden Tag dafür, Tausenden von Gästen einen schönen Urlaub zu ermöglichen. Ihnen widmet der TV eine Serie.

 Pächter Alain Sire und seine Mitarbeiterin Marianne Scheid sorgen dafür, dass Einheimische und Touristen auf dem Trierer Hauptmarkt gepflegt einem dringenden Bedürfnis nachgehen können. TV-Foto: Dorothee Quaré

Pächter Alain Sire und seine Mitarbeiterin Marianne Scheid sorgen dafür, dass Einheimische und Touristen auf dem Trierer Hauptmarkt gepflegt einem dringenden Bedürfnis nachgehen können. TV-Foto: Dorothee Quaré

Trier. Sie ist die freundliche Dame fürs dringende Bedürfnis: Marianne Scheid betreut die öffentlichen Toiletten auf dem Hauptmarkt. Für ihre Besucher - ob Touristen, Einheimische oder die Stammkundschaft - hat sie immer ein offenes Ohr.

Von außen sehen sie nicht sehr einladend aus, die Toiletten beim Hauptmarkt. "Wenn aber die Leute zu mir herunterkommen, freuen sie sich, dass hier alles wunderbar sauber ist", stellt Marianne Scheid fest. Von Montag bis Freitag zwischen 9 und 18 Uhr ist dies hier ihr Reich. Sie sitzt in einem kleinen Raum zwischen Kasse und Kaffeekocher, in der Luft schwebt milder Chlorgeruch. Auf dem Tisch liegen eine Illustrierte, ein Brötchen, Cola. Im Fernseher läuft eine Doku-Soap. Rechts geht es zu den Herrentoiletten, insgesamt zwölf, links zu den beiden Damentoiletten. "Wenn einige Frauen da sind, aber kein Mann, lasse ich sie schon mal rüber", erklärt Marianne Scheid. An diesem Morgen ist es noch sehr ruhig. "Es gefällt mir, wenn ich mich mit den Leuten ein wenig unterhalten kann", sagt sie. Mit Touristen, die nach Sehenswürdigkeiten fragen. Oder mit ihrem Stammpublikum, einem guten Dutzend Leuten - viele davon etwas älter - die zum Teil mehrmals am Tag vorbeikommen. Dazu gehören natürlich auch die Verkäufer auf dem Hauptmarkt. Einer von ihnen schaut herein, es wird gelacht und gescherzt. Hinter Marianne Scheid auf dem Tischchen liegen zwei Sorten Pralinen: "Die hat mir vorgestern ein älterer Herr gebracht."

Manche Besucher sind weniger freundlich, einige entwischen, ohne ihren Tribut entrichtet zu haben. Eine Dame aus Berlin kommentiert: "Es gibt andere Toiletten für 50 Cent. Aber es ist sauber hier, das ist ja die Hauptsache." Trinkgeld ist eher selten: "Vielleicht mal einen Euro fünfzig am Tag", sagt Marianne Scheid.

Seit fünf Jahren "unter Tage" tätig



Ihr Chef, Pächter Alain Sire, kündigt an: "Hier soll renoviert werden. Ich hoffe, dieses Jahr noch." Dass am Gitter unten die Farbe abblättert, hat seinen Grund: "Fast jeden Morgen muss hier erstmal gründlich saubergemacht werden. Manchmal ist es eine Riesensauerei."

Marianne Scheid ist seit gut fünf Jahren "unter Tage" tätig. "Ich habe immer in der Fabrik gearbeitet", erzählt die Trier-Süderin. Viele Jahre bei Romika, dann bei einer Leihfirma. Zu der jetzigen Tätigkeit kam sie durch einen Bekannten.

Besondere Vorfälle sind selten. "Einmal hat mich einer sexuell belästigt, den hab ich aber gescheucht", berichtet sie. Gelegentlich lassen Gäste Geldbeutel, Tasche oder Handy liegen. "Das haben sie bisher immer zurückbekommen."

Plötzlich ist viel los hier: Vier oder fünf Männer und ein halbes Dutzend Frauen strömen in die Toiletten, man hört Englisch und Holländisch. "Yes, fifty", antwortet Marianne Scheid freundlich. Eine Herrentoilette sei verstopft, erklärt ein Tourist lebhaft gestikulierend. "Ich kümmere mich darum", sagt Marianne Scheid und eilt mit einem Putzlappen in der Hand zwischen den Toiletten hin und her. Eine Touristin lächelt sie an und dankt ihr: "Thank you so much!"

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