Geschichte Archäologen graben im Trierer Nordbad nach altem Kloster

Trier · Mitarbeiter der Landesarchäologie am Rheinischen Landesmuseum graben in Teilbereichen des Bads nach Überresten einer bedeutenden Benediktinerabtei.

 Joachim Hupe, Leiter der Archäologischen Denkmalpflege (links), vermittelt SWT-Bereichsleiter Werner Bonertz (rechts) einen Einblick in die Grabungen.

Joachim Hupe, Leiter der Archäologischen Denkmalpflege (links), vermittelt SWT-Bereichsleiter Werner Bonertz (rechts) einen Einblick in die Grabungen.

Foto: SWT/Carsten Grasmück/SWT

Das Trierer Nordbad wird erneuert. Archäologen des Landesmuseums nutzen das für Grabungen. Sie erhoffen sich neue Informationen über eine der größten der ehemals vier Trierer Benediktinerabteien. In St. Marien ad Martyres sollen zeitweise sogar die Trierer Bischöfe gewohnt haben. Doch nur noch das Exzellenzhaus, früher ein Verwaltungsgebäude auf der weitläufigen Klosteranlage, zeugt heute von der einstigen Pracht.

Normalerweise hat Werner Bonertz, Geschäftsführer der SWT Bäder GmbH, all die Dinge im Fokus, die für einen normalen und störungsfreien Betrieb der Trierer Schwimmbäder erforderlich sind. An diesem Morgen aber schaut er den Archäologen im Nordbad bei der Arbeit zu: „Dass sich hier eine bedeutende Benediktinerabtei befunden hat, ist aus der Geschichte bekannt. Zu sehen, wie nun aber Reste davon freigelegt werden, ist eine sehr spannende Angelegenheit!“

Dem stimmt Joachim Hupe zu. Er ist der Leiter der Archäologischen Denkmalpflege im Rheinischen Landesmuseum. Schon lange hat er auf die Gelegenheit gewartet, hier im Trierer Norden nach den Resten der im 6. Jahrhundert gegründeten Benediktinerabtei St. Marien graben zu können. Was man heute darüber weiß, geht auf Grabungen von Friedrich Kutzbach in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts zurück (der TV berichtete). Damals baute die Stadt an der Mosel das Strandbad, die Vorgängereinrichtung des heutigen Nordbades. Die Funde und Dokumentationen von Kutzbach seien trotz des Krieges noch weitgehend erhalten, sagt Hupe. Doch konnten die Forscher damals längst nicht die gesamte Fläche untersuchen.

Das geht aus Kosten- und Zeitgründen auch heute nicht. Zwei Flächen haben die Stadtwerke Trier den Archäologen zur Verfügung gestellt. Unter dem inzwischen abgerissenen Planschbecken, das an anderer Stelle größer und schöner neu gebaut wird, befand sich vor 1400 Jahren ein Teilstück der südlichen Außenmauer der Klosterkirche. Die bislang noch völlig unerforschte Grabungsfläche misst 20 mal acht Meter. Hier arbeitet Grabungsleiter Michael Reinert mit seinem zweiköpfigen Team, unterstützt von einem Baggerfahrer. „Vielleicht ist er der wichtigste Mann“, sagt Reinert und schmunzelt dabei.

Wenn die Schaufel zwischen 1,30 und 1,60 Meter tief ins Erdreich gräbt, ist Vorsicht angesagt. Zu groß ist die Gefahr, dass verschüttete Reste beschädigt und damit endgültig verloren gehen. Die zweite, aktuell noch unberührte Fläche, ist ein Stück entfernt und mit einem Ausmaß von zehn mal fünf Metern ein gutes Stück kleiner.

 Bis Ende Mai haben die Archäologen für ihre Suche Zeit. „Das reicht aus, um neue Erkenntnisse gewinnen zu können und Dokumentationen der aufgedeckten Baustrukturen anzufertigen“, glaubt Hupe. Das bewegliche Fundmaterial, vor allem Keramik, wird geborgen. Die Funde kommen ins Rheinische Landesmuseum.

Eventuell können sie später als Dauerleihgabe im Nordbad besichtigt werden. Funde, deren Bergung den architektonischen Zusammenhang des einstigen Klosters zerstören würde, werden aus denkmalpflegerischen Gründen lediglich fotografiert, vermessen und kartografiert. Sie bleiben im Boden. Dann sind am Ende alle Löcher wieder verfüllt. „Das schützt diese Zeugnisse und gibt kommenden Generationen die Möglichkeit, eigene Forschungen mit dann noch verfeinerten Techniken anzustellen“, sagt Grabungsleiter Reinert.

Was auch immer die Archäologen zutage fördern werden – für Joachim Hupe ist das „ein hochinteressanter Fundplatz, der in der Vergangenheit nicht die Beachtung erfahren hat, die er verdient gehabt hätte“.

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