Archiv 2009: Das Gute siegt am Höllenmaul

Der Wilde Westen liegt im Ruwertal! Mit dem Stück "Der Sohn des Bärenjägers" bieten die Karl-May-Freunde Pluwig eine rundum gelungene Inszenierung auf ihrer Freilichtbühne. Fast 4000 begeisterte Zuschauer verfolgten die drei Aufführungen am Wochenende.

 Gebannt schaut das Publikum auf den spannenden Messerkampf zwischen Winnetou (Reinhold Schomer, Foto links, rechts) und Kanteh Peta (Eddi Christen). Viele junge Zuschauer, wie diese beiden Jungs (unten rechts), kamen als Cowboy und Indianer verkleidet zur Aufführung. TV-Fotos: Mandy Radics (6), Friedemann Vetter (2)

Gebannt schaut das Publikum auf den spannenden Messerkampf zwischen Winnetou (Reinhold Schomer, Foto links, rechts) und Kanteh Peta (Eddi Christen). Viele junge Zuschauer, wie diese beiden Jungs (unten rechts), kamen als Cowboy und Indianer verkleidet zur Aufführung. TV-Fotos: Mandy Radics (6), Friedemann Vetter (2)

 Old Shatterhand (Erwin Jünker, rechts) hat die Gefahr gebannt und einen feindlichen Kundschafter mit einem Hüftschuss niedergestreckt. Oben: Die Ranch der Baumanns geht nach dem Überfall der Banditen in Flammen auf.

Old Shatterhand (Erwin Jünker, rechts) hat die Gefahr gebannt und einen feindlichen Kundschafter mit einem Hüftschuss niedergestreckt. Oben: Die Ranch der Baumanns geht nach dem Überfall der Banditen in Flammen auf.

Pluwig. Schon in der Pause entspannen sich die Gesichtszüge von Ernst Witz und Konni Wysocki. Beide, der erste Vorsitzende der Karl-May-Freunde Pluwig, und der Regisseur des aktuellen Stücks "Der Sohn des Bärenjägers", wissen am Samstagabend bereits nach der Hälfte der Aufführung, dass alles gut wird. "Es gibt keinen Regen, und das Stück läuft prima", sagt Witz, und Wysocki stellt erleichtert fest: "Ich habe keine Fehler gesehen, und das Publikum ist gut." Knapp 1300 Besucher, genau so viele wie bei der Premiere am Freitagabend, sitzen auf der riesigen Tribüne und lassen sich von den rund 100 Darstellern in die Abenteuer-Welt des Wilden Westens entführen. Flankiert von mit viel Liebe zum Detail errichteten Kulissen, einer Western-Stadt zur Linken und dem Tippi-Dorf der Indianer zur Rechten, verfolgen jung und alt die spannungsgeladene Episode aus der Erzählung "Unter Geiern" von Karl May. Mit dem Versprechen, dass die Zuschauer eine "Leistung der Superlative" erwartet, hatte Pluwigs Ortsbürgermeister Wolfgang Annen bei der Begrüßung nicht übertrieben. Er, der selbst als Sheriff im Stück mitspielt, zog dabei anerkennend seinen Cowboy-Hut. Annen weiß genau, dass die Darbietungen der Karl-May-Freunde ein großer kultureller Gewinn für Pluwig und die ganze Region sind. Inklusive der Zusatzvorstellung am 23. Juli (die einzige, für die es noch Karten gibt) werden am Ende etwa 14 000 Zuschauer das Stück in elf Vorführungen gesehen haben und erleichtert feststellen: Auch am Höllenmaul hat das Gute gesiegt!

Es ist schon erstaunlich, wie professionell die rund 100 Schauspielerinnen und Schauspieler zu Werke gehen. Dabei müssen die Protagonisten ja nicht nur sich selbst im Griff haben, sondern auch ihre Pferde. Nicht zu vergessen die vielen Helfer, die im Verborgenen wirken: Die Karl-May-Freunde Pluwig spielen nicht nur Karl-May, sie leben ihn. Das bestätigt auch Zuschauer Joachim Molz, der von Anfang an, auch schon in Hockweiler, dabei war. "Das ist ein Phänomen und eine Riesenleistung, dass die Karl-May-Freunde als Ehrenamtliche so viele Zuschauer begeistern können. Sie schaffen es immer wieder, ein Thema mit eigenem Flair in einer tollen Kulisse zu spielen. Dazu ein bisschen Dialekt - das macht das Ganze unheimlich sympathisch."

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Julian Molz (11 Jahre): "Ich war bei fast allen Karl-May-Festspielen dabei. Dieses Mal war es wieder sehr spannend. Vor allem der Kanonenschuss am Anfang und die Explosion der Baumannhütte. Einfach toll." Barbara Feltes (28): "Ich habe die letzte Aufführung schon gesehen und wollte unbedingt wiederkommen. Pyrotechnik und Kulisse sind ganz toll gemacht. Da steckt richtig viel Arbeit drin. Super." Robin Wiesen (8) "Mir hat besonders die riesige Explosion des Baumannhauses gefallen. Da ist ein riesiger Rauchring hochgestiegen, und es hat gebrannt und gekracht."EXTRA Festspiel-SplitterMusik: Ein emotionales "Oh" raunt bei Winnetous Auftritt über die Tribüne, weil das musikalische Thema, das jeder aus den Filmen kennt, schöne Kindheitserinnerungen weckt. Gut und Böse: Im echten Leben ist Winnetou bei den Stadtwerken und der böse "schwarzer Mokassin" Tierarzt, erzählt ein Zuschauer. Western-Fans: Sogar in der Pause spielen Kinder auf einem Steinbrocken mit Cowboy-Figuren, die sie mitgebracht haben. Echte Fans eben. Sam-Hawkins-Fans: Rolf Scherf alias Sam Hawkins ist der Liebling der kleinen Zuschauer. Sein Kichern nach dem berühmten Satzende "…wenn ich mich nicht irre" sorgte jedes Mal für Gelächter. Unfreiwillige Komik: Schadenfreude ist auch bei Festspielen die schönste Freude. Als einem Indianer der Lendenschutz verrutschte und seine blaue Unterhose entblößte, amüsierte sich das Publikum ebenso wie bei einer Kampfszene, bei der sich ein Indianer selbst skalpierte: Er verlor beim Sturz seine Perücke samt Federschmuck. (MRA/alf)

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