Armut ist noch immer vor allem weiblich

"Frauen sind die Hälfte der Menschheit, erledigen zwei Drittel der Arbeit, erzielen ein Zehntel des Einkommens und besitzen ein Prozent des Eigentums", diese von der Inderin Krishna Ahooja-Patel formulierte weltberühmte Statistik von 1984 hat leider nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. In einem Gastbeitrag nimmt Florence Humbert, Mitglied des Vereins Lokale Agenda 21, zu diesem Thema Stellung.


1992 war die weltweite Feminisierung der Armut ein Thema, und die Pekinger Frauenkonferenz 1995 hat es gezeigt: Die Frauen der südlichen Halbkugel haben längst verstanden, dass Wirtschaftswachstum keine langfristige Lösung ist, sondern weiterhin das Interesse derjenigen bedient, die von der bestehenden ungerechten Ressourcenverteilung immer profitiert haben.
In unzähligen alternativen Wirtschaftsmodellen in der sogenannten dritten Welt werden die natürlichen Ressourcen schonend und nicht erschöpfend als Lebensgrundlage benutzt. Dabei ist das Allgemeinwohl das Ziel und nicht die Profitmaximierung.
Die global agierenden Großkonzerne haben natürlich kein Interesse an diesen Initiativen, die auch sonst der großen Öffentlichkeit weitgehend unbekannt bleiben.
Dennoch wurde im Jahre 2010 auf dem alternativen Klimagipfel in Bolivien ein weiblicher Schutzansatz für die Erde artikuliert: die "Charta der Rechte der Mutter Erde".
Sie zeigt auf, dass die Forderungen nach Bekämpfung der Armut, Geschlechtergerechtigkeit und Schutz der Erde nicht widersprüchlich sind, sondern sich ergänzen und auf keinen Fall gegeneinander ausgespielt werden sollten.
So formuliertt auch die UNO im Jahr 2000 unter acht Millennium-Entwicklungszielen mindestens drei frauenpolitische Ziele: Bekämpfung der Müttersterblichkeit, Einschulung der Mädchen und Gleichberechtigung. Doch bei der Formulierung bleibt es viel zu oft.
Und wie ist es bei uns in Rheinland-Pfalz? Wir haben Landesministerinnen, sogar in der Überzahl. Der Trierer Stadtvorstand ist paritätisch besetzt. Doch sind wirtschaftliche Rechte von Frauen damit besser gesichert? Erschreckende 42 Prozent der berufstätigen Frauen sind im nicht sozialpflichtigen Sektor beschäftigt. Die vorprogrammierte Altersarmut und die mangelnde Selbstbestimmung für das eigene Leben sind besorgniserregend. Die Gleichberechtigung muss in vielen Bereichen also auch bei uns weiter erkämpft werden.
Trierer Frauenorganisationen tun das regelmäßig am Internationalen Frauentag (8.März), am Equal Pay Day (letzter Freitag im März), beim Weltbürgerfrühstück (16. Juni 2012) und am Aktionstag gegen Gewalt an Frauen (25. November). Außerdem organisiert das Kino Broadway Filmvorführungen mit anschließender Diskussion zu frauenrechtlichen Themen, unter anderem in der Agenda-Kino Reihe.
Florence Humbert

Trier@frauenrechte.de
Extra

Florence Humbert: lebt seit zehn Jahren in Trier. Sie unterrichtet Evangelische Religion am Auguste-Viktoria-Gymnasium. Außerdem ist sie Aktivistin bei Terre des Femmes. red

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