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Trier-Euren · Das gesamte Areal der ehemaligen General-von-Seidel-Kaserne wird in Zukunft für die Erstaufnahme von Flüchtlingen genutzt. Der Trierische Volksfreund nutzte die Möglichkeit für einen exklusiven Blick hinter die Kulissen.

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Foto: (h_st )

Seit sieben Jahren liegt ein großer Teil der ehemals für die Nato und die Luftwaffe wichtigen Kaserne an der Luxemburger Straße im Dornröschenschlaf. Nun soll auch das bislang nicht genutzte Areal für die Erstaufnahme von Flüchtlingen dienen. Nach dem Willen der rheinland-pfälzischen Integrationsministerin Irene Alt könnten bis zu 1500 neue Unterkunftsplätze geschaffen werden.

Sechs zusätzliche ehemalige Bürogebäude stehen dafür zur Verfügung. "Wenn wir die Menschen vernünftig und human unterbringen wollen, sind mehr als 700 zusätzliche Plätze kaum möglich", gibt Caritasdirektor Bernd Kettern zu bedenken. Allerdings gebe es auf dem Gelände auch reichlich Platz für Wohncontainer.

Der Caritasverband Trier leitet die Außenstelle der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (Afa) Trier an der Luxemburger Straße. 60 Mitarbeiter (35 Vollzeitstellen) kümmern sich um die Belange der Flüchtlinge, die derzeit dort etwa acht Wochen bleiben müssen, bevor sie auf Kommunen im ganzen Land verteilt werden. "Wir werden in Zukunft etwa das Doppelte an Personal brauchen", sagt Kettern. "Qualifizierte Leute stehen aber nicht auf der Straße."Mehr Flüchtlinge, mehr Personal


Wichtig sei eine schnelle schriftliche Bestätigung, dass die Caritas bis Ende 2016 den Betrieb in der "Alux", wie die Einrichtung bei Mitarbeitern und Helfern genannt wird, fortsetzen kann.

Wie unterschiedlich sich die seit sieben Jahren nicht genutzten Gebäude auf dem Gelände präsentieren, zeigt sich auf dem Rundgang mit Caritasdirektor Kettern und dem zukünftigen technischen Leiter Jürgen Bösen. Klar wird dabei auch, dass nicht alle Gebäude innerhalb von zwei Wochen instandgesetzt sein werden. Bösen: "Wir müssen die Wasserleitungen spülen und überprüfen, Heizung und Elektrotechnik instandsetzen und natürlich auch den Brandschutz checken."

Jedes Gebäude müsse zudem eine zusätzliche Nottreppe aus den Obergeschossen bekommen. "Und natürlich bauen wir Zäune und alle Gitter vor den Fenstern ab. Das ist ja kein Gefängnis hier."

Wirklich froh war deshalb niemand vom Organisationsteam der Caritas über die Weisung des Ministeriums, noch am Wochenende müssten 94 Asylbewerber aus den Zelten in eines der neuen Gebäude umziehen. Wann die beiden Großzelte, in denen zeitweise bis zu 270 Menschen untergebracht waren, komplett geräumt sein werden, ist noch nicht klar. Dass sie geräumt werden, steht nach der Weisung von Ministerin Alt (TV vom 24. September) aber außer Frage.

Danach sollen die Zelte für die Infrastruktur der Einrichtung zu Verfügung stehen - und vielleicht in einer erneuten Ausnahmesituation für die Unterbringung weiterer Menschen? Wer diese Vermutung äußert, erhält derzeit keine Antwort.

Insgesamt wird sich durch die Nutzung des gesamten Kasernenareals allerdings wirklich vieles ändern in der Afa-Außenstelle. So wird es zum Beispiel eine neue und größere Kinderspielstube geben. Die Verwaltung wird in Gebäude am ehemaligen Exerzierplatz unterkommen. Dort soll ein eigener Busbahnhof entstehen. Die ankommenden Flüchtlinge können dann direkt erfasst und mit ihren Hausausweisen versorgt werden. "Wir werden die Belegung der Zimmer bald besser steuern", sagt Caritasdirektor Kettern. Er weiß, dass die Räume in Euren auch benötigt werden, um die Zahl der Flüchtlinge in der überfüllten Hauptstelle in Trier-Nord zu reduzieren. "Wenn man die neuen Möglichkeiten nutzt und das gut macht, ist es eine Chance, die Situation zu entspannen."

Dazu gehören auch die verbesserten Möglichkeiten für Sozialräume. So wird im ehemaligen Offizierscasino eine Teestube entstehen. Auch Räume für Vorträge, Sprachschulungen und andere Veranstaltungen stehen nun zur Verfügung. "Gerne hätten wir auch die Gebäude an der Luxemburger Straße genutzt", sagt Kettern. "Die sind nach sieben Jahren ohne Wartung aber nicht mehr zu gebrauchen."

Meinung

In letzter MinuteDie komplette General-von-Seidel-Kaserne für Flüchtlinge zu nutzen, ist eine gute Entscheidung. Allerdings gilt das nur, wenn es richtig und ohne falschen Aktionismus umgesetzt wird. Zudem muss das Land Wort halten und nicht noch mehr Flüchtlinge in die Erstaufnahmeeinrichtungen in Trier schicken. Dann könnten die zusätzlichen Gebäude und das dazugehörige Areal an der Luxemburger Straße tatsächlich dazu dienen, auch in der Dasbachstraße in Trier-Nord die extrem angespannte Situation zu verbessern.

Denn besonders in den alten Kasernengebäuden dort hat sich die Lage seit Juli immer mehr verschärft. Von einer menschenwürdigen Unterbringung kann dort niemand mehr guten Gewissens sprechen. Beim Land wurde das erkannt und - vielleicht in letzter Minute vor der Eskalation - die Reißleine gezogen. Nun muss aber der Caritas als Betreiber der Außenstelle an der Luxemburger Straße auch die Möglichkeit gegeben werden, die Gebäude so herzurichten, dass dort Menschen besser untergebracht werden können als in Zelten und überbelegten Zimmern. Lange dauert das nicht, denn nach sieben Jahren im Dornröschenschlaf sind zumindest die größten Gebäude auf dem Areal in gutem Zustand. r.neubert@volksfreund.de

Extra

Die General-von-Seidel-Kaserne wurde 1952/53 in Trier-Euren erbaut. Sie diente zunächst als Hauptquartier der 4. Alliierten Taktischen Luftflotte der Nato, später dem Luftwaffenversorgungsregiment 4 der Bundeswehr, ab 1965 dem Fernmeldebereich 70, der 2002 in Fernmeldebereich 92 umbenannt und der Streitkräftebasis unterstellt worden ist. Ab diesem Zeitpunkt waren neben den Soldaten der Luftwaffe auch Soldaten von Heer und Marine in der Kasernen untergebracht.

Um das zu ermöglichen, wurde das Areal auf mehr als zehn Hektar vergrößert. Auf dem Gelände befinden sich fast ausschließlich Bürogebäude. Die meisten Soldaten zogen 2009 ab. Das Zentrum Elektronischer Kampf Fliegende Waffensysteme blieb nutzte einen kleinen Bereich des Geländes noch bis 2012.

Auf einem Teil des Areals sind seit Februar 2014 Asylbewerber untergebracht. Die Außenstelle der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende Trier soll zukünftig über mehr als 2000 Plätze verfügen. r.n.

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