Atomkraftdebatte muss herhalten

Egal, ob Wahlsieg oder Niederlage: Auf die Atomkatastrophe in Japan bezogen sich am Wahlabend alle Trierer Parteien bei der Bewertung ihrer Ergebnisse.

 Viele Menschen haben gestern in Trier ihre Stimmen abgegeben. Die Wahlbeteiligung in der Stadt lag bei mehr als 50 Prozent – und damit unter der auf Landesebene. TV-Foto: Friedemann Vetter

Viele Menschen haben gestern in Trier ihre Stimmen abgegeben. Die Wahlbeteiligung in der Stadt lag bei mehr als 50 Prozent – und damit unter der auf Landesebene. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Von der krachenden Niederlage seiner Partei weiß FDP-Kreisvorsitzender Thomas Egger um 19.30 Uhr noch nichts. "Ich hab' bis jetzt Stimmen ausgezählt und noch von keiner Hochrechnung gehört", sagt der Trierer Wirtschaftsdezernent beim Anruf des Volksfreunds im Wahllokal in Feyen. Damit, dass die Liberalen aus dem Landtag fliegen, hat er nicht gerechnet. "Ich bin sehr enttäuscht." Die bisherige Landtagsfraktion treffe allerdings keine Schuld. "Vielmehr ist wohl das Agieren von CDU und FDP auf Bundesebene und auch die Atomkatastrophe in Japan ursächlich", analysiert Egger. "Die Wähler haben sich wohl für die Partei entschieden, die schon immer für den Atomausstieg war."

Die Anti-Atom-Partei der ersten Stunde hat sich im Café Schmitz in der Mustorstraße versammelt. Die Arme fliegen hoch bei den Grünen, und es wird gejubelt bei der ersten Hochrechnung. "Das übersteigt alle Erwartungen!", freut sich Wolf Buchmann. "Die Atomdiskussion hat sicherlich zu diesem unglaublichen Ergebnis beigetragen, aber in erster Linie ist es der Erfolg unserer kontinuierlichen Arbeit der letzten fünf Jahre", analysiert der Schatzmeister der Trierer Grünen.

Bei der SPD im Walderdorff's ist die Stimmung gegen 19 Uhr zwar gut, in echter Feierlaune sind die Genossen allerdings nicht. "Unsere Landesergebnisse sind in Ordnung, hätten aber besser sein können", bleibt Stadträtin Begoña Hermann realistisch. Die 84-jährige Edith Centner, die für die Sozialdemokraten von 1974 bis 1999 im Trierer Stadtrat gesessen hat, ist dagegen sehr zufrieden: "Ich bin schon vor 30 Jahren gegen Atomkraft auf die Straße gegangen - das Wahlergebnis zeigt deutlich, dass die Bürger keine Atomkraftwerke mehr wollen, und das ist die Hauptsache."

Auf dem Sofa zu Hause in Ehrang verfolgt Berti Adams die ersten Ergebnisse. Das Direktmandat hat er nicht geholt. "Selbst in Stadtteilen wie Euren oder Zewen, in denen ich fest mit einer Mehrheit gerechnet habe, hat es nicht funktioniert", sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende im Trierer Stadtrat. Später ist Adams zusammen mit dem Trierer Parteivorsitzenden Bernhard Kaster bei der CDU-Wahlparty in der Kneipe Cubiculum. Offen ist, ob Adams es von Listenplatz 38 aus in den Landtag schafft. Ausgerechnet SPD-Landesministerin Doris Ahnen macht's möglich: Denn die gebürtige Triererin holt das Direktmandat in ihrem Mainzer Wahlkreis - und verwehrt so dem letzten potenziellen CDU-Direktkandidaten den Einzug ins Mainzer Parlament. Durch diesen SPD-Sieg bleibt für Adams ein Landtagssitz frei, und der Ehranger hat doch noch Grund zum Feiern. Katrin Werner, Kreisvorsitzende der Linken, ist enttäuscht, dass ihre Partei nicht im Landtag ist. "Aber wir haben viele neue Mitglieder gewonnen - das zeigt, dass die Partei vor Ort überzeugt."

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