Atomunfall zwingt Trierer aufs Dorf

Trier · Nach einem Atomunfall ist Trier unbewohnbar: Um dieses Szenario geht es im neuen Gesellschafts-Roman "Hammelzauber" des Schriftstellers, Studienberaters und ehemaligen Stadtschreibers Frank P. Meyer. Im TV spricht er über das Buch, die Eigenarten Triers und ein Leben auf dem Dorf.

 Frank P. Meyer vor der ehemaligen Stadtschreiber-Wohnresidenz in der Sperrzone: In seinem neuen Roman ist das Trierer Palais Kesselstatt wegen eines Super-Gaus unbewohnbar. TV-Foto: Sebastian Stein

Frank P. Meyer vor der ehemaligen Stadtschreiber-Wohnresidenz in der Sperrzone: In seinem neuen Roman ist das Trierer Palais Kesselstatt wegen eines Super-Gaus unbewohnbar. TV-Foto: Sebastian Stein

Foto: (h_st )

Trier. Die Zukunft der Babyboomer-Jahrgänge: Das ist das Thema der Romane des ehemaligen Trierer Stadtschreibers Frank P. Meyer. "Ich möchte die Gruppe einmal sehen, wenn sie alt ist", erzählt er von der Idee. In seinem aktuellen Werk "Hammelzauber" hat er das Szenario ins Jahr 2040 verlegt und mit einem Super-Gau verschärft. Es spielt im saarländischen Ort Primstal an der Grenze der Sperrzone, die nach einem Atomunfall 50 Kilometer um ein Kernkraftwerk herum festgelegt wurde. Die Trierer Innenstadt ist unbewohnbar.
"Hammelzauber" ist ein Gesellschaftsroman und politisch: Atomkraft, Bevölkerungsentwicklung, Migration und technische Innovation bilden den Rahmen der Geschichte. Wie gehen Menschen damit um, wenn sie ihre Heimat verlassen müssen? Was ist, wenn ein Kindergarten plötzlich zum Hospiz wird?
Auch wenn sein Roman an einem realen Ort spielt, sind die Figuren frei erfunden. Primstal fungiert als Motiv für das "Eingesperrtsein" im Dorf. "Ich habe ein entspanntes Verhältnis zu dem Dorf, finde es aber auch wichtig, herauszukommen", erklärt Meyer.
Primstal könnte auch ganz woanders sein - in der Sächsischen Schweiz, im Hunsrück oder im Münsterland. In Primstal herrschen die Regeln und Gesetze eines Dorfs, es gibt typische Charaktere und die Dorfkirmes mit dem Hammelzauber - einem ortstypischen Getränk, das in Mengen konsumiert wird.
"Un, bisde wieder do?" habe ihn ein Nachbar gefragt, als er vor zehn Jahren nach Primstal zurückgekehrt sei und dort ein Haus gebaut habe. Die Entscheidung zwischen gehen oder bleiben - ein großes Thema seiner Romane - hat Frank Meyer für sich selbst beantwortet. Die Hälfte seiner Zeit verbringt er in der saarländischen Gemeinde, die andere Hälfte in Trier.
Die Stadt sei angenehm unprätentiös, gemütlich und nicht angeberisch oder überheblich - im Gegensatz zu anderen Orten gleicher Größe, sagt der ehemalige Stadtschreiber. An Trier fasziniert ihn die Vielfalt des Alltags: "Was hier für Sprüche gekloppt werden!" Die Leute kennen Meyer. Die Geranien stünden extra für ihn auf dem Tisch, spielt der Besitzer eines Cafés auf Meyers vorletztes Buch "Zwangsgeranisierung" an, während Meyer über das Schreiben spricht. "Meine Lieblingsbeschäftigung ist es, Geschichten zu erfinden - ich kann gar nicht Geschichten nicht erfinden."
Schreiben kann Meyer überall: im Zug, zu Hause oder im Urlaub. Erste Kurzgeschichten verfasste er bereits in seiner Schul- und Studienzeit, später übersetzte er englische Bücher. Nach dem Studium in Trier ging Meyer zunächst nach Oxford in England und arbeitete anschließend an der Universität Hildesheim als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Seine Rückkehr nach Trier in den öffentlichen Dienst, als Leiter des Graduiertenzentrums und der Studienberatung der Universität, ist für Meyer die beste Basis: "Für mich bedeutet der Job Freiheit, mehr als wenn ich Berufsautor wäre."
Frank P. Meyer, "Hammelzauber", Conte Verlag 2016, 400 Seiten, 19,90 Euro..

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort