Auch alte Brennnesseln brennen

Trier · Mit Musik und Festansprachen hat das Seniorenbüro sein 20-jähriges Bestehen in der Volkshochschule und im Innenhof des Palais Walderdorff gefeiert. Mehr als 100 Menschen feierten mit.

 Manfred Hoffmann, Leiter des Trierer Seniorenbüros (Dritter von links), mit Gästen. Unter anderem Franz-Josef Euteneuer (Begegnungszentrum Haus Franziskus), Franz-Ludwig Blömker (Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros) und TV-Redakteur Dieter Lintz (von rechts). TV-Foto: Darinka Murmann

Manfred Hoffmann, Leiter des Trierer Seniorenbüros (Dritter von links), mit Gästen. Unter anderem Franz-Josef Euteneuer (Begegnungszentrum Haus Franziskus), Franz-Ludwig Blömker (Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros) und TV-Redakteur Dieter Lintz (von rechts). TV-Foto: Darinka Murmann

Trier. Flöten, Streicher und ein Klavier. Musik gehört zu annähernd jedem Festakt, so auch zur Jubiläumsfeier zum 20-jährigen Bestehen des Seniorenbüros Trier. Mit sanften Klängen begrüßte die Musikgruppe des Hauses Franziskus die mehr als 100 Gäste. Begleitet am Klavier sang Jörg Philipps mit kraftvoller Stimme zwei Lieder im vollbesetzten Saal der Volkshochschule.
Insgesamt sieben Festredner traten auf, darunter Oberbürgermeister Klaus Jensen und Ministerialdirigent Dieter Hackler vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Auch Dieter Lintz, Redakteur des Trierischen Volksfreunds, hielt einen humorvollen Vortrag zum Thema "Alt werden in Trier".
Alleine in Trier leben nach Jensens Aussage 40 Menschen, die älter als 100 Jahre sind; in Rheinland-Pfalz seien es um die 800. Und Lintz betonte, dass es aber heutzutage ganz andere Alte seien als vor 20 Jahren. Und auf diese Bedürfnisse müsse eingegangen werden.
"Auch alte Brennnesseln brennen", behauptete Franz-Josef Euteneuer vom Begegnungszentrum Haus Franziskus metaphorisch und wies auf das von Brennesseln übersähte Moselufer hin. "Doch was haben wir in unserer Umgebung?", fragte er. "Überall Feuerlöscher." Dabei könnten Brennnesseln auch als Lebens- und Heilmittel verwendet werden. "Man kann etwas daraus machen", schloss er. Und so sei es auch mit den älteren Generationen.
Anatol Bille kommt aus München und ist 75 Jahre alt. Seit einem Jahr lebt er mit seiner Lebensgefährtin in Trier. "Auf der Stelle treten, heißt zurücktreten", sagt er und spricht von der "Nachberufszeit" und der Problematik, dass viele Menschen plötzlich nichts mehr mit sich anzufangen wüssten. "Wir brauchen Anlaufstellen." Das Seniorenbüro könnte eine solche für ihn sein. "Ich würde mich gerne aktiv einbringen und mitmachen", meint Bille, der selbst gerne wandert, singt und Spaß am Schachspielen hat. In seiner alten Heimat hat er ehrenamtlich Bergwanderführungen gemacht. "So etwas in der Art könnte ich mir auch hier vorstellen." mur
Extra

1. Juli 1993: Im Rahmen des Förderprogramms des Bundesministeriums wird das Seniorenbüro als Modellprojekt ins Leben gerufen. Träger ist der Seniorenrat der Stadt Trier. Vorsitzender des Trägervereins ist Walter Degenhardt. 30. August 1993: Eröffnung des ersten Seniorenbüros in Rheinland-Pfalz im Palais Walderdorff in Trier. 1998: Umbau des Palais Walderdorff und Umzug in das Haus Franziskus. Bis 1998 ist das Seniorenbüro mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern besetzt. Ab 1998 wird die Arbeit aus Kostengründen auf freiwilliger und ehrenamtlicher Basis fortgesetzt. Mai 2000: Umzug in den Turm Jerusalem. Magda Weber wird neue Vereinsvorsitzende. 2004: Personelle Verstärkung: Eine Teilzeitkraft unterstützt Vorstand und ehrenamtliche Mitarbeiter. 2008: Das Seniorenbüro wird Modellprojekt "Kompetenznetzwerk Wohnen - Neue Formen der mobilen Beratung". November 2012: Manfred Hoffmann wird Vereinsvorsitzender. Das Seniorenbüro Trier bietet kostenfreie Beratungsgespräche zu Betreuungs- und Pflegefragen, zu Wohnformen, die Vermittlung an Behörden und soziale Einrichtungen. Gesellige Treffen zu Senioren-Nachmittagen gehören ebenso zum Programm wie Computer- und Sprachkurse, Nordic-Walking und Gedächtnistraining. mur

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