Auch Erzieherinnen werden krank

"Kinder sind keine Akten, die ich zur Seite legen kann, wenn die Kollegen krank sind." Karin Roth, Leiterin der Montessori-Kindertagesstätte auf dem Petrisberg, bringt auf den Punkt, woran etliche Trierer Kitas derzeit zu knabbern haben: Viren sorgen in vielen Einrichtungen für hohe Krankenstände.

 Fehlen Kita-Erzieherinnen wegen Krankheit, wird die intensive Betreuung von Kleinkindern wie auf diesem Symbolbild oft unmöglich. TV-Foto: dpa

Fehlen Kita-Erzieherinnen wegen Krankheit, wird die intensive Betreuung von Kleinkindern wie auf diesem Symbolbild oft unmöglich. TV-Foto: dpa

Trier. "Laut Personalschlüssel kommen 1,75 Betreuerstellen auf eine normale Kindergartengruppe mit 25 Kindern", erklärt Marianne Bieg, Leiterin der Uni-Kita im Treff. Fallen Erzieherinnen aus, wird's schwierig. Zwei Drittel ihrer Kolleginnen waren im Januar krankgemeldet. "Wir mussten die Eltern bitten, die Kinder falls irgend möglich zu Hause zu behalten oder früher abzuholen", bedauert Bieg.

Im katholischen Kindergarten Heiligkreuz konnte der Betrieb kürzlich nur aufrecht erhalten werden, weil nicht nur drei von zehn Erzieherinnen, sondern auch 50 der insgesamt 85 Kinder krank zu Hause waren. In der Montessori-Kita auf dem Petrisberg fehlten bis zu vier der elf Erzieherinnen in den vergangenen Wochen. Als in der Nestwärme-Kita in der Christophstraße vor Weihnachten der Magen-Darm-Virus grassierte, hatte man Glück im Unglück: "Wir konnten den Vertrag mit unserer Aushilfe verlängern", erklärt Kita-Leiterin Brigitte Hoffmann. Gleichzeitig wurden eine Kita-Gruppe auf zwei andere Gruppen aufgeteilt. "Optimal ist das nicht - aber wir konnten uns nicht anders helfen." Auch die Kita Trimmelter Hof musste in den vergangenen Wochen "Notgruppen" bilden. Neun von 21 Erzieherinnen waren krank. Die Eltern wurden gebeten, die Kinder möglichst zu Hause zu behalten. "Nur so konnten wir den Betrieb aufrecht erhalten", sagt Leiterin Ulrike Schmitt. In der Montessori-Kita in Euren ging dagegen vor Weihnachten gar nichts mehr: Die Kita blieb an einem Tag geschlossen.

Bei den 18 der mehr als 40 Kitas in Trier, die in der Trägerschaft des Bistums sind, gab es keine Schließungen oder Notgruppen. Zwar sei der Krankenstand hoch, "aber die Erzieherinnen unserer Einrichtungen helfen sich im Notfall gegenseitig aus", erklärt David Terres von der Kita-Trägergesellschaft des Bistums. Zum Beispiel, als in der Kita Maria Königin in Pallien kürzlich nur zwei Auszubildende nicht krankgemeldet waren. Der ohnehin knappe Personalschlüssel ist in solchen Fällen nicht immer erfüllt.

"Die Personaldecken in den Kitas sind zu dünn", kritisiert Brigitte Braun. "Das Problem beginnt nicht erst, wenn Gruppen schließen und Eltern nicht wissen, wohin mit ihren Kindern", erklärt die Elternausschussvorsitzende der Uni-Kita. "Werden Gruppen von einer Notbesetzung betreut, ist die von der Politik geforderte stärkere Förderung von Kleinkindern schlicht nicht möglich."

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