Auch heute noch teils unter Wert genutzt

Trier · Das Gebäude des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums am Weg nach Olewig hat viele Einsender auf die richtige Spur gebracht. In der vergangenen Woche ging es um eine Ansicht des Gerbereigebäudes an der Spitzmühle. Das neue Suchbild zeigt ebenfalls ein Gelände, das früher gewerblich genutzt worden ist.

 Heutzutage befindet sich am Standort des Suchbilds nicht mehr solch ein mehr oder minder geordnetes Durcheinander. Es handelt sich um eine der wenigen zentrumsnahen Brachen. Fotos (2): TV-Archiv

Heutzutage befindet sich am Standort des Suchbilds nicht mehr solch ein mehr oder minder geordnetes Durcheinander. Es handelt sich um eine der wenigen zentrumsnahen Brachen. Fotos (2): TV-Archiv

Foto: (h_st )

Trier. Wer in Trier an der richtigen Stelle gräbt, der findet nach kurzer Zeit mit großer Sicherheit irgendetwas Römisches. Und vorher noch irgendwelche Reste mittelalterlicher Klöster oder Häuser. Da es den Anschein hat, als ob nur das Antike zählt, sind Mauern aus dem 15. Jahrhundert nicht so das Problem. Doch manchmal sind es vergleichsweise moderne Reste, die für Kopfzerbrechen sorgen. So geschehen vor ein paar Monaten, als auf dem Parkplatz an der Spitzmühle giftige Hinterlassenschaften des Betriebs gefunden worden sind, der auf dem Fundstück aus dem TV-Archiv der vergangenen Woche zu sehen ist: das Gebäude der früheren Lederwerke Hermann Simon AG.
Jörg Busch (siehe Extra) aus Trier hat für die Internetseite Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier ( <%LINK auto="true" href="http://www.roscheiderhof.de/kulturdb" text="www.roscheiderhof.de/kulturdb" class="more"%> ) die Historie des Betriebs zusammengefasst. Bereits 1734 gab es auf dem späteren Fabrikgelände eine Lohmühle. Hermann Simon gründete um 1856 in der Kuhnenstraße eine Gerberei, die er später an die Spitzmühle verlegte. Er übernahm dort das Anwesen der Sirkerschen Gerberei. 1903 kam die Gerberei Müller-Van-Volxem dazu. Ab 1911 begann die Fabrikation von Vacheleder aus Kuhhäuten vor allem für die Schuhproduktion. Der Betrieb wurde in den 1960er Jahren eingestellt. Das Bild aus dem TV-Archiv stammt aus der Ausgabe vom 22./23. Februar 1964.
Wolfgang Ziewers (Trier) geht davon aus, dass das Gebäude Anfang der 1970er Jahre abgerissen worden ist. Er sagt: "Nach dem Abriss war lange Jahre auf dem Gelände ein kleiner Bolzplatz unterhalb des FWG-Sportplatzes. Auf dem staubigen Bolzplatz fand in meiner Jugend manche kleine Fußballschlacht statt. Mindestens die Knie wurden dabei stets in Mitleidenschaft gezogen."
Der Geruch der Gerberei ist Klaus Georg Erschens (Kleve) besonders in Erinnerung geblieben. Er wohnte in der Bernhardstraße 19 in Trier-Heiligkreuz. Er kam "mindestens zweimal am Tag auf dem Schulweg dort vorbei." Deshalb sei ihm noch heute der typische Duft dieser Anlage in der Nase. Die Gegend rund um Gerberei und Kleingartenanlage sei Spielgrund seiner Jugend gewesen. Zwischen der Weinkellerei Weber (heute Europäische Rechtsakademie) sei in den 50er Jahren die Straßenunterführung des Altbachs gebaut worden. "Dieses kurze Tunnelstück zu durchgehen, war eine beliebte Mutprobe von uns Jungs." Der Hang von der Bernhardstraße zum Altbach hinunter diente im Winter als Rodelrevier, "welches wir bis jeweils zum Einbruch der Dunkelheit ausgiebig nutzten, um dann durchfroren und pitschnass nach Hause zurückzukehren."
Apropos Geruch: Erschens berichtet, dass im heutigen Hotel Villa Hügel zur damaligen Zeit eine Familie Hornig wohnte. "In den Kellerräumen, zugänglich über die abschüssige Zufahrt, befand sich eine Fischverarbeitungsfirma, die ebenfalls einen unverwechselbaren Duft verbreitete (jedenfalls bei entsprechender Wetterlage)."

Hans-Peter Haag (Trier) bringt noch einen weiteren Namen ins Spiel. Seiner Meinung nach sind auf dem Suchbild die Überreste der Lederfabrik Toni Mainzer zu sehen. Mainzer sei ein Freund seines Vaters Peter Haag gewesen.

Ebenfalls die richtige Antwort wussten unter anderem Uwe Hauser, Petra Lauer, Cornelia Biebel, Thomas Steilen (Dreis), Marcus Stölb (Trier) und Josef Lentes (Trier).
Das neue Suchbild: In dieser Woche geht es ebenfalls um ein Stück Wirtschaftsgeschichte. Das sorgt aktuell jedoch nicht für Wirbel. Auch am Standort des neuen Suchbilds sind in jüngster Zeit Bagger aktiv gewesen. Wo ist das Fundstück aus dem TV-Archiv aufgenommen worden? Was ist zu sehen? Was ist dort gemacht worden? Melden Sie sich per E-Mail an
echo@volksfreund.de Diskutieren Sie mit im Internetnetzwerk Facebook unter facebook.com/volksfreundtrier Oder schreiben Sie uns: Lokalredaktion Trierischer Volksfreund, Postfach 3770, 54227 Trier. Die Auflösung gibt es wieder am kommenden Donnerstag.
Extra

 Das damals hochmoderne Gebäude des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums am rechten Bildrand hat vielen Lesern beim Erraten des Suchbild-Standorts an der Spitzmühle geholfen.

Das damals hochmoderne Gebäude des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums am rechten Bildrand hat vielen Lesern beim Erraten des Suchbild-Standorts an der Spitzmühle geholfen.

Foto: (h_st )
Auch heute noch teils unter Wert genutzt
Foto: (h_st )

HJ-Heim in Trier-Ehrang: In zahlreichen Artikeln für die Kulturdatenbank hat Jörg Busch aus Trier-Biewer Informationen über historische Stätten in der Region Trier zusammengetragen. Derzeit möchte er etwas über eine Unterkunft der Hitlerjugend in Trier-Ehrang in Erfahrung bringen. Das Gebäude stand in der Nähe der neuen Nebenwache der Berufsfeuerwehr und ist im Sommer abgerissen worden (Foto: Jörg Busch). Zum Heim hätten damals ein Schwimmbad und ein Sportplatz gehört. Diese seien beim Neubau der Autobahn/Bundesstraßenbrücke über die Mosel entfernt worden. "Alle Bemühungen, von Ehrangern etwas zu erfahren, sind bisher gescheitert." Wer etwas über die Geschichte der Einrichtung in Ehrang weiß, kann sich an Jörg Busch oder die Adresse echo@volksfreund.de wenden.

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