Auch kleine Fehler gehören dazu

RIVERIS. Schauplatz der TV-Aktion "Dorfansicht(en)" war in dieser Woche Riveris in der Verbandsgemeinde (VG) Ruwer. Das Interesse war in der 410 Einwohner zählenden Gemeinde sehr groß. Gerne zeigten die Teilnehmer die guten Seiten ihres Heimatdorfes – aber auch negative Aspekte. Auch die sportbegeisterte Jugend wusste ihre Interessen zu verteidigen.

Kurz nach 14 Uhr haben sich am Treffpunkt vor dem Bürgerhaus schon über zehn Interessierte eingefunden. Ortsbürgermeister Markus Kaldunski und die Beigeordneten sind beruflich verhindert; Ratsmitglied Friedhelm Lehmann ist statt ihrer erschienen. Und auch der ehemalige Ortsbürgermeister Hans Jakobs und Erwin Becker, einst langjähriger Vorsitzender vom DRK-Ortsverein, fehlen nicht. Auffallend ist, dass sich erstmals seit dem Start der TV-Aktion auch eine Gruppe Jugendlicher anschließt. Am Treffpunkt im Ortskern stehen zwei der markantesten Bauten der Gemeinde: die 1853 erbaute Kirche und die ehemalige Schule, die von engagierten Ortsbewohnern Anfang der 90er-Jahre in ein geräumiges Bürgerhaus verwandelt wurde. "Rund 6000 Stunden Eigenleistung stecken darin", sagt Ex-Ortsbürgermeister Jakobs. Ein Ergebnis jüngerer Eigenleistung ist unmittelbar neben dem Bürgerhaus als Rohbau zu sehen: das neue Haus des in Riveris ansässigen DRK-Ortsvereins Ruwertal-Hochwald, dem sich ein Anbau der Ortsgemeinde anschließt. Später wird der Bau DRK-Schulungsräume sowie Garagen für DRK-Fahrzeuge und für den Gemeindeschlepper bieten. An den rund 90 000 Euro Materialkosten trägt das DRK den Löwenanteil. Arbeitskosten fallen dank hoher Eigenleistung der Mitglieder fast keine an. Aber warum wurde Riveris Sitz des DRK-Ortsvereins in der VG Ruwer? Ex-Ortsbürgermeister Jakobs weist auf Erwin Becker, den ehemaligen DRK-Ortsvereinsvorsitzenden. Ihm war es seinerzeit gelungen, die DRK-Aktivitäten in der VG Ruwer in seinem Heimatort Riveris zu konzentrieren. Seither gilt Riveris als "DRK-Hochburg". Daneben gibt es noch die Feuerwehr und den MGV 1921, der wie vielerorts einen hohen Altersdurchschnitt aufweist. Kein Einzelhandel, aber ein Hotel-Restaurant

Die Infrastruktur hat Stärken und Schwächen: Kein Einzelhandel, aber das Hotel-Restaurant "Zum Langenstein" sowie die Gaststätte und Pension Mayer-Krell. Außerdem gibt es noch private Anbieter von Gästezimmern. Tourismus ist im Sommer ein Faktor im Ort, zumal sich an der nahen Riveris-Talsperre eine reizvolle Landschaft zum Wandern bietet. Hinzu kommen zwei bauhandwerkliche Betriebe und ein Glasfachhandel. Das einzige ausgewiesene Baugebiet hat 25 Grundstücke und wird nicht speziell beworben. Es gibt den Ratsbeschluss, dass die knappen Neubauflächen auf längere Frist jungen Bauwilligen aus der Gemeinde zur Verfügung stehen sollten. Natürlich haben sich auch schon eine Reihe von Neubürgern angesiedelt. Doch über die scheint die Meinung der "Alteingesessenen" geteilt. "Die Mehrzahl von denen wohnt hier, ohne hier zu leben", meint einer aus der Gruppe. Und: "Etwas mehr Engagement von den neu Hinzugezogenen wäre schön - aber die sind wohl nur wegen der Nähe zur Stadt Trier hierher gezogen." Als Gegenbeispiel wird auf Silvan Alten hingewiesen. Der Franzose kam vor drei Jahren nach Riveris und ist seither sofort tatkräftig dabei, wenn Engagement gefragt ist. Gut ist die Busanbindung nach Waldrach, Ruwer und Trier: Von 16 bis 19 Uhr verkehren die Busse der Linie 30 im Stunden-Takt. Auch am Morgen läuft der Schülerverkehr problemlos, während sich die Jugendlichen für den Nachmittag eine bessere Rück-Verbindung wünschen. "Von solchen ÖPNV-Anbindungen können viele ähnliche Orte in der VG Schweich oder Trier-Land nur träumen", heißt es. Gar nicht "traumhaft" finden die Beteiligten den trocken daliegenden Zierbrunnen neben der Kirche. Tenor: "Warum ist es so schwer, die Abdichtfolie im Becken zu erneuern oder zu flicken." Über die Windräder auf der Waldracher Höhe, von denen drei in Teilen des Ortes sichtbar sind, gehen die Meinungen auseinander. Der Gemeinderat hatte seinerzeit vergebens gegen den Bebauungsplan "Windkraft" der VG Ruwer gestimmt. Doch in Riveris nimmt man es eher gelassen, zumal sich die Rotoren weniger ins Blickfeld schieben als in anderen Gemeinden. Am Ende des Rundgangs melden sich die bisher stumm mitgezogenen Zehn- bis Zwölfjährigen zu Wort: "Wir hätten aber auch noch was! Unser Bolzplatz ist fast unbrauchbar und niemand kümmert sich darum. Interessiert das?" Und ob das interessiert! Also Programmerweiterung mit Besichtigung der Anlage. Und die zeigt sich tatsächlich in einem traurigen Zustand: Von den zwei Toren, wie auf der Riveris-Internetseite angepriesen, existiert nur noch ein letztes wackeliges Exemplar. Das andere Tor ist verschwunden, und seine verrosteten Stahlverankerungen ragen gefährlich aus dem Boden. Der Fangzaun ringsum weist Löcher auf, was die Jugendlichen oft zu schmerzhaften Ball-Bergeaktionen in die dahinter liegenden Brombeerbüsche zwingt. Neubürger Silvan Alten und Ex-Ortsbürgermeister Hans Jakobs erklären sich spontan bereit, zunächst mal die Sache mit dem fehlenden Tor anzugehen. Und eine Lösung für den Zaun stellen sie auch in Aussicht. Der TV wird später nachfragen. Jungfußballer Christoph Becker (12): "Es hat tatsächlich geklappt. Das ist mehr, als wir erwartet haben…"

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