Auch ohne Wau-Methode ganz erfolgreich

Trier · Schon allein die Androhung von Kontrollen bei den Hundebesitzern hat dazu geführt, dass seit Mai 463 Hunde in Trier neu angemeldet worden sind. Die Stadtverwaltung schlägt dem Stadtrat nun vor, auf eine tatsächliche Kontrolle durch einen privaten Anbieter zu verzichten.

Trier. Eigentlich ist die Sache klar: Wer einen Hund besitzt, muss dafür Steuern zahlen. 110 Euro sind das in Trier für den Ersthund pro Jahr, bei weiteren Tieren steigen die Beträge auf 155 beziehungsweise 200 Euro an (siehe Extra). Doch wie das so ist mit der Steuerehrlichkeit: Nicht jeder Hund ist auch offiziell angemeldet. Weil die leere Stadtkasse aber auf jeden Euro angewiesen ist, hatte der Stadtrat eine Hundebestandsaufnahme beschlossen. Anfang Mai wurden alle 48 789 Trierer Haushalte mit einer Postwurfsendung darüber informiert. Das Schreiben zeigte Wirkung: Innerhalb weniger Wochen wuchs die Stadt um 350 Hunde, mittlerweile ist die Zahl der Neuanmeldungen auf genau 463 gestiegen. Weil die Hundessteuer direkt in die Stadtkasse fließt, war diese einfache Maßnahme ausgesprochen lukrativ. Denn die 463 Hunde haben einen zusätzlichen Netto-Ertrag von 51 500 Euro gebracht. 60 000 Euro an Steuern fielen an. Dem stehen Kosten von rund 8500 Euro für Druck, Papier und Porto der Postwurfsendung gegenüber. Und besonders dürfte den Kämmerer freuen, dass die Neuanmeldungen ja auch in den kommenden Jahren entsprechende Mehreinnahmen versprechen.
Nun stellt sich die Frage, ob das der Stadt erstmal reicht oder nicht. Denkbar sind zwei Möglichkeiten:
Variante Eins - die private Hundejagd: Die Verwaltung beauftragt einen externen Dienstleister, der alle Haushalte abklappert und festzustellen versucht, ob sich nicht doch noch irgendwo ein nicht angemeldeter Hund aufhält. Wie so etwas abläuft, ließ sich im Mai in Wittlich begutachten. Dort war die Firma Springer aus Düren im Auftrag und mit einer Legitimation der Stadt unterwegs. Deren Kontrolleure klingeln an Haustüren, dürfen Wohnungen aber nicht betreten. Ob sich ein Hund im Haus aufhält, finden die privaten Ermittler unter anderem mit der "Wau-Methode" heraus: Der Kontrolleur "bellt" und spitzt die Ohren. Wird zurückgebellt, muss der Bewohner mit Nachfragen nach der Anmeldung rechnen.
Variante zwei - die Stadtverwaltung sucht selbst: Die Abteilung kommunale Steuern der Stadtverwaltung hat einen eigenen Ermittlungsdienst, der ohnehin schon gelegentlich auch Schwerpunktkontrollen in Grünanlagen gemacht hat oder gezielt kontrolliert, wenn es Hinweise aus der Bevölkerung gibt. Statt eine Privatfirma einzuschalten, könnte auch der Ermittlungsdienst seine Kontrollen ausweiten, beispielsweise auf Neubaugebiete.
Diese zweite Variante schlägt die Verwaltung dem Stadtrat vor. Begründung: Es stelle sich die Frage, "ob eine kostenintensive Hundebestandsaufnahme durch einen externen Anbieter noch im Verhältnis zu den noch möglichen Anmeldungen steht".
Andernorts hatten Verwaltungen sowohl allgemeine Aufrufe an die Hundehalter als auch die privaten Ermittler eingesetzt. Laut Wittlicher Stadtverwaltung wurden die externen Kontrolleure zum Teil auf Erfolgsbasis, zum Teil über eine Pauschale pro besuchtem Haushalt bezahlt. Ergebnis: 28 000 Euro Steuer-Mehreinnahmen für Wittlich bei 11 000 Euro Kosten für die privaten Hundekontrolleure.
Diskutiert darüber wird nun zunächst im Steuerungsausschuss. Dessen Sitzung beginnt am Donnerstag um 17 Uhr im Großen Rathaussaal.Meinung

Auch die Kontrolle muss noch sein
Wo kein Kläger, da kein Richter. Nach diesem Motto hat sich so mancher Hundehalter bisher erfolgreich um die Zahlung der Steuer gedrückt. Tatsächlich war die Chance, damit durchzukommen, ja auch gar nicht so schlecht. Es sei denn, man wurde vom Nachbarn angeschwärzt. Die Finanznot hat dafür gesorgt, dass Trier wie auch andere Städte genauer hinsehen. Das ist gut so, denn sonst ist wie so oft der Ehrliche der Dumme. Mit der Hundesteuer kann Trier natürlich nicht den Haushalt sanieren. Aber wenn angesichts der Millionen-Schulden-Last viele sinnvolle Leistungen der Stadt mittlerweile hinterfragt werden müssen, dann sollte sie jede mögliche Einnahmequelle auch bis auf den letzten Cent ausschöpfen. Also auch die privaten Kontrolleure noch auf Tour durch die Stadt schicken. Das Beispiel Wittlich zeigt ja, dass sie sich quasi selbst finanziert haben. m.schmitz@volksfreund.de

Die Hundesteuer ist in Trier zuletzt im Januar 2011 erhöht worden. Hundebesitzer zahlen 110 Euro für den ersten Hund, für den zweiten 155 Euro und für den dritten 200 Euro. Gefährliche Hunde kosten in der Stadt nicht mehr als alle anderen Vierbeiner. Das ist in anderen Kommunen anders: In Wittlich beispielsweise werden für als gefährlich geltende Hunde 800 Euro fällig, in Konz 539 Euro. Die übrigen Sätze in Wittlich: 75 Euro für den ersten Hund, 118 Euro für den zweiten Hund und 209 für jeden weiteren Hund. In Konz: Erster Hund 67 Euro, zweiter 86 Euro, dritter und jeder weitere 135 Euro. Die Zahl der Hunde in Trier liegt aktuell bei 3477. mic

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