Auf das Bauchgefühl hören

TRIER. Zum Opfer von Gewalt muss niemand werden. Darum gibt es eine Workshop-Reihe für Kinder, Eltern und Lehrer, bei denen die Teilnehmer lernen, wie man gefährlichen Situationen bereits im Vorfeld aus dem Weg gehen kann.

"Ich nenne meine Angst Alarmanlage", erklärt Moreno Barison. Das Kribbeln im Bauch ist das erste Zeichen, dass eine Situation brenzlig werden könnte. Bevor es zu einer körperlichen Auseinandersetzung kommt, gibt es viele Möglichkeiten, Gewalt aus dem Wege zu gehen. Constantin Mock vom WingTsun-Zentrum Trier und sein Partner Moreno Barison geben in ihren Workshops vor allem Kindern wichtige Tipps, die ihnen helfen können, Selbstvertrauen aufzubauen.Philosophie hinter der Kampfkunst

Das Konzept beinhaltet weniger Selbstverteidigungstechniken, sondern setzt auf Prävention. Die Kampfkunst-Experten geben zwar Einblick in die körperlichen Anwendungen des WingTsun, zeigen Möglichkeiten der Griffbefreiung, doch die Philosophie hinter der Kampfkunst spielt eine wesentliche Rolle. So veranschaulichen sie, wie sich Gefahrensituationen entwickeln und welche verbalen und körpersprachlichen Lösungsmöglichkeiten angewendet werden können. In Rollenspielen simulieren die WingTsun-Meister Übergriffe von Erwachsenen auf Kinder. "Wir wollen keine Ängste schüren, sondern Bewusstsein schaffen", erklärt Constantin Mock. Die sechsjährige Finja Willgeroth hat in der Schule schon Gewalt erlebt. Deswegen ist sie mit Bruder Janik (4) gekommen. "Ich mache Selbstverteidigung, aber das mit der Alarmanlage habe ich noch nie so gespürt. Jetzt wissen wir, was wir tun müssen, wenn Menschen böse sind", sagt Finja. Auch ihre Eltern Holger und Manuela Willgeroth sind froh über das Angebot von Mock und Barison, die auch für Kindergärten und Schulen Workshops anbieten. Marlies Linden von der Grundschule Thalfang informierte sich bei der Gewaltpräventions-Aktion über Inhalte. "Wir hatten einen Studientag zum Thema Gewalt für Lehrer. Das wollen wir den Kindern weitergeben", erklärt die Lehrerin. Gerade die Aufklärungsarbeit bei den Kleinsten sieht Marlies Linden als wichtigen Bestandteil im Schulalltag, denn "Mobbing etwa fängt ja oft schon im Kindergarten an". Dass das Angebot der WingTsun-Experten seriös und fundiert ist, zeigt die Beteiligung von Polizei und Weissem Ring. Christa Lentes von der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle beschäftigt sich ebenfalls mit "Sexueller Gewalt gegen Frauen und Kinder". "Jeder hat das Recht 'Nein' zu sagen", erklärt Lentes. Sich selbst behaupten lernen, sei sehr wichtig. Zu ihren Aufgaben gehört es, Eltern und Lehrer zu sensibilisieren, Gespräche in Schulen zu führen, aber auch die Einzelberatung von Opfern. Dort greift das Angebot des Weissen Rings, der sich um bereits zu Opfern gewordene Menschen kümmert. Mitarbeiter der Organisation sind für Opfer von Gewalttaten als Ansprechpartner da, sie begleiten zu Gerichtsterminen, juristische, medizinische oder psychologische Unterstützung wird ermöglicht durch das Vergeben von "Beratungsschecks". Informationen unter Telefon 0651/ 999 1969 und im Internet unter www.triergegengewalt.de.

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