Auf dem Fahrrad durch die Stadt

Sandra Bartmann ist zwar erst seit zwei Jahren Caritasdirektorin, die 41-Jährige wohnt aber bereits ihr halbes Leben lang in Trier. Die passionierte Radfahrerin wählt für ihren Weg gerne ruhige Nebenstraßen. Besonders angetan hat es ihr die Eberhardstraße in Trier-Süd. Dort fand sie ihre erste Bleibe, als sie zum Studium an die Mosel kam. Was sie außerdem an der Stadt fasziniert, erzählt sie dem Trierischen Volksfreund.

Wenn ich in Trier unterwegs bin, dann meistens mit dem Fahrrad- mein Auto habe ich nämlich verkauft, nachdem ich vor zwei Jahren angefangen habe, bei der Caritas zu arbeiten. Auf dem Weg von meiner Wohnung im Domviertel nach St. Matthias, wo ich ehrenamtlich tätig bin, unter anderem als Lektorin, fahre ich gerne durch die kleinen Nebenstraßen.
Die Eberhardstraße in Trier-Süd zum Beispiel ist eine schöne ruhige Straße mit alten Häusern. Außerdem verbinde ich mit ihr eine besondere Erinnerung. Als ich 1992 relativ kurzfristig einen Studienplatz für Psychologie in Trier bekam, habe ich einen Bekannten angerufen, den ich in meiner Zeit bei Greenpeace kennengelernt hatte. Er hat mir dann in der Eberhardstraße eine Übernachtungsmöglichkeit organisiert. Damals war es schwierig, eine Wohnung zu finden, ich bin dann anschließend in eine Dreier-Wohngemeinschaft nur ein paar Straßenecken weiter in der Krausstraße gezogen.
Sonntags ins Kino


Aufgewachsen bin ich in der Nähe von Wuppertal, dort habe ich eine kaufmännische Lehre absolviert. Ich war froh, zum Studium in eine so schöne Region zu kommen. In der Stadt mag ich die alten Häuser, die Denkmäler und die vielen Plätze, besonders den Domfreihof mit dem Markt und den Boule-Spielern wie in Frankreich. Als Au-pair war ich in Paris, und ich liebe die französische Lebensart. Daher finde ich es schön, hier im Dreiländereck zu wohnen und samstags auch in Trier viele Leute französisch sprechen zu hören. Ich verzichte bewusst auf einen Fernseher, gehe aber fast jeden Sonntag ins Kino Broadway. Am liebsten sehe ich anspruchsvolle französische Filme.
Mit dem Fahrrad kann man hier entlang der Flüsse schöne Ausflüge unternehmen, besonders gerne mag ich den Saar-Radweg. Die Stadt selbst ist für Fahrradfahrer allerdings nicht so gut geeignet. Hier bräuchte man ein schlüssiges Konzept, nicht nur für Touristen, sondern auch für die Bedürfnisse der Menschen, die täglich mit dem Rad fahren. Ich könnte mir zum Beispiel mehr Einbahnstraßen für Autos vorstellen, so dass Platz für einen Fahrradstreifen ist.
Nach dem Studium habe ich bei verschiedenen amerikanischen Firmen in Luxemburg als Personalleiterin gearbeitet und bin sehr viel gereist. Gewohnt habe ich auch in dieser Zeit immer in Trier. Mein Wunsch war es aber, bei der Kirche in Trier zu arbeiten und eine sinnstiftende Tätigkeit zu haben. Für die Stelle bei der Caritas habe ich auch ganz bewusst meine bisherige Karriere beendet. Als Direktorin liegen mir die ganze Stadt und ihre Menschen am Herzen, unsere Einrichtungen liegen ja auch über ganz Trier verteilt. Mein Anliegen ist es, dazu beizutragen, dass benachteiligte Menschen ihre Hürden überwinden können und dass alle gleiche Chancen bekommen.
Beeindruckt bin ich in Trier übrigens auch von den vielen Kirchen aus unterschiedlichen Epochen. In meiner Wohnung kann ich fünf verschiedene Kirchenglocken hören - vom Priesterseminar, von St. Gangolf, Liebfrauen, der Basilika und natürlich die Glocken des Doms. Die habe ich mir sogar einmal auf CD aufgenommen und dann im Urlaub dabeigehabt, um auf Korsika mit dem vertrauten Läuten aufzuwachen.
Aufgezeichnet von Daniel John

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