Auf den Hahn gekommen
BIEWER. Wenn alljährlich Tausende Zuschauer unter großer medialer Aufmerksamkeit zum Schärensprung nach Biewer kommen, stecken dahinter hauptsächlich zwei Leute. Das Ehepaar Christa und Jürgen Weiland vom Verein "Biewener Hoahnen" stellt seit vielen Jahren die Traditionsveranstaltung auf die Beine – und beherbergt zu Hause ganze Scharen von Hähnen.
"Weiland wie Heiland", sagen die Biewerer Christa und Jürgen Weiland schmunzelnd auf die Frage nach ihrer Namensschreibweise. Sinn für Humor haben sie - was ihre Wohnungseinrichtung belegt. Hähne in allen Varianten - groß, klein, bunt, hölzern oder keramisch - beäugen die anfangs verdutzte Besucherin von Tisch, Regal oder Schrank. "Der weiteste kommt aus Kuba, wo wir mal gemeinsam getaucht haben", berichten sie - auch fern der Heimat ist das Paar also gedanklich mit den "Hoahnen" verbunden. Aus den "Haohnen" wurden "Hoahnen"
Seit Jahrzehnten engagiert sich das Ehepaar Christa und Jürgen Weiland - sie ist Geschäftsführerin, er Vereinsvorsitzender - im Biewerer Verein für Heimatpflege, den "Biewener Hoahnen". Vor etlichen Jahren hatte der mittlerweile verstorbene Ortschronist Fritz Keil heraus gefunden, dass der bis dato geführte Namen "Biewerer Haohnen" falsch war. Aus "Biewerer Haohnen" wurde "Biewener Hoahnen". "Daher mussten wir auch das Bühnenbild für Fastnacht ändern", erinnert sich Jürgen Weiland an den recht großen Aufwand. Authentische Brauchtumspflege ist die oberste Aufgabe, der sich Christa und Jürgen Weiland und mit ihnen die 302 "Biewener Hoahnen" gestellt haben. Wobei es schon mal auf Studienreisen ging, um Ähnlichkeiten des Schärensprungs mit anderen europäischen Frühlingstänzen abzuklären - bis heute ist die Biewerer Tradition nicht eindeutig geklärt. Zu den Aufgaben des Paars zählen die Organisation der Fastnachtsfeiern "mit einer eingespielten Supermannschaft", der Schärensprung und die Herausgabe der umfangreichen Ortschroniken. Ein beachtliches, nicht ganz unproblematisches Unterfangen für die städtische Verwaltungsangestellte (45) und den ehemaligen Berufs-Feuerwehrmann (64). Denn der Schärensprung ist eine "wahnsinnige Belastung für den Verein", stellt Jürgen Weiland fest. Bis zu 7000 Euro legten die "Biewener Hoahnen" jährlich dazu: Kosten, die durch Beschilderungen, Gestattungen, Rettungsdienste und Rechnungen für die Musikvereine entstünden. Daher müssten Firmen "abgeklappert" werden, Spendenaktionen, ein Flohmarkt oder Buttonverkäufe zugunsten des Vereins über das ganze Jahr organisiert werden. "Das ist auf Dauer von einem Verein nicht zu leisten. Was fehlt, ist ein Sponsor", sagt das Paar, dessen ganzes Herz an der Traditionsveranstaltung hängt. Eine Lösung sei vielleicht, mit einem anderen Verein zu fusionieren. Ebenfalls zur Tradition ist längst geworden, dass Christa Weiland die Fastnachts-Orden entwirft. "Den kritischen Hoahnen, inspiriert durch das Dorfgeschehen", erklärt sie. Alle vier Monate bringt der Verein 1200 vierseitige Din A-5-Mitteilungsblätter heraus, für die der Neukommunalpolitiker Jürgen Weiland (CDU) die meisten Beiträge schreibt und aktuelle Probleme aufgreift. Auch darin geht es schon mal - wen wundert's - um den Hahn.